Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: September-Oktober 2022

Editorial

Die goldene Leiter

Adobe stock / Stockbob

Liebe Leserin, Lieber Leser,

im Englischen sagt man ‚to climb the golden ladder‘, wenn man ausdrücken will, dass jemand Karriere macht. ‚Die goldene Leite erklimmen‘ – eigentlich ein schönes Sprachbild. Auch bei uns ist die ‚Karriereleiter‘ das Motiv schlechthin in diesem Kontext. Und doch: diese ultimative, letzte Stufe von ihr, die scheint für viele Menschen immer weniger attraktiv zu sein. Immer mehr Menschen verstehen ihr Berufsleben nicht als sinnbildliche Leiter, auf der sie irgendwann ganz oben stehen wollen. Es geht darum, Sinn und Zweck in der Arbeit zu sehen, Wertschätzung und Anerkennung zu bekommen, zu gestalten, nachhaltig zu sein und die vielbesprochene Work-Life-Balance zu halten, Zeit zu haben für Familie und Freunde – und für’s Ehrenamt.

In dieser Ausgabe von Gemeinde creativ widmen wir uns dem Thema „Führen“. Und dabei soll es längst nicht nur um die Chefetagen gehen. Führungsqualitäten braucht man auch im Ehrenamt, damit die Zusammenarbeit in einem Gremium gelingt. Was macht ihn aus, den guten Pfarrgemeinderatsvorsitzenden, die Verbandspräsidentin, mit der man gerne zusammenarbeitet? Gemeinde creativ schaut genau hin, wie das in Theorie und Praxis aussehen kann, welche Qualitäten wichtig sind und wovon man eher Abstand nehmen sollte.

Egal ob im Ehrenamt oder im Unternehmen, Führung hat immer auch etwas mit Macht zu tun. Einige Ordensgemeinschaften beschäftigen sich schon seit vielen Jahren mit diesen Themen. Und so werfen auch wir in dieser Ausgabe mit der Benediktinerin Emmanuela Kohlhaas und dem Jesuiten Stefan Kiechle einen Blick auf ihr von den jeweiligen Ordensgründern geprägtes Führungsverständnis – und darauf, was sich darin für den christlich-gelebten Alltag versteckt.

Bis vor einigen Jahren stand jeder Pfarrei ganz selbstverständlich ein Pfarrer vor. Er war letztverantwortlich für so ziemlich alles, was dort passiert ist: Seelsorge, Katechese, Liturgie, Kindergärten, Verwaltungsaufgaben. Die Pfarreien sind im Umbruch. Mit immer weniger Priestern werden die Aufgaben dort auf breitere Schultern verteilt. In den Diözesen sind in den vergangenen Jahren ganz unterschiedliche Leitungsmodelle entstanden. Die einen setzen auf ein Team aus Seelsorgern, auf Unterstützung durch Verwaltungsleiterinnen und Verwaltungsleiter, andere binden auch Laien und Ehrenamtliche aktiv in Leitungsfunktionen ein. Einige der Modelle, die momentan erprobt werden, ihre Vorzüge und Herausforderungen, stellen wir in dieser Ausgabe vor.

Viel Freude beim Lesen und gute Anregungen für Ihre kirchliche Arbeit wünscht Ihnen

 

 

Alexandra Hofstätter, Redaktionsleitern

Verfasst von:

Alexandra Hofstätter

Geschäftsführerin des Landeskomitee der Katholiken in Bayern.