Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: September-Oktober 2021

Katholisch in Bayern und der Welt

Vermitteln über die Sprache hinaus

Foto: Projekt "Kulturdolmetscher plus"

„Kulturdolmetscher plus – sharing empowerment®“

Wie melde ich mein Kind in einem Sportverein an? Wie bekomme ich einen Termin beim Facharzt? Was muss ich zur Elternversammlung in der Kita mitbringen? Wie nutze ich die Angebote einer Bibliothek? Diese und weitere Fragen stellen sich viele Menschen, die in Deutschland ankommen und in der neuen Umgebung Fuß fassen möchten.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass Sprachkenntnisse alleine nicht ausreichen, um kulturelle Differenzen zu überbrücken und eine gelingende Alltagsbewältigung möglich zu machen. Für das Miteinander in einer vielfältigen Gesellschaft braucht es Personen, die als Übersetzerinnen und Übersetzer zwischen den unterschiedlichen Kulturen vermitteln können – und wer könnte das besser als Menschen mit eigenen Migrationserfahrungen?

Hier setzt der Qualifizierungskurs „Kulturdolmetscher plus – sharing empowerment®“ an. Konzipiert wurde der Kurs von drei Mitgliedseinrichtungen der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) in Bayern: der KEB in der Erzdiözese München und Freising, dem Dachauer Forum und der Domberg-Akademie. In der Qualifikationsmaßnahme werden Teilnehmende unter Einbezug ihrer eigenen Biographien und der Methodik des Empowerments in 40 Unterrichtsstunden zu kulturkompetenten Vermittlerinnen und Vermittlern ausgebildet. Voraussetzung für die Teilnahme bilden eigene Migrationserfahrung, gute Deutschkenntnisse sowie das Interesse, die eigene Bikulturalität im Rahmen eines Ehrenamts für die Gesellschaft fruchtbar zu machen. Mit Fördermitteln des Bayerischen Staatsministeriums des Innern, für Sport und Integration wurden 2020 zwölf Qualifizierungskurse in zehn katholischen und evangelischen Erwachsenenbildungseinrichtungen durchgeführt und bereits 102 Kulturdolmetscherinnen und -dolmetscher qualifiziert. Nach dieser erfolgreichen Pilotphase fördert das bayerische Innenministerium das Projekt auch 2021 weiter, um weitere 15 Qualifizierungskurse zu ermöglichen. Die Kulturdolmetscher unterstützen in Bayern sowohl Menschen mit Migrationshintergrund als auch verschiedene Einrichtungen und Behörden bei der Kommunikation miteinander, um kulturelle Missverständnisse zu klären und Verständigung auf Augenhöhe zu ermöglichen.

Hohes Engagement

Als Projektstandort erstmalig dabei ist dieses Jahr unter anderem die KEB Dillingen. Sieben Teilnehmende aus Nigeria, Syrien, Somalia, Afghanistan und dem Iran haben dort den „Kulturdolmetscher plus®“-Kurs erfolgreich abgeschlossen. Die Kursleiter Emel Ünsal und Dieter Kogge berichten voller Begeisterung von der Motivation und dem hohen Engagement der Kulturdolmetscher. Besonders überzeugt am Kurs hat sie das methodische Konzept der Biografiearbeit: „Durch die Reflexion eigener Erfahrungen und den intensiven Austausch in der Gruppe kann sich ein echtes Verständnis von Kultursensibilität entwickeln. Damit sind auch die Offenheit und das Selbstbewusstsein der Teilnehmenden merklich gewachsen.“ Geschäftsführerin Doris Wais erlebt den Qualifizierungskurs als „großen Gewinn für die Bildungseinrichtung“, mit dem neue Zielgruppen im Landkreis erreicht werden können. Koordiniert und professionell begleitet werden die ehrenamtlichen Einsätze der Kulturdolmetscherinnen und -dolmetscher in Dillingen über die Integrationslotsin im Landratsamt. Da Bedarf und Nachfrage in Dillingen hoch sind, hoffen KEB und Landratsamt, dass der Kurs über 2021 hinaus weitergeführt werden kann.

Alle Informationen zum Projekt und zur Teilnahme finden Sie hier.


Verfasst von:

Sophia Summer

Projektreferentin "Kulturdolmetscher plus"