Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: November-Dezember 2021

Schwerpunkt

Eine Synagoge? Warum?

Foto. Pat Christ

Praxisbuch von Alexander Jansen vermittelt Kindern religiöse Toleranz

Hier und da blinkt ein winziges Warnzeichen auf. Das kann ein knapper Kommentar sein. Eine Geste. Oder auch ein Bild. Jener junge Mensch, sieht Alexander Jansen dann, hegt beträchtliche Vorurteile gegenüber Mitmenschen anderer Religion. Nicht zuletzt mit Blick auf diese Jugendlichen verfasste der Würzburger Künstler und Heilpädagoge das Praxisbuch „Ich habe meinen Glauben mitgebracht“, das Anfang des Jahres im Münchner Don Bosco-Verlag 

Unsere Vorstellungen von anderen Religionen sind oft sehr vage. Eben dies führt im schlimmsten Fall zu Islamophobie oder Antisemitismus. Und zwar nicht nur bei der einheimischen Bevölkerung, sondern auch bei eingewanderten Menschen. Wie weit Antisemitismus unter jungen Geflüchteten verbreitet ist, erfuhr Jansen, der mit geflüchteten Jugendlichen arbeitet, unlängst auf einem Spaziergang mit einem jungen Eritreer durch Würzburg. Die beiden kamen am Gemeindezentrum „Shalom Europa“ vorbei. Jansen erklärte, dass sich hinter den Gemäuern eine Synagoge verbirgt. Der Junge staunte: „Warum habt ihr das? Die Juden haben doch Jesus umgebracht!“

Vor sechs Jahren hatte sich Alexander Jansen zum Ziel gesetzt, Erzieherinnen, Pädagogen und Lehrkräften etwas an die Hand zu geben, um Kindern aus Flüchtlingsfamilien das Ankommen in unserem Land zu erleichtern. So entstand die „Mitgebracht“-Reihe im Don Bosco-Verlag. Ich habe meine Musik mitgebracht lautet der Titel des ersten Bands, der 2017 erschien. 2019 wurde die Reihe mit dem Band Ich habe meine Märchen mitgebracht fortgesetzt. Der Band Ich habe meinen Glauben mitgebracht schließt die Reihe ab. „In allen drei Büchern geht es um Vielfalt, Toleranz und die Gemeinsamkeiten in den verschiedenen Kulturen“, so Jansen.

Auf Kindertauglichkeit geprüft

Nur wenn zwischen den Menschen eine stille Übereinkunft herrscht, dass jede Kultur und jede Religion toleriert wird, ist ein friedliches Zusammenleben möglich. Die Spiele, Geschichten und Lieder in Ich habe meinen Glauben mitgebracht wollen dafür den Boden bereiten. Alle Buchbeiträge wurden von Alexander Jansens neunjähriger Tochter Johanna auf ihre „Kindertauglichkeit“ hin geprüft, bevor sie aufgenommen wurden. Jansen selbst verfasste den Text zum Singspiel „Mampf! Mampf! Mampf!“, dem ein pakistanischer Kinderreim zugrunde liegt. Außerdem schrieb er Gotthold Ephraim Lessings Ringparabel „Nathan der Weise“ zu einem Theaterspiel für Kinder um.

Gerade die Ringparabel ist ein dringender Appell zum Frieden zwischen den Religionen. Jansen vermittelt die Botschaft aus der Erzählung von Lessings Drama kindgerecht. Er schrieb überdies eine deutsche Fassung von „Atouna Tufoole“, einem Friedenslied aus dem libanesischen Bürgerkrieg. Über die Lieder, Geschichten und kleinen Theaterstücke lernen Kinder zwischen fünf und zehn Jahren spielerisch verschiedene Religionen kennen. Erzieherinnen und Lehrkräfte können alle Notensätze und Strophentexte des Buchs sowie sämtliche Texte zu den Theaterspielen über einen Downloadcode ausdrucken


Titelfoto: Alexander Jansen mit seiner Tochter Johanna, die alle Spiele, Lieder und Geschichten prüfte, bevor sie in das neue Buch "Ich habe meinen Glauben mitgebracht" aufgenommen wurden.


Verfasst von:

Pat Christ

Freie Autorin