Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Mai-Juni 2022

Schwerpunkt

Das ABC des Pfarrgemeinderats

A wie Amtszeit

Pfarrgemeinderäte werden in Bayern auf vier Jahre gewählt. Die Amtszeiten eines Pfarrgemeinderats werden in den jeweiligen Satzungen der (Erz-)Bistümer geregelt. In Österreich sind es beispielsweise fünf Jahre. Die Amtszeit beginnt und endet in der Regel mit der Konstituierung des Gremiums.

B wie Beschluss

Vielfach ist in den Satzungen zu lesen, dass Pfarrgemeinderäte lediglich „beratende“ Funktion hätten. Dennoch können – und sollen sie sogar – Beschlüsse fassen. Ein ordentlich gefasster Beschluss, der im Protokoll entsprechend festgehalten ist, hat mehr Nachdruck, mehr Gewicht und eine stärkere Wirkkraft.

C wie Christliche Soziallehre

Solidarität, Subsidiarität und Personalität – heute gerne ergänzt um die Nachhaltigkeit – sind die Prinzipien der katholischen Soziallehre. Diese Motive sollten auch für die Arbeit des Pfarrgemeinderats leitend und perspektivgebend sein.

D wie Dialog

Die großen Räder dreht man nur gemeinsam. Suchen Sie daher im Pfarrgemeinderat den Dialog mit anderen Aktiven in Ihrer Gemeinde. Je nach Thema können das Vereine und Verbände, der Stadt- oder Gemeinderat, die örtliche Bücherei, Schulen und Kindergärten oder Betriebe sein. Vergessen Sie auch die anderen Religionsgemeinschaften nicht und suchen Sie hier ganz bewusst nicht nur den ökumenischen, sondern auch den interreligiösen Dialog mit muslimischen und jüdischen Gemeinden.

F wie Finanzen

Für die Finanzen sind in den Pfarrgemeinden die Kirchenverwaltungen zuständig. Aber: ein gutes Miteinander in einer Pfarrei zeichnet sich dadurch aus, dass die Informationen zwischen den unterschiedlichen Gremien fließen. Ein Pfarrgemeinderat sollte über die Finanzen seiner Pfarrei in jedem Fall informiert sein. In den meisten Satzungen ist sogar festgeschrieben, dass der PGR eine Stellungnahme zum jeweiligen Haushalt abgeben soll. Lesen Sie nach und bringen Sie sich ein!

G wie Gesprächskultur

Schaffen Sie in Ihrem Pfarrgemeinderat eine Gesprächskultur, an der sich alle gerne beteiligen. Das A und O ist dabei eine gute Moderation, der es gelingt, die „Vielredner“ einzufangen, ohne sie im Satz „abzuwürgen“ und die gleichzeitig die eher „Leisen“ gezielt mit einbindet, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Sitzungsleitung kann man lernen – bei den Diözesanräten gibt es dafür immer wieder spezielle Schulungsangebote.

I wie Inhalte

Es ist so viel zu organisieren! Das Pfarrfest, den Ordnerdienst für die Erstkommunionfeier – und wer kümmert sich um den Christbaumschmuck für die Pfarrkirche? Das alles ist richtig und wichtig, aber vergessen sie über all diesen „Alltagsthemen“ die eigentlichen Inhalte nicht. Pfarrgemeinderäte sind gewählt, um christliche Positionen in ihrer Gemeinde zu vertreten und in diese hineinzuwirken. Bei manchen Themen wird eine Einmischung der Kirchen eher erwartet, beispielsweise wenn es um Frieden, Klima und die Bewahrung der Schöpfung geht. Melden Sie sich aber explizit auch bei den anderen: ein neues Gewerbegebiet soll ausgewiesen, der Jugendtreff geschlossen werden? – bilden Sie sich im Gremium eine Meinung und überlegen Sie gemeinsam, wie Sie sich sinnvoll einbringen können.

J wie Jugend

Jugendliche und junge Erwachsene bereichern mit ihren Ideen und Impulsen die Arbeit im Pfarrgemeinderat. Vielerorts ist es gute Tradition, dass junge Leute aus den örtlichen Jugendverbänden im PGR mitarbeiten. Wurde niemand gewählt, kann man durch eine gezielte Berufung ein bisschen nachhelfen. Sichtweisen und Perspektiven der Jugend sollten im PGR in jedem Fall gebührend Raum bekommen – denn diese jungen Menschen sind die Zukunft unserer Pfarreien!

