Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: September-Oktober 2021

Schwerpunkt

Die beste Werbung sind wir selbst!

Am 20. März 2022 finden in Bayern die nächsten Pfarrgemeinderatswahlen statt – also in etwa einem halben Jahr. Diese sechs Monate können von den Gremien vor Ort sinnvoll und gut genutzt werden, um scheidende Mitglieder zu verabschieden und für die Neuen alles vorzubereiten.

Die vergangenen eineinhalb Jahre waren streckenweise stiller und ereignisärmer als gedacht – die Corona-Pandemie hat viele Pläne zu Nichte gemacht, mancherorts hat sie zu Stillstand, Resignation und Frust geführt. Mit diesen Gefühlen aber sollte die aktuelle Wahlperiode der Pfarrgemeinderäte (PGR) keinesfalls enden. Wer seine Arbeit noch nicht wieder aufgenommen hat, der sollte es spätestens jetzt tun, noch sind fast sechs Monate Zeit dafür – und gerade jetzt am Ende gibt es noch jede Menge zu tun!

Kandidaten suchen und finden

Potentielle Kandidatinnen und Kandidaten haben sich früher vor allem bei Pfarrfesten, Veranstaltungen und anderen Aktivitäten der Pfarrgemeinden finden und ansprechen lassen. Vieles davon ist momentan nicht wie gewohnt möglich. Davon sollte man sich jedoch nicht entmutigen lassen, denn es gibt Wege und Möglichkeiten, wie die Listen für die Wahl im kommenden März trotzdem voll werden. Wichtig ist, rechtzeitig mit den Planungen und Vorbereitungen zu beginnen. Am Anfang sollte eine gewisse Selbstvergewisserung stehen: der Begriff des Ehrenamtes ist weit, Ehrenamt selbst vielseitig – auf welchen Wegen kann ich Ehrenamtlicher sein? Was hat sich in der Vergangenheit bewährt, was eher nicht? Welches Bild von Pfarrgemeinderat, Partizipation und Teilhabe herrscht in meiner Pfarrei vor? Stimmt das noch mit den Ansprüchen und Bedürfnissen der Menschen zusammen?

Wenn Sie diese Fragen für sich und als Gremium geklärt haben, kann die Suche nach geeigneten Personen für den neuen Pfarrgemeinderat beginnen. Alle bisherigen PGR-Mitglieder sind eingeladen, sich Gedanken zu machen und geeignete Personen anzusprechen. Außerdem können Sie auch gemeinsam im Gremium darüber beraten. Hat bisher jemand gefehlt? Wurde ein Themenbereich nicht vertreten? Stellen Sie eine Liste mit Gruppen, Initiativen, Vereinen zusammen, die im Pfarrgemeinderat künftig vertreten sein könnten und besprechen Sie, wer die Anfragen dort übernehmen möchte.

  • Nehmen Sie auch Personen in den Blick, an die man vielleicht nicht gleich denkt. Bei Insidern ist der Blick oft auf bestimmte Personengruppen eingeengt. Doch warum nicht den Blick weiten? Es gibt mehr Ressourcen und Begabungen, als man oft denkt.
  • Gehen Sie auf gesellschaftliche Gruppen außerhalb der Pfarrgemeinde aktiv zu, beispielsweise auf die Freiwillige Feuerwehr, Kultur- und Brauchtumsvereine oder sozial engagierte Gruppen.
  • Werben Sie in pfarrlichen Kindertageseinrichtungen und Schulen für eine Mitarbeit im Pfarrgemeinderat.
  • Binden Sie die Jugendgruppen mit ein. Ihnen können Sie das gemeindliche Leben und Personen und Gesichter der Pfarrgemeinde vorstellen. Jugendliche sind meist ab 16 Jahren wählbar. Wahlberechtigt ist, wer am Wahltag das 14. Lebensjahr vollendet hat. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) plant auch wieder eine Jugend-Aktion zur PGR-Wahl.

Die Arbeit beschließen

Vier Jahre sind eine lange Zeit, sicherlich ist viel passiert, vieles wurde geschafft. Blicken Sie mit Stolz darauf zurück! Nutzen Sie eine der letzten Sitzungen, um die vergangene Wahlperiode Revue passieren zu lassen und überfrachten Sie diese nicht mit neuen Themen, die ohnehin nicht mehr zu Ende gebracht werden könnten. Ziehen Sie lieber Bilanz: Was ist gut gelungen, was weniger? Sprechen Sie beide Seiten ehrlich an. Hier kann es um organisatorische Dinge, wie die Gestaltung der Sitzungen ebenso gehen wie um inhaltliche Fragen.

