Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: November-Dezember 2022

Schwerpunkt

Der Synodale Weg in den Pfarrgemeinden

Foto: Thanasak / Adobe stock

„Was hat das denn alles mit uns Pfarrgemeinden zu tun …?“ – das war eine der meistgestellten Fragen bei Veranstaltungen zum Synodalen Weg. Meine klare Antwort: das Ziel des Synodalen Weges ist es, Strukturen innerhalb der katholischen Kirche, die einen Missbrauch begünstigen, zu benennen und diese zu verändern – nicht ein Nachdenken darüber, wie Gemeinden der Zukunft aussehen könnten.

Im Pfarrgemeinderat einer Stadtgemeinde geht es uns sicherlich so, wie den meisten von Ihnen, die sich (noch) in einer Gemeinde engagieren: wir erleben den immer stärker zurückgehenden Gottesdienstbesuch, die zunehmenden Schwierigkeiten, Mitwirkende für diverse Projekte und Arbeitskreise zu gewinnen, eine zunehmende Anonymisierung unserer Gemeindestrukturen, fehlende Bezugspersonen, ausgedünnte liturgische Angebote … Die Liste kann sicher von jeder Gemeinde noch ausführlich ergänzt werden.

Bei Informationsveranstaltungen zum Synodalen Weg habe ich sehr gerne mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutiert, ob die Themenfelder nicht auch für unsere Gemeindearbeit wichtig sein könnten. Schnell wurde zum Beispiel klar, dass die Fragen über Macht und Gewaltenteilung in unserer Kirche zu einem Nachdenken führen können, wie wir beispielsweise aktuell Gemeindeleitung erleben. Wie soll die Gemeindeleitung der Zukunft aussehen? Setzten wir weiterhin auf die ausschließliche Leitung durch geweihte Priester oder lassen sich auch andere Modelle verwirklichen? Können wir uns beispielsweise ein gleichberechtigtes Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen vorstellen, die sich Leitung und Verantwortung wirklich teilen? Welche Möglichkeiten gibt es, ein „synodales Prinzip“ auf der Gemeindeebene zu leben und wie müssten die „Machtstrukturen“ ausschauen?

Forum "Priesterliche Existenz heut"

Bei einer Veranstaltung im Priesterseminar in Bamberg kam ich mit jungen Priesteranwärtern ins Gespräch. Eine der interessanten Diskussionen und Überlegungen war, wie sich junge Priester das Leben innerhalb der Gemeinden vorstellen – von den räumlichen Voraussetzungen eines Pfarrhauses bis zu den Lebenswirklichkeiten. Was spricht für oder gegen eine andere Nutzung von Pfarrhäusern? Was können Gemeinden dazu beitragen – wo sind Chancen und Grenzen? Als Ortsgemeinden sind wir maximal daran interessiert, für wen der priesterliche Beruf heute attraktiv ist, wie die Zugangsvoraussetzungen aussehen, wie die „Rolle“ des Priesters in den Gemeinden auch in der Ausbildung vermittelt wird. Teamplayer und/oder Einzelkämpfer, Verwaltungsexperte und/oder Seelsorger? Was brauchen erfahrene Seelsorger als Unterstützung, um im langen Berufsleben von den Bistumsleitungen gut begleitet zu werden?

Gab es in Ihrer Gemeinde schon die Diskussion um eine Segensfeier für gleichgeschlechtliche Paare? Dann sind Sie mitten im Forum IV „Leben in gelingenden Beziehungen“. Dazu fordert der Synodale Weg, Segensfeiern für alle Liebespaare zu ermöglichen – auch homosexuelle und zivil wiederverheiratete Geschiedene sollen ihre Beziehung von der katholischen Kirche segnen lassen können. Bischöfe sind aufgerufen, in ihren Bistümern Segensfeiern offiziell zu ermöglichen für „Paare, die sich lieben und binden wollen, denen aber die sakramentale Ehe nicht zugänglich ist oder die diese nicht eingehen wollen.“

Der Synodale Weg plädiert auch für eine weitreichende Änderung der sogenannten Grundordnung für kirchliche Arbeitsverhältnisse. Zivile Eheschließungen von gleichgeschlechtlichen Paaren oder von Geschiedenen soll kein Kündigungsgrund mehr für kirchlich Angestellte sein.

„Menschenrechte in der Kirche sind erst dann Realität, wenn es Gerechtigkeit für alle Geschlechter gibt“, so das Zitat der ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp. Der Zugang von Frauen zu Weiheämtern fordert die Vollversammlung des Synodalen Weges mit deutlicher Mehrheit. Vor Ort erleben wir schon lange eine Kirche, in der Frauen wichtige Aufgaben übernehmen und ohne deren Engagement keine Gemeinde überleben könnte. Wie und wo können wir als Pfarreien die gleichberechtigte Teilhabe an allen Ämtern unterstützen und leben?

Im Erzbistum Bamberg hat der Diözesanrat einen neuen Sachausschuss „Synodaler Weg“ eingerichtet. Aufgabe soll nicht nur die Information über die Ergebnisse und Beschlüsse der Versammlungen des Synodalen Weges sein. Es geht vor allem auch darum, nachzudenken und kreative Ideen zu entwickeln, wie und wo Beschlüsse ganz konkret vor Ort umgesetzt werden könnten. Auch das wird sicherlich ein spannender Weg werden.

 

 


Verfasst von:

Klaus Koschinsky

PGR-Vorsitzender Herz Jesu Erlangen, Mitglied im Diözesanrat Bamberg, ZdK und im Synodalen Weg