Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Mai-Juni 2022

Ökumene

Christen kommen zueinander

Der rund 250 Meter lange Symbolweg „Ökumene geht!“ besteht aus zwölf in den Straßenbelag eingelassenen Bronzetafeln mit christlichen Symbolen.

Mit vereinten Kräften wurde in der Stadt Aschaffenburg ein „Ökumeneweg“ gestaltet

Man kann Probleme thematisieren. Unterschiede benennen. Oder sich auf das Gemeinsame besinnen. Letzteres geschah beim „Aschaffenburger Ökumeneweg“. Der besteht aus zwölf Bronzetafeln mit christlichen Glaubensbegriffen, die von Schülern der Aschaffenburger Steinmetzmeisterschule kreiert wurden. Unter dem Motto „Ökumene geht!“ verbindet der Weg die katholische Stiftskirche mit der evangelischen Christuskirche. 2017 fiel der Startschuss. Am Reformationstag 2021 wurde der Weg eingeweiht.

Bei einem solchen Vorhaben besteht der erste Schritt gewöhnlich darin, dass ein Projektteam zusammengetrommelt wird. In Aschaffenburg allerdings gab es bereits eine „ökumenische Zelle“. „Ich treffe mich mit meinen katholischen Kollegen von St. Martin und Zum guten Hirten seit fast zehn Jahren etwa alle zwei bis drei Monate zum Kaffeetrinken und zum Austausch“, erzählt Pfarrer Hansjörg Schemann von der Christuskirche. In diesem bereits existierenden Kreis wurden zwölf Zentralbegriffe, die Katholiken und Protestanten verbinden, für den Weg festgelegt. Es geht unter anderem um „Liebe“ und um „Schöpfung“. Um das „Wort“ und den „Geist“. Um Gott „Vater“ und den „Sohn“.

Ökumene ist für Hansjörg Schemann von unschätzbarem Wert. „Wir können uns einfach keine Trennung mehr leisten“, sagt der Theologe. Der Glaube, vor allem aber auch die Bibel seien schlicht nicht zu trennen. Bereits Anfang der 1990er Jahre, als Schemann in Bayreuth eingesetzt war, hatte er ein ökumenisches Projekt begleitet: „Das war ein Höhepunkt meiner Laufbahn.“ Der ökumenische Gedanke, wie er im Ökumeneweg zum Ausdruck kommt, hat für Schemann das Potenzial, in die Gesellschaft hineinzuwirken. „Durch die Art und Weise, wie Kirche in der Ökumene Verschiedenartigkeit stehen lässt und wie sie sich mit Verschiedenartigkeit versöhnt, kann sie ein Modell sein“, sagt er.

Ökumene ohne Alternative

Mit der Resonanz auf ihr Projekt können die Organisatoren rundum zufrieden sein. Wie groß der Zuspruch ist, zeigt sich nicht zuletzt am hohen Spendenaufkommen. Die 15 mal 15 Zentimeter großen Bronzereliefs für das „begehbare Kunstwerk“ gießen zu lassen und sie in den Belag der Pfaffengasse zwischen der katholischen Stiftsbasilika St. Peter und Alexander und der Christuskirche einzulassen, kostete gut 10.000 Euro. Die Stadt Aschaffenburg steuerte Mittel bei, außerdem das evangelische und das katholische Dekanat. Daneben brauchte es private Spenden. Die auch üppig flossen.

Hansjörg Schemann vermag es, von der Idee „Ökumene“ zu überzeugen. „Ökumene ist alternativlos“, sagt der Kirchenmann. Nach seiner Einschätzung denken inzwischen die meisten Christen so. Schwierig bleibt für Schemann, dass Ökumene etwas ist, was zusätzlich zu tausend anderen Aufgaben „on top“ kommt: „Ökumene braucht Kraft und Einsatz.“ Leichter werde es überall dort, wo es institutionelle Verbindungen gibt. Im besten Fall existiert ein ökumenisches Zentrum. Das gibt es in Aschaffenburg noch nicht: „Immerhin haben wir eine ökumenische Telefonseelsorge.“ Und einen regen Ökumenekreis, der auch stark in das Projekt eingebunden war.

Es gehört für Schemann auch ein Quantum Idealismus dazu, ein Vorhaben wie „Ökumene geht!“ in Angriff zu nehmen. Allein, die beiden Hinweisschilder an den Endpunkten des Wegs aufzustellen, war mühsam, so der Seelsorger, der Ende Januar 2022 in Ruhestand ging. Das hatte nichts mit Ökumene zu tun, sondern damit, dass in den öffentlichen Raum eingegriffen werden musste. Deshalb waren zahlreiche Absprachen erforderlich. Mit der Kommune. Aber auch mit den Vorständen der Pfarrgemeinderäte.

Foto: Hansjörg Schemann


Verfasst von:

Pat Christ

Freie Autorin