Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: September-Oktober 2022

Gesichter des Landeskomitees

Begeistert sein

Kirchliches Engagement hat viele Gesichter

Foto: AKM

Christine Bronner (60 Jahre) engagiert sich seit fast 40 Jahren immer wieder ehrenamtlich in den Pfarrgemeinden ihrer Wohnorte sowie seit fünf Jahren in den Sachausschüssen „Soziale und caritative Fragen“ und „Ethik“ des Landeskomitees der Katholiken in Bayern. Zudem ist sie seit 22 Jahren ehrenamtlich in der Hospizarbeit für Erwachsene, Kinder und Jugendliche tätig.

Christine Bronner, Gründerin der Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München (AKM), liegen in allem ehrenamtlichen Engagement besonders die Kinder und Jugendlichen am Herzen, sowie alle Familien, die um ihre Existenz kämpfen müssen, weil jemand in ihrer Familie schwer erkrankt ist.

Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich?

Weil ich dafür sorgen möchte, dass sich in meinem Umfeld Dinge zum Positiven hin verändern. Mein kirchliches Engagement rührt daher, weil ich den Ort Kirche für Kinder zu einem fröhlichen Ort machen wollte und zu einem Ort der Geborgenheit. Daher haben wir im Kindergottesdienstteam Fasching gefeiert und bei den Kindergottesdiensten auch mal Blödsinn gemacht – genauso, wie wir ernste Themen besprochen haben. Aber immer kindgerecht. Die Kirche muss sich den Kindern zuwenden, kindgerechter werden und den Kinderschutz wirksam etablieren.

Wie sind Sie zum freiwilligen Engagement gekommen?

Ich habe festgestellt, dass es bei uns in der Gemeinde lange Zeit keine Kindergottesdienste oder vernünftige Familiengottesdienste gab. Später habe ich in Gottesdiensten aus der Bibel gelesen und so kam ich vorübergehend in den Pfarrgemeinderat. Über mein kirchliches Engagement und meine eigene Betroffenheit bin ich vor mehr als 22 Jahren in der Hospizarbeit gelandet, habe vor 18 Jahren mit dem Aufbau der Kinderhospizarbeit begonnen und bin vor fünf Jahren in die Ausschüsse des Landeskomitee berufen worden, was mir eine besonders große Ehre ist.

Was beschäftigt Sie im Moment?

Ganz besonders beschäftigt mich derzeit, wie wenig Hilfe und Finanzierung die spezialisierten, ambulanten Versorgungsstrukturen für Familien mit schwerkranken Kindern oder Eltern bekommen. Es entsetzt mich, wie wenig ein junges menschliches Leben offensichtlich wert ist. Ganz besonders vermisse ich den Kinderschutz in den Versorgungsangeboten für Familien, in denen Kinder schwerkrank sind oder als Angehörige ihre schwerkranken Geschwister oder Eltern pflegen. Dies macht mich zutiefst traurig, da es sich hier um sehr vulnerable Familien handelt, die es besonders schwer haben und Unterstützung brauchen.

Was wollen Sie bewegen?

Ich wünsche mir, dass schwerkranke Menschen insgesamt mehr Beratung und Krisenbetreuung bekommen. Und dass die Angehörigen teilstationäre Angebote erhalten, durch die sie in der Pflege entlastet werden. Dies gilt insbesondere für die Zielgruppe der Kinderhospizarbeit. Angehörige sollten in ihrem Beruf tätig sein können und Patienten dürfen sich nicht als Last wahrnehmen. Grundsätzlich möchte ich zudem, dass die Würde und der Wert des menschlichen Lebens nicht an seinen Krankenhaus- und Pflegekosten festgemacht wird.

Kirchliches Engagement hat Zukunft, weil…

… Kirche sich wieder wirklich und ernsthaft auf die Seite der Schwachen, Kranken und Bedürftigen stellt. Insbesondere an die Seite der Kinder, denn Jesus hat gesagt „Lasset die Kinder zu mir kommen“. Die Kirche hat einen Schutzauftrag und Vorbildfunktion. Diesen Auftrag hat insbesondere der Klerus in den vergangenen Jahrzehnten schwer verletzt. Wenn Kirche jedoch diesen zutiefst ethischen Schutzauftrag, der ihr über das Neue Testament in die Hände gelegt ist, wieder umfänglich wahrnehmen und alle internen Missstände seriös und engagiert aufklären würde, dann hätte sie ganz viel Zukunft. Davon bin ich überzeugt.


Verfasst von:

Alexandra Hofstätter

Geschäftsführerin des Landeskomitee der Katholiken in Bayern.