Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: September-Oktober 2021

Kommentar

Persönlich gewachsen, spirituell gereift

Foto: privat

Als ich im Herbst 1997 gefragt wurde, ob ich nicht für den Pfarrgemeinderat kandidieren wolle, da habe ich ohne groß zu überlegen mit „Ja“ geantwortet. Ich wollte mich in meiner Pfarrei engagieren!

Im März 1998 wurde ich dann in den Pfarrgemeinderat gewählt und gehöre ihm bis heute an. Seit 2014 bin ich dessen Sprecherin. Nach reiflicher Überlegung und aus gesundheitlichen Gründen habe ich mich nun entschieden, bei den nächsten Wahlen nicht mehr zu kandidieren.

Ich blicke mit Dankbarkeit auf meine Jahre im Pfarrgemeinderat zurück. Die Zeit war von vielen Begegnungen und Erfahrungen geprägt. Zunächst habe ich mich in die bestehenden Strukturen eingebracht und vorhandene Aufgaben wahrgenommen. So habe ich mich beispielsweise am sonntäglichen Fahrdienst beteiligt, der ältere und/oder gehbehinderte Gemeindemitglieder zum Gottesdienst chauffiert hat. Das waren oft schöne Begegnungen. Natürlich gehörte auch die Mithilfe bei pfarrlichen Festen, Bittprozessionen, Fronleichnam, Fahrzeugsegnungen und vieles mehr zu den Aufgaben als Pfarrgemeinderatsmitglied. Bei der Erfüllung dieser Aufgaben und dem sich oft anschließenden gemütlichem Beisammensein war es schön, die anderen Pfarrgemeinderatsmitglieder, die man vorher oft nur flüchtig kannte, näher kennenzulernen. Daraus entstanden auch bleibende Freundschaften.

Zu Beginn meiner zweiten Amtsperiode gab es in der Pfarrei einen Pfarrerwechsel und damit veränderte sich auch in der Arbeit des Pfarrgemeinderats eine Menge. Es entstanden neue Ausschüsse, beispielsweise für „Liturgie“, „Öffentlichkeitsarbeit“, „Mission-Entwicklung-Frieden“, „Ehe und Familie“, und damit neue Aufgaben. Ich habe mich in der Öffentlichkeitsarbeit und in der Gemeindekatechese engagiert. Diese Arbeit hat mir auch persönlich viel gegeben. Mit dem Ausschuss Gemeindekatechese etwa haben wir die Erstkommunion- und Firmvorbereitung begleitet, wir haben Andachten für unterschiedliche Zielgruppen gestaltet, zum Beispiel als das Kreuz des Weltkirchentags für ein Wochenende in der Gemeinde zu Gast war oder in der Corona-Pandemie Adventsandachten im Freien. In der Fastenzeit haben wir Exerzitien im Alltag durchgeführt. Diese Arbeit hat mir viel bedeutet und mich auch spirituell reifen lassen. Die jährlichen Pfarrgemeinderatswochenenden in wechselnden Exerzitienhäusern, bei denen es stets sowohl um die gemeinsame Arbeit als auch um Spiritualität, Beisammensein und besseres Kennenlernen ging, waren immer ein Highlight.

Bei allen auch kontroversen Diskussionen waren unsere Sitzungen immer harmonisch und von gegenseitigem Respekt geprägt. Nicht alles, was wir in Angriff genommen haben, war von Erfolg gekrönt. Doch rückblickend kann ich für mich persönlich sagen, dass die Jahre im Pfarrgemeinderat mich menschlich sehr bereichert haben und ich sie keinesfalls missen möchte. Ich kann dazu raten, es einmal mit der Mitarbeit im Pfarrgemeinderat zu versuchen. Es gibt dabei viel zu erleben und zu gewinnen.

Helga Wallbraun wird nach 24 Jahren im Pfarrgemeinderat im März 2022 nicht mehr kandidieren.


Verfasst von:

Helga Wallbraun