Das Magazin für engagierte Katholiken

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Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern ist der Zusammenschluss der Diözesanräte, Verbände und auf bayerischer Ebene organisierter kirchlicher Akteure. Die Verbände leisten eine unglaublich wichtige Arbeit in Kirche und Gesellschaft. Ohne sie wären Kirchen leerer und die Gesellschaft ärmer. In den vergangenen Jahren hat vielerorts ein Tauziehen vor allem um die Finanzierung der Verbandsarbeit begonnen. Eine dauerhafte Sicherstellung dieser hervorragenden Arbeit, Wertschätzung und Anerkennung – dafür ziehen die Mitglieder des Landeskomitees alle an einem Strang.  

Kennen Sie das auch? In manch geselliger Runde in der Familie oder im Freundeskreis muss nur ein Stichwort fallen und alle tragen ihre Erinnerungen und Anmerkungen zum Gespräch bei. Und nicht selten verklären sich dann beim Blick zurück, vorausgesetzt das Ereignis liegt in der Vergangenheit, die Erinnerungen. Alles, aber auch wirklich alles, war früher schöner, bunter, interessanter, politischer und aufregender.

Gilt das ebenso für die katholischen Verbände oder haben diese aufgrund ihrer langen Geschichte nicht doch auch immer wieder schwierige Zeiten mit großen Herausforderungen erlebt? Denn viele dieser Verbände gehen auf Gründungen bereits im 19. Jahrhundert zurück. Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Deutschland gründete sich beispielsweise aus den Arbeitervereinen in der Mitte des vorvorherigen Jahrhunderts heraus, um den drängenden sozialen Herausforderungen in der Arbeitswelt einen menschlichen Ansatz entgegenzusetzen.

Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) geht auf die sozialen Anliegen von Agnes Neuhaus in Dortmund zurück. Die große Not von Frauen anfangs des 20. Jahrhunderts hat sie nicht mehr losgelassen. Deshalb hat sie die damit verbundenen Anliegen aktiv politisch eingebracht. Die ältesten Gründungen des SkF liegen in Bayern mehr als hundert Jahre zurück. Und welchen enormen Gewinn haben die Soziale Arbeit und die katholische Verbandsarbeit bis heute durch Ellen Ammann erhalten? Sie engagierte sich bei der Gründung der ersten katholischen Bahnhofsmission ebenso wie bei der Gründung des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) in Bayern.

Stärkung durch die Würzburger Synode

Die Auswahl dieser Verbände ist eher zufällig und bei weitem nicht vollständig. Lange nach den vielen Gründungen der Verbände fand deren Arbeit eine bedeutende Anerkennung, Würdigung und vor allem theologische Grundlegung im Beschluss der Würzburger Synode über die Räte und Verbände.

„Für das Leben der Kirche und ihre Präsenz in der Gesellschaft ist die gemeinschaftliche und organisierte Form des Apostolats (AA 18) von besonderer Bedeutung. Ihre Träger sind vor allem die katholischen Verbände“, so lesen wir im Beschluss der Würzburger Synode. Und weiter heißt es dort: „die Bedeutung der Arbeit der katholischen Verbände für die Präsenz der Kirche in der Gesellschaft bedingt bei entsprechender Eigenleistung deren finanzielle Unterstützung aus kirchlichen Mitteln.“

Und bevor die Verklärung eintritt: alle Argumente, Anliegen und Themen sind heute so aktuell wie zur Zeit der Gründungen. Die veränderten Anforderungen an Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer belasten viele Menschen und führen zu Überforderungen. Der Schutz von Frauen vor Gewalt ist auch im Jahr 2022 ein drängendes Problem. Bahnhöfe sind nach wie vor Anlaufstellen für Menschen in Not. Immer sind sie auch die ersten Stellen, an denen geflüchtete Menschen in Kontakt mit deutschen Behörden kommen. Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist noch nicht erreicht und der Rückfall in alte Rollenmodelle während der Corona-Pandemie sollte aufhorchen lassen.

Die Aufgaben für die katholischen Verbände sind eher mehr als weniger geworden. Nicht auszudenken, wenn es die katholischen Verbände nicht mehr gäbe. Wenn die Anliegen aus der Arbeitswelt nicht von einer starken KAB weitergetragen werden. Wenn der Schutz von Frauen nicht in die politische Debatte eingebracht wird und wenn die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen keine Unterstützerinnen mehr hätte.

Dass die Gefahr besteht, dass die Verbände diese Aufgaben nicht mehr im notwendigen Umfang weitermachen können, lässt sich nicht wegdiskutieren. Die Fördersummen der Bistümer werden weniger und eine wirklich große Bereitschaft der Verantwortlichen zum offenen Gespräch lässt sich nicht erkennen. Es wird immer noch zu viel über die Verbände als mit ihnen und ihren Vorstandschaften gesprochen. Die Forderung nach einer schnellen, offenen und in die Zukunft gerichteten Kommunikation ist bis jetzt nicht erfüllt worden. Die Verbände auf Landesebene werden dranbleiben und nicht klein beigeben – weil Kirche und Gesellschaft sie brauchen.


Verfasst von:

Silvia Wallner-Moosreiner

Geschäftsführerin SkF Landesverband Bayern