Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Juli-August 2022

Interview

Begeistert sein

Kirchliches Engagement hat viele Gesichter

Schütz Hildegard

Hildegard Schütz, 62 Jahre, Gymnasiallehrerin für Latein und Katholische Religionslehre, ist seit 1994 Vorsitzende des Pfarrgemeinderates der Pfarrei St. Thomas v. Canterbury in Edenhausen. Außerdem ist sie Vorsitzende des Dekanatsrates im Dekanat Günzburg und des Diözesanrates im Bistum Augsburg. Sie arbeitet im Landeskomitee der Katholiken in Bayern mit.

Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich? 

In einer Zeit, in der scheinbar nur noch der eigene Profit zählt, lege ich Wert darauf, einzutreten für den Respekt vor jedem Menschen, für soziale Gerechtigkeit, für eine gerechte Verteilung der Güter auch weltweit, für eine verantwortungsvolle Bildungspolitik. Das bedeutet für mich, den Finger in die Wunde zu legen, wenn ich sehe, dass etwas schief läuft, dass die Rechte sozial benachteiligter Menschen und Gruppen mit Füßen getreten werden, während sich andere schamlos bereichern. So versuche ich, die Botschaft Jesu, die er uns in der Bergpredigt verkündet hat, ins Heute zu übersetzen und zu leben, das heißt  problematische Situationen zu erkennen und dann nach kreativen Wegen zu suchen, um damit umzugehen.

Im Kleinen versuche ich dies in der Pfarrgemeinde und auch im Dekanat. Hier sehe ich die Chance einer effektiven Kommunikation zwischen Kirche und Kommune, um gerade im sozialen Bereich Synergieeffekte zum Wohl der Menschen zu erzielen. Als Diözesanratsvorsitzende ist es mir ein Anliegen, Männer und Frauen zu motivieren, sich in ihren Pfarreien ehrenamtlich zu engagieren und sie in diesem Engagement zu unterstützen.

Im Diözesanrat ist es mir wichtig, die Entwicklungen im gesellschaftlichen, staatlichen und kirchlichen Leben zu beobachten und die Anliegen der Katholiken in der Öffentlichkeit zu vertreten, aber auch für das Wirken der Katholiken in unserer Diözese sowohl im kirchlichen Bereich als auch in Staat und Gesellschaft Anregungen zu geben. Dazu gehört auch, sich aktiv einzumischen sowohl in Bezug auf den Lebensschutz als auch auf die Familien-, Sozial- und Bildungspolitik und auch ein Augenmerk auf die Friedenssicherung, Mission und Umweltschutz zu richten. Bei all meinem ehrenamtlichen Engagement ist es für mich entscheidend, klare Positionen zu vertreten und dennoch ausgleichend zu wirken.

Wie sind Sie zum freiwilligen Engagement gekommen?

Als Mutter von drei inzwischen erwachsenen Söhnen bin ich über die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in meiner Pfarrei in das ehrenamtliche Engagement hineingewachsen. Es war für mich immer sehr beruhigend, dass ich meine Fähigkeiten für einen bestimmten Zeitraum in die Gemeinschaft einbringen, dass ich aus dieser Verantwortung aber auch wieder „herauswachsen“ darf und mich weiterentwickeln kann. Bis heute bin ich davon überzeugt, dass ich in keinem anderen Bereich den Geist des Evangeliums so in die Welt von heute tragen kann, wie bei der Arbeit mit den Menschen vor Ort.

Was beschäftigt Sie im Moment?

Momentan beschäftigt mich natürlich die Pandemie mit ihren Folgen und wie wir die Menschen aller Altersgruppen und besonders die vulnerablen Gruppen langfristig und effektiv vor Corona schützen können. Sorgen bereitet mir der Krieg in der Ukraine, das Ausgeliefertsein gegenüber einem Diktator, der völkerrechtswidrig andere Staaten angreift und zu vernichten versucht, aber auch unsere eigene Wehrlosigkeit. Da müssen wir Friedenspolitik ganz neu denken.

Positiv blicke ich zurück auf die Pfarrgemeinderatswahlen. Ich bin froh und dankbar, dass auch in dieser schwierigen Zeit viele Männer und Frauen bereit sind, sich in ihren Pfarrgemeinden zu engagieren, dass sie sich als Kandidaten zur Wahl gestellt haben und auch gewählt wurden. So konnten sich jetzt bis auf wenige Ausnahmen die neuen Pfarrgemeinderäte konstituieren. Ich freue mich darauf, dass sie demnächst frischen Wind in ihre Pfarrgemeinden bringen.

Was wollen Sie bewegen?

Ich will meinen Teil leisten, dass Pfarreien lebendige Pfarreien werden und bleiben. Es ist mir ein Anliegen, möglichst viele Männer und Frauen zu motivieren, ihre Fähigkeiten zu entdecken und so ihre konkreten Erfahrungen aus Familie und Beruf in die Kirche einzubringen. Im Rahmen meiner Möglichkeiten will ich dazu beitragen, dass unsere Kirche gut in die Zukunft gehen kann. Das kann nur gelingen, wenn wir einerseits die grundlegende, bleibend gültige Lehre der Kirche im Sinne des Aggiornamento von Papst Johannes XXIII. neu auslegen, so dass sie die Menschen von heute verstehen können, und andererseits den Blick auf das richten, was weiterentwickelt werden kann und muss.

Kirchliches Engagement hat Zukunft, weil…

… die Botschaft Jesu Christi den Menschen zu allen Zeiten Hoffnung geben wird und diese Frohe Botschaft auch in Zukunft von Ehrenamtlichen durch ihren Einsatz und ihr Leben weiter verkündet werden wird. So verkünden wir Ehrenamtlichen die Botschaft Jesu Christi nicht nur, sondern erfahren dadurch auch einen tieferen Sinn in unserem Leben.

Foto: Daniel Jäckel


Verfasst von:

Gemeinde Creativ

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