Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Mai-Juni 2022

Gesichter des Landeskomitees

Begeistert sein

Kirchliches Engagement hat viele Gesichter

Michael Kroll (53) ist seit fast 20 Jahren Referent beim Landes-Caritasverband Bayern. Neben seinem Tätigkeitsschwerpunkt als Geschäftsführer der Katholischen Jugendsozialarbeit Bayern ist er dort Ansprechpartner für die Arbeitsfelder Arbeitsmarktpolitik, Wohnungslosenhilfe und Jugendfreiwilligendienste. Dem gelernten Grund- und Hauptschullehrer und Personalentwickler liegen die Lebenschancen der jungen Menschen, die Hilfen zu ihrer sozialen, schulischen und beruflichen Integration benötigen, besonders am Herzen. Der Sachausschuss „Soziale und caritative Fragen“ des Landeskomitees, dem Michael Kroll seit vielen Jahren angehört und den er derzeit im Team leitet, ist ein Ort, an dem solche Anliegen in konstruktive Initiativen münden.

Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich?

Weil ich mir ein Leben ohne den kollegialen Einsatz in motivierten Teams für eine von mir so empfundene gute Sache und für andere Menschen gar nicht vorstellen kann. Dass ich begeisterungsfähig bin, einen vollen Kalender unproblematisch finde und halbe Sachen sowie unstrukturiertes Arbeiten weder mag noch kann, ist ein Teil der Antwort auf das „Warum?“ und kommt meinem Engagement wahrscheinlich zugute.

Wie sind Sie zum freiwilligen Engagement gekommen?

Einmal Pfadfinder – immer Pfadfinder. So kann ich das in kurzen Worten ausdrücken. Ich bin seit meiner Kindheit in der kirchlichen Jugendverbandsarbeit aktiv gewesen, vom Jungpfadfinder bis zum Vorsitzenden der DPSG in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Der Sprung in den Diözesanvorstand des BDKJ München und Freising war daraus ebenso folgerichtig wie mein weiterer Weg in den Landes-Caritasverband Bayern: Wie Netzwerk- und Verbandsarbeit, jugend- und sozialpolitisches Lobbying funktioniert – das habe ich gelernt und höre nicht auf zu lernen, das macht mir Spaß, da bringe ich Leidenschaft mit. In diesem guten Sinn ist mein Engagement bei der Caritas und übrigens auch bei Kolping freiwillig – auch wenn ich hauptberuflicher Mitarbeiter bin.

Was beschäftigt Sie im Moment?

Es brennt derzeit an allen Ecken und Enden. Da komme ich mit dem Aufzählen der vielen Krisen kaum mehr nach. Welche Auswirkungen haben all die Spaltung und all der Hass, die Folgen einer Pandemie und eines Krieges, ein Leben im sich wandelnden Klima und womöglich in Armut ganz konkret auf das Leben der jungen Menschen – speziell für die, die sich schwerer tun als andere, mit beiden Beinen selbstbestimmt im Leben zu stehen? Warum lohnt es sich dennoch, sich für ein gutes, erfülltes Leben für sich selbst und für andere einzusetzen – und wie können wir das vermitteln? Antworten auf solche Fragen zu finden ist komplex und geht nicht allein. Und es beschäftigt mich dabei zusätzlich, wie wir Distanzen, die sich auch in völlig unterschiedlichen medialen Lebenswelten manifestieren, überwinden und dennoch in einen lohnenden Austausch kommen können.

Was wollen Sie bewegen?

Wenn es uns im Sachausschuss „Soziale und caritative Fragen“ des Landeskomitees in den nächsten Monaten gelingt, einen sicht- und spürbaren Impuls zu geben, der dazu beiträgt, die Lebenssituation von Menschen, die in Bayern in Armut leben, zu verbessern, dann wäre schon einiges bewegt.

Kirchliches Engagement hat Zukunft, weil…

… ein Gemeinwesen ohne sinn- und wertstiftende Institutionen für mich nicht vorstellbar ist. In unserer christlich geprägten Gesellschaft haben die Kirchen hier eine zentrale Aufgabe – sie müssen den Menschen und den Verantwortlichen wesentliche Botschaften und Orientierung vermitteln. Wenn Leitende oder Täter diese Botschaft durch ihr Reden, ihre Haltung oder ihr Tun so sehr verdunkeln, dass sie niemand mehr hören oder ernstnehmen mag, dann müssen wir im Kirchenvolk den biblisch geprägten Werten durch unser Leben und Sprechen und durch unser Engagement glaubwürdig Gehör verschaffen.

Titelfoto: LCV Bayern


Verfasst von:

Gemeinde Creativ

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