Ausgabe: Januar-Februar 2022
KommentarBezahlbares Bauland dringend gesucht
„Mieter wie Käufer können sich München kaum noch leisten. 75 m² groß, zehn Jahre alt: eine Münchner Wohnung wie diese kostet im Schnitt mittlerweile 1245 Euro Kaltmiete pro Monat.“ – stand kürzlich im Münchner Merkur. Und in der Laber Zeitung hieß es: „Immer mehr Münchner beantragen eine Sozialwohnung. Für einen Teil der Empfänger von Hartz IV wird es härter, sich das Leben in Bayern leisten zu können. Der Grund: der Boom auf dem Immobilienmarkt hat auch die Mieten im Freistaat kräftig nach oben getrieben.“ Aber nicht nur in München, sondern auch in anderen Städten Bayerns wächst die Not auf dem Wohnungsmarkt und die Kluft wird größer. So wissen wir beispielsweise von Wiederverkäufen von vor etwa acht Jahren neu erstellten Reihenhäusern in Nordbayern, die ihren Wert mehr als verdoppelt und inzwischen die Eine-Million-Euro-Grenze überschritten haben. Für eine Familie mit einem durchschnittlichen Einkommen ist so etwas unbezahlbar.
Der Wohnungsmangel insgesamt nimmt inzwischen in vielen kleinen und mittleren Städten zu. Hier entwickelt sich ein sozialer Sprengstoff mit weitreichenden Folgen für unser gesellschaftliches Zusammenleben. Wenn junge Familien keine adäquate Wohnung mehr finden, wenn Menschen mit einer niedrigen Rente ihre Miete nicht mehr bezahlen können, dann sind soziale Spannungen unausweichlich.
Es fehlt vor allem an günstigem Bauland. Hier sind der Freistaat und die Kommunen gefragt, aber auch die Pfarrgemeinden können einen Beitrag leisten. Im April 1947 erklärte die Bayerische Bischofskonferenz: „Jeder Mensch hat ein natürliches und göttliches Recht auf die zur Erhaltung seines Lebens notwendige Nahrung, Kleidung und Wohnung. An diesem Recht dürfen kein Mensch und keine Macht rütteln. Niemand darf dem Menschen das nehmen oder vorenthalten, was er zum Leben unbedingt braucht.“
Diese Worte sind heute wieder sehr aktuell. Wir brauchen eine gemeinsame Anstrengung, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. So sind auch die Pfarrgemeinden gefordert, sofern Bedarf besteht und Bauland vorhanden ist, die Wohnungsnot zu verringern. Die Joseph-Stiftung wie auch die anderen kirchlichen Wohnungsgesellschaften in Bayern sehen das als ihren zentralen Auftrag. Mehr als 60 Prozent unseres Wohnungsbestandes ist öffentlich geförderter Wohnraum und damit bezahlbar auch für niedrigere Einkommensgruppen. Bei einem Objekt, das kürzlich neu bezogen wurde, haben wir Kaltmieten ab 5,70 Euro pro Quadratmeter. Als Stiftung beraten wir gerne auch die Pfarrgemeinden in unserem Einzugsbereich bei diesem Thema.
In einem Forschungsprojekt mit der Hochschule Coburg konnten wir feststellen, dass der öffentlich geförderte Wohnungsbau über das reine Wohnen hinaus noch weitere gesellschaftliche Mehrwerte generiert. So zeigt sich beispielsweise, dass Menschen in einer angemessenen Wohnsituation gesünder bleiben. Mieter verfügen in solchen Wohnungen auch über mehr Geld und können damit stärker am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Auch Kinder profitieren davon. Nicht zuletzt integriert wohnen. Aus unseren Erfahrungen wissen wir: Wo öffentlich geförderte und frei finanzierte Mietwohnungen, aber auch Eigentumswohnungen entstehen und gegebenenfalls auch in einem Quartiers- beziehungsweise Nachbarschaftskonzept verbunden werden, dort entstehen lebendige und sozial ausgewogene Quartiere mit Menschen unterschiedlicher Lebensformen und Milieus.