Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Mai-Juni 2022

Schwerpunkt

Der Pfarrbrief als Magazin

In der medialen Vielfalt spielt das Printprodukt seine Stärken aus – wenn man es lässt.

„Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.“ – diese Binsenwahrheit aus der Welt des Marketings lernte ich bei meiner Ausbildung in Sachen Öffentlichkeitsarbeit schätzen. Sie buchstabiert anschaulich, was ich in der Pastoraltheologie gelernt und in der Praxis begriffen habe: Wenn das, was ich sagen oder ausdrücken will, keinen Andockpunkt in der Lebenswelt des anderen hat, dann kommt keine gelingende Kommunikation zustande. Das, was ich sage, muss eine Relevanz für ihn haben. Und, um im Bild zu bleiben: Der Wurm muss erst einmal zum Fisch durchdringen und von ihm wahrgenommen werden.

Keine leichten Voraussetzungen für gelingende Kommunikation in einer Zeit der Medienüberflutung und beständigen Reize für die Sinne. Und, so habe ich mir von einem passionierten Angler sagen lassen, es genügt auch nicht ein Wurm, sondern ich brauche verschiedene Würmer, wenn ich eine Vielfalt an Fischen ködern will. Nun, jedes Bild hat sein Grenzen. Ich will es nicht überstrapazieren. Aber es taugt zum Ausgangspunkt für Überlegungen, wie ein Pfarrbrief als Printprodukt auch heute noch den Aufwand lohnt. Nämlich dann, wenn er sich zu einem Magazin weiterentwickelt. „Ein Magazin informiert nicht nur sachlich, sondern auch auf unterhaltsame Weise. Es macht Lust aufs Durchblättern und Lesen. Durch eine ansprechende Gestaltung und interessante, leserrelevante Themen wird es gerne in die Hand genommen.“ [1 = Pfarrbriefmagazin, S. 6]

Größere Räume

Quer durch Deutschland erleben wir zurzeit, wie Seelsorge und damit das Leben und Zusammenwirken der Christen in immer größeren Räumen strukturiert werden. Hauptamtliche und Ehrenamtliche verfügen damit im besten Fall über eine größere Vielfalt an Fähigkeiten, die sie miteinander einbringen. Gleichwohl wird der Kontakt zu den Menschen anspruchsvoller. Die streckenmäßigen Entfernungen werden weiter. Die Bedürfnisse der Menschen sind breit gestreut. Die innerliche Verabschiedung aus eingeübten Traditionen und Bindungen nimmt zu. Dennoch ist und bleibt die Kirchenerfahrung, die Menschen an ihrem Wohn- und Lebensort machen, für deren Glauben eine sehr relevante Größe. Vielfalt und Weitwinkel sind hier in einer sich rasant verändernden Welt Grundvoraussetzungen für die Kommunikation. Vielfalt und Weitwinkel braucht es auch für die Konzeption eines Pfarrbriefs als Magazin, das sich an alle Kirchenmitglieder richtet.

Pushmedium Pfarrbrief vs. Homepage?

„Warum der ganze Aufwand? Wir haben doch eine Homepage“, wird vielleicht mancher sagen. Gerne werden diese beiden Medien zusammen genannt. Und selbstverständlich ist die Homepage wichtig und unverzichtbarer Standard für aktuelle Informationen, Kontaktmöglichkeiten und eine allgemeine Übersicht. Allerdings darf man deren Wirkung nicht überschätzen. Die Homepage ist im Gegensatz zum Pfarrbrief ein „Ich muss hingehen“-Medium. Gerade einmal 10 von 100 Katholikinnen und Katholiken besuchen regelmäßig kirchliche Internetseiten. Der Pfarrbrief hingegen landet als Magazin der Kirchengemeinde unaufgefordert im Briefkasten und wird von mehr als der Hälfte der Katholiken aktiv gelesen. Von kirchlich stark Verbundenen bis zu denen, die nur losen oder keinen Kontakt mehr zu ihrer Kirche haben. Das Printprodukt Pfarrbrief erreicht so als Pushmedium alle Mitglieder, wenn es an diese verteilt wird und die Redaktion die Themen an der Lebenserfahrung der Leser ausrichtet.

Vielfalt statt Einfalt

„Früh verwitwet: plötzlich allein.“, „Krise verändert!?“, „Essen als Rebellion.“, „Hey Sportler, du bist mein Vorbild.“, „Ein bisschen Nikolaus gegen Egoismus, Rücksichtslosigkeit und Eigennutz“, „Lasst uns hoffen“, „Erstkommunion: Was bleibt?“, „Ich war im Gefängnis und ihr …“

Themen für den Pfarrbrief? Ja, sagt die Redaktion von Pfarrbriefservice.de, dem bundesweiten Portal der deutschen Bistümer für die Pfarrbriefarbeit. Inzwischen hat die Redaktion 150 Themenpakete für die Pfarrbriefredaktionen geschnürt, die den Leserinnen und Lesern mehr als Rückblicke auf gemeindliche Aktivitäten bieten wollen. Die Themenpalette ist so bunt wie das Leben selbst. Zu jedem Thema gibt es kostenfreie Bilder und Texte. Aber auch Tipps, wie Pfarrbriefredaktionen die Interessierte vor Ort beteiligen können durch Meinungsumfragen oder persönliche Statements zu einem Thema. So sind die Schwerpunktthemen zum einen eine Steilvorlage, eine aktuelle Frage aufzugreifen. Zum anderen aber auch eine Fundgrube, zu einem geplanten Thema zu recherchieren.

