Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: November-Dezember 2022

Kolumne

Das Umdenken in uns selbst lostreten

Foto: Riebevonsehl / Adobe stock

Aufreger, Austritte, Aufarbeitung

Irgendwie geht es in unseren Kirchen immer wieder um Rangeleien, Rangordnung und Ringen nach Macht. Kein Wunder, dass die Frage nach Relevanz von Glaube und Kirche längst losgetreten wurde und beständig die gesellschaftliche Debatte bestimmt. Aber unser christlicher Glaube ist ein Schatz. Wir müssen ihn hegen und dürfen ihn uns von niemandem, auch nicht von den Kirchen, zerstören lassen. Wir dürfen mutig umdenken.

Kirche hat zwangsläufig immer mit Glaube zu tun. Eigentlich. Hoffentlich.

Glaube hingegen kann mit Kirche zu tun haben. Wenn er das tut, wird er immer mal wieder durchgerüttelt – das ist fast so sicher wie das Amen in der Kirche. Dann können wir verbittern, manchmal sogar vom Glauben abfallen. Aber das hat unser Glaube nicht verdient. Dass die Kirche ihn uns madig macht. Wie weit sind wir eigentlich gekommen? Besinnen wir uns zurück auf unseren Ausgangspunkt: Jesus Christus.

In der Bibel hat er uns die Nachfolge und die Gemeinschaft aufgegeben. Da steht nichts von Prunk, Protz oder Machtgerangel. Nein, wir sind sein Leib, die Gemeinde. Wir bestehen aus vielen Gliedern und alle Glieder sind wichtig. Wir sollen uns Bruder und Schwester sein. Wir sind „heilig“, sprich ausgesondert für ihn. Das muss den Wendepunkt bringen für den, der wütend auf die Kirche ist. Auch dann, wenn er ausgetreten oder gänzlich vom Glauben abgefallen ist. Wir müssen uns im Glauben ereifern, nicht im Zwist.

Nun ist die Kirche grundsätzlich keine schlechte Sache. Gemeinschaft und Standfestigkeit im Glauben soll sie uns ermöglichen. Aber irgendwie läuft da was schief, in beiden großen Fraktionen. Aspekte kochen hoch, die gar nichts mit der eigentlichen Botschaft Christi oder mit dem Glauben zu tun haben – also darum, worin es in der Nachfolge gehen soll.

Deshalb ist eines wichtig: Die Kirche darf uns nicht zum Anstoß werden, uns den Glauben vergraulen. Wie es jeder mit der Kirche hält, vereinbart er mit Gott, mit Jesus und mit seinem eigenen Glauben und Gewissen. Aber wie es jeder mit dem Glauben hält, das muss für einen Christen ganz klar sein: Wir hängen von Jesus ab und als Christen hängen wir am Weinstock, an Jesus Christus. Wir sind mit ihm und mit unseren Mitgeschwistern untrennbar verbunden. Sonst wären wir keine Christen.

Das hat mit Glaube zu tun und mit bloßer Logik. Prüfen wir also jeder für sich, ob unser Glaube gut gegründet ist. Nicht in der Kirche. Sondern in Jesus Christus. In ihm, in seinem Wort, auf biblischem Fundament. Auch im Glaubensleben kann man sich mal verirren, den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen, im Dickicht des Institutionellen festsitzen. Aber dann müssen wir mutig umdenken: Lassen wir uns nicht entwurzeln im Glauben, auch wenn noch so viele Kirchenkämpfe um uns toben. Gehen wir zurück zur Wurzel. Jesus ist unser Weinstock. Wir sind die verzweigten Reben. Ranken wir ihm entgegen. Kirche kann uns hier helfen, dann läuft alles nach Plan. Aber sie darf uns nicht vom Weinstock trennen, dann hätte sie ihren Auftrag verfehlt.


Verfasst von:

Diana Schmid

Freie Autorin