K wie Klausur
Gönnen Sie sich als Gruppe einen Klausurtag, besser noch ein ganzes Wochenende. Dies bietet sich vor allem am Beginn und Ende der Wahlperiode an, um sich kennenzulernen und später zurückzuschauen. Wenn Zeit ist, aber auch zwischendrin, um innezuhalten, Projekte zu einem guten Ende zu führen und Kraft zu tanken für die nächsten. Verbinden Sie bei solchen Klausuren gezielt spirituelle, inhaltliche und gesellige Elemente.

M wie Medien

Nach dem Motto „Gutes tun und darüber sprechen“ machen Sie sich Gedanken über eine Medienstrategie in Ihrer Pfarrei: auf welchen Wegen und mit welchen Formaten erreichen Sie interessierte Menschen am besten? Welche Inhalte wollen Sie transportieren, welche Angebote noch bekannter machen? Knüpfen Sie Kontakte zu lokalen Medien, bespielen Sie die Homepage der Pfarrgemeinde – und wenn es richtig gut läuft, wagen Sie sich an Social Media. Und: vernachlässigen Sie den Pfarrbrief nicht, denn der ist nach wie vor das Medium Nummer 1, mit dem man die Menschen vor Ort regelmäßig erreichen kann.

P wie Pfarrfest

Eine der größten Konstanten im Gemeindeleben ist in vielen Pfarreien sicherlich das Pfarrfest – und es ist wichtig, dass das auch so bleibt. Hier kommen alle Generationen zusammen, hier wird genetzwerkt, Neuzugezogene und Alteingesessene lernen sich zwischen Hüpfburg und Nachmittagskaffee kennen und schon entstehen neue Ideen für die nächsten Projekte. Lassen Sie sich trotzdem immer wieder etwas Neues einfallen und überraschen Sie so Ihre langjährigen Gemeindemitglieder.

S wie Synodale Kirche

Momentan ist viel von Synodalität in der katholischen Kirche die Rede. In Deutschland läuft der Synodale Weg, ins Leben gerufen vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) als Antwort auf die Missbrauchsskandale. Papst Franziskus hat einen weltweiten Synodalen Prozess angestoßen. Und unsere Gemeinden? Wichtig ist, dass der zentrale Punkt aller Überlegungen auch in unseren Gemeinden ankommt: die katholische Kirche braucht die gute Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen, eine Veränderung von Macht und Hierarchie, hin zu einem echten Miteinander. Diese Form der Synodalität muss aus unseren Gemeinden heraus wachsen.

T wie Tagesordnung

Kennen Sie das? Die Sitzung dauert schon zwei Stunden und man hat trotzdem erst die Hälfte der Tagesordnungspunkte abgearbeitet. Überfrachten Sie die Tagesordnungen nicht. Fokussieren Sie sich auf einige wenige zentrale, inhaltliche Punkte, verzetteln Sie sich nicht im alltäglichen Klein-Klein, sondern thematisieren Sie das, was wirklich wichtig ist – und geben Sie dem dann auch den zeitlichen Raum, den es verdient.

V wie Vernetzung

Vernetzen Sie sich mit anderen, die etwas Ähnliches tun wie Sie. Das können die Pfarrgemeinderäte der umliegenden Gemeinden sein, strecken Sie ihre Fühler aber auch in Richtung Dekanats- und Diözesanrat aus. Schauen Sie, was sich innerkirchlich in Ihrer Diözese, aber auch auf Landes- und Bundesebene tut und bringen Sie Impulse von dort in Ihre Arbeit vor Ort ein.

W wie Wertschätzung

Es ist längst nicht selbstverständlich, dass Menschen sich freiwillig engagieren – ihnen allen gebührt Dank und Anerkennung. Und das sollen sie auch spüren. In vielen Gemeinden gibt es Ehrungen für engagierte Leute. Das ist gut und richtig, aber echte Wertschätzung braucht mehr als eine beschriebene Seite Papier in Form einer Dankesurkunde. Wertschätzung zeigt sich im Umgang miteinander, sowohl zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen wie auch zwischen Ehrenamtlichen untereinander.

Titelbild: Duncan Andison / Adobe Stock


Verfasst von:

Alexandra Hofstätter

Geschäftsführerin des Landeskomitee der Katholiken in Bayern.