Damit schafft Pfarrbriefservice.de die Voraussetzung, jede Ausgabe inhaltlich und gestalterisch aus verschiedenen Perspektiven und mit einem unverwechselbaren lokalen Bezug zu einem Thema zu gestalten, dass sie Interesse weckt und so auch die unterschiedlichsten Zielgruppen ansprechen kann. Auf Pfarrbriefservice.de sind unter dem Navigationspunkt „Bilder & Texte“ alle Schwerpunktthemen übersichtlich gelistet.

Mediengesellschaft prägt Wahrnehmungen

„Keiner kniet in Andacht nieder und liest den Pfarrbrief von der ersten bis zur letzten Zeile.“ – so bringe ich manchmal bei Seminaren die Tatsache auf den Punkt, dass wir in einer mediengeprägten Gesellschaft leben. In dieser entwickeln verschiedene Altersgruppen und Milieus unterschiedliche Lese- und Sehgewohnheiten, die sie nicht ablegen, wenn sie einen Pfarrbrief oder eine andere Publikation in die Hand nehmen. Sie suchen auch hier – meist unbewusst – anhand der Überschriften, der Bilder und der Bildunterschriften für sie interessante Themen heraus. So gilt es, neben der entsprechenden Themensetzung auch die Gestaltung der Publikation attraktiv anzugehen. Großformatige Bilder, informative und anregende Überschriften, ein klares und übersichtliches Layout des Heftes – wie in einem Magazin – ziehen die Blicke der Leserinnen und Leser auf sich. Und, so empfehlen die „15 Tipps für Ihren Pfarrbrief“ von Pfarrbriefservice.de: „Ihr Gemeindeleben vor Ort ist bunt. Unterstreichen Sie dies durch verschiedene journalistische Darstellungsformen und geistliche Stilformen in Ihrem Pfarrbrief: Nachricht, Reportage, Interview, Porträt, Umfrage, Kommentar sowie Meditation, Gebet, Lied oder Zitat. Tipps dazu finden Sie auf Pfarrbriefservice.de im Navigationspunkt ‚Tipps & Tricks‘ unter ‚Onlinekurs Pfarrbrief‘ aufbereitet.“

Viele der an Pfarrbriefservice.de eingesandten Hefte zeigen, dass die Redaktionen vor Ort den Pfarrbrief mittlerweile als Magazin gestalten. Mit wechselnden Schwerpunktthemen und mit einer angemessenen Gestaltung motivieren sie viele Leserinnen und Leser, das Heft in die Hand zu nehmen, darin zu blättern und zu lesen. Das eingangs beschriebene Andocken an die Themen und Lesegewohnheiten der Menschen gelingt ihnen sehr gut. Hier liegt die Zukunft medialer pfarrlicher Kommunikation. Für alle, die sich auf diesen Weg machen wollen: In einem 80 Seiten starken „Pfarrbriefmagazin“ hat das Netzwerk Pfarrbriefservice.de alle Tipps und Trends mit Beispielen und Bildern in ein Heft gebracht. Es kann ebenfalls unter „Tipps & Tricks“ auf der Homepage bestellt werden.

Neue Zeiten

Wenn ich die 20 Jahre im Netzwerk Pfarrbriefservice.de und die 40 Jahre in der aktiven Pfarrbriefarbeit betrachte, dann stelle ich einen enormen Wandel fest, den der Pfarrbrief als Medium erlebt. Immer mehr Pfarrbriefe entwickeln sich zu Magazinen, die über Gestaltung, Inhalt und einer Vielfalt an Themen ganz bewusst nicht nur zehn, sondern 100 Prozent der Katholikinnen und Katholiken erreichen wollen. Hier liegt das Potential, das es auszubauen und zu heben gilt.

Die Vielfalt von Kirche, Glauben und Glaubensleben in einer medialen Gesellschaft ins Wort und ins Bild zu bringen, dafür setzen sich tausende Pfarrbriefredaktionen ein. Wir von Pfarrbriefservice.de unterstützen diese mit kostenfreien Bildern, Texten und Knowhow. Immer häufiger werden unsere Materialien auch für Homepages und Social Media verwendet. Das ist gut so. Die vielfältigen Interessen und Kommunikationswege der Menschen heute brauchen eine Vielfalt an Medien. Pfarrbriefe als Magazine spielen da weiter ganz vorne mit, wenn sie als Brückenschlag zu den Menschen mit interessanten Themen unaufgefordert und ansprechend gestaltet in deren Briefkasten landen.

Dass der Pfarrbrief weiterhin das „Medium Nummer 1“ in den Pfarrgemeinden ist, hat jüngst erst wieder der MDG-Trendmonitor zur Religiösen Kommunikation herausgestellt. Was das für die Pfarrbriefarbeit bedeuten kann und bedeuten sollte, lesen Sie hier.

Titelbild: Africa studio / Adobe stock


Verfasst von:

Johannes Simon

Referat Kommunikation im pastoralen Raum im Bistum Würzburg und Pfarrbriefservice.de