Machen Sie sich frei von althergebrachtem Ballast, der vielleicht nicht mehr trägt. Halten Sie fest, welche Angebote nicht mehr wirklich angenommen werden, welche Rückmeldungen aus der Pfarrgemeinde es dazu vielleicht gegeben hat, aber auch welche Vorschläge für Neues oder Fehlendes gemacht wurden. Das alles sind wichtige Informationen für den neuen Pfarrgemeinderat und macht ihm den Einstieg leichter. Aber, Vorsicht! Halten Sie sich mit „Hausaufgaben“ für den neuen Pfarrgemeinderat eher zurück. Vielleicht ist da das ein oder andere Projekt, das nicht mehr abgeschlossen werden konnte und das hoffentlich zu Ende geführt werden wird, aber lassen Sie dem neuen Gremium die Chance, selbst Schwerpunkte zu setzen und Themen anzustoßen. Lassen Sie den neuen Mitgliedern Raum für ihre Ideen und versuchen Sie nicht, schon die Schienen für die nächsten vier Jahre vorzuzeichnen.

 „Christ sein. Weit denken. Mutig handeln.“ – so lautet dieses Mal das Motto der Wahlkampagne. Mutig ist auch, wer loslässt. Seien Sie ehrlich zu sich selbst – und zu Ihren Kolleginnen und Kollegen im Pfarrgemeinderat. Bin ich noch aus voller Überzeugung mit dabei? Macht mir die Arbeit auch noch Spaß oder „quäle“ ich mich in die Sitzungen, sehe ich diese eher als lästige „Pflichttermine“ an? Habe ich auch die Zeit und die Energie, um mein Amt auszufüllen oder war ich vielleicht in den vergangenen vier Jahren schon eher weniger als mehr präsent? Bin ich noch motiviert und bereit, mich auf Veränderungen einzulassen oder wäre mir einfach nur lieb, wenn sich am „alten Trott“ nichts ändern würde? Im Zweifel ist es sicherlich besser, auf eine erneute Kandidatur zu verzichten, als nur aus Verbundenheit oder Pflichtgefühl eine Liste „voll zu machen“.

Anerkennung zeigen

Die Mitwirkung im Pfarrgemeinderat ist ein Ehrenamt. Entscheidet sich ein Mitglied dazu, nicht mehr zu kandidieren, sollte dies respektiert werden. Sehen Sie daher von Überredungsversuchen ab, aber fragen Sie nach den Gründen für den Rückzug. Wichtig ist: egal, wie lange jemand Mitglied im Pfarrgemeinderat war – viele Perioden lang, erst seit der letzten Wahl oder sogar noch kürzer – ihm/ihr steht eine würdige und wertschätzende Verabschiedung zu. Überlegen Sie gemeinsam mit den Hauptamtlichen in Ihrer Pfarrei, wie diese aussehen kann und wann sie stattfinden soll. Nur dort, wo Engagement und Einsatz anerkannt werden, wo Menschen das Gefühl haben, mit ihren Ideen und ihrem Tut wertgeschätzt zu werden, nur dort hat das Ehrenamt auch eine Zukunft. Zufriedene Pfarrgemeinderäte, die mit Begeisterung von ihrer Arbeit berichten, sind die beste Werbung, die Sie für die bevorstehenden Wahlen am 20. März 2022 haben können!

Name drauf, und ab in die Box!

Die Kandidatenvorschlags-Box ist ein beliebtes Instrument, um möglichst viele Menschen in die Kandidatensuche einzubinden. Das Prinzip ist ganz einfach: Man stellt eine „Kandidatenvorschlags-Box“ in der Pfarr- und Filialkirche, im Pfarrheim, in der Bäckerei, Metzgerei oder bei einem Infostand auf dem Wochenmarkt auf und lädt dazu ein, auf einen Tippzettel Vorschläge für Kandidatinnen- und Kandidaten zu schreiben, die dann in die Box geworfen werden. Die Pfarreien werden in der Regel durch ihre Diözesanräte mit Boxen und Tippzettel versorgt, eine Nachbestellung für viele Materialien ist natürlich möglich.


Verfasst von:

Alexandra Hofstätter

Geschäftsführerin des Landeskomitee der Katholiken in Bayern.