Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Juli-August 2022

Schwerpunkt

Wie Jesus zu den Menschen gehen

Auf einer digitalen Padlet-Pinnwand machen sich die Userinnen und User der Netzgemeinde „da_zwischen“ Gedanken zu verschiedenen Themen. Hier ging es um „Versprechen“.

Die „Netzgemeinde da_zwischen“ gewann in der Corona-Krise viele neue Nutzer

Kirche muss auch im weltweiten Netz zu finden sein: Aus dieser Überzeugung heraus wurde 2016 die „Netzgemeinde da_zwischen“ gegründet. Bevor die Corona-Krise ausbrach, nahmen etwa 2.000 Menschen aus ganz Deutschland die virtuellen Angebote der Gemeinde wahr. Krisenbedingt wuchs das Interesse stark an, berichtet Monika Pickert, Jugendseelsorgerin für die Region Schweinfurt, die sich seit 2019 bei „da_zwischen“ engagiert: „Mittlerweile haben wir gut 4.500 Nutzerinnen und Nutzer.“

Heute fotografiert man fast nur noch digital. Bankgeschäfte werden online erledigt. E-Commerce boomt. Ein immer größerer Teil des Alltags findet in der virtuellen Welt statt. Darauf muss Kirche reagieren, betont Monika Pickert: „Auch Jesus ging dorthin, wo die Menschen waren.“ Die wachsende Nachfrage gibt dem 15-köpfigen „da_zwischen“-Team Recht: Viele Menschen wünschen sich digitale Glaubensangebote, die dann verfügbar sind, wenn sie Zeit haben. Wobei es sich bei den Usern von „da_zwischen“ keineswegs, wie man vermuten könnte, vorwiegend um Twens handelt: „Die meisten Nutzer sind zwischen 40 und 60 Jahre alt.“

Interaktiv und digital

Wichtig ist für Monika Pickert, dass „da_zwischen“ kein Einbahnstraßen-Angebot ist. Gemeinschaft wird großgeschrieben. Gemeinschaftsgefühl entsteht zum Beispiel über die „Padlet“ genannte, digitale Pinnwand. Hier werden Gedanken der Nutzerinnen und Nutzer zu den zweimal wöchentlich versandten Impulsen gesammelt. Anfang April zum Beispiel dachte die Gemeinde beim Montagsimpuls über „Versprechen“ nach. Wem hat man einmal ein Versprechen gegeben? Interessante Aussagen trudelten ein. „Mir selbst treu bleiben“, pinnte zum Beispiel ein Mitglied der Messenger-Gemeinde an.

Auch Gottesdienst wird gemeinsam gefeiert, wobei sich das Team gegen Streaming-Gottesdienste entschied. Diese Gottesdienste, die allein daheim angeschaut werden, sind für „da_zwischen“ zu wenig interaktiv. Das Netzwerk bietet zwei Formen von Gottesdiensten an. Zum einen kann man sich jede Woche durch einen „Chatbot-Gottesdienst“ klicken. Das geschieht zunächst alleine mit dem Handy, wobei es jederzeit möglich ist, über die Chat-Funktion eigene Gedanken mitzuteilen. Einmal im Monat findet ein Zoom-Gottesdienst statt. In Kleingruppen tauschen sich die Gottesdienstbesucher online persönlich aus.

„da_zwischen“ besteht aus hauptamtlichen Mitarbeitern der Bistümer Speyer, Würzburg, Köln, Trier, Freiburg und der Evangelischen Landeskirche in Baden. Die verschiedenen Aufgaben mit lediglich 15 Personen zu stemmen, bedeutet eine Herausforderung, gibt Monika Pickert zu. Sie selbst ist innerhalb des Teams für die Chat-Kommunikation zuständig. Offiziell stehen ihr dafür drei Stunden pro Woche zur Verfügung. Das ist natürlich viel zu wenig: „Einen Teil der Arbeit mache ich ehrenamtlich.“

Gerade in der Corona-Krise nutzten die Mitglieder der Netzgemeinde den Chat dazu, um Sorgen und Fragen loszuwerden. Monika Pickert erinnert sich zum Beispiel noch gut an eine junge Frau, deren Großmutter starb. Zu gern wäre sie auf die Beerdigung gegangen. Doch wegen Corona waren nur sehr wenige Trauernde zugelassen. Monika Pickert half ihr, mit dieser schwierigen Situation umzugehen.

Die Netzgemeinde „da_zwischen“ findet man hier: https://netzgemeinde-dazwischen.de/da_bei-sein/

Screenshot: Pat Christ


Verfasst von:

Pat Christ

Freie Autorin