Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: November-Dezember 2022

Schwerpunkt

Synodal unterwegs – auch in der Gemeinde?

Foto: Langenhorst

Im Pfarrverband brücken-schlag ist der Synodale Weg schon angekommen

Die Krise der katholischen Kirche erschüttert auch das Leben in den Gemeinden: sexueller Missbrauch, Finanzskandale und die vielen Kirchenaustritte stellen gerade engagierte Katholikinnen und Katholiken vor die Frage: Bleibe ich dabei? Mit einem Banner mit der Aufschrift „Als Christ/in auftreten, nicht austreten. Eintreten für Gott und die Welt“ haben die Pfarreien des Pfarrverbandes „brücken-schlag“ Position bezogen.

 

Der Synodale Weg weckte bei vielen Gemeindemitgliedern die Hoffnung, dass nun endlich die überfälligen Reformen angepackt werden. Im Pfarrgemeinderat diskutierten wir unsere Fragen und Erwartungen und wurden auf zwei Ebenen aktiv. Wir organisierten Veranstaltungen, um über die Themen des Synodalen Weges ins Gespräch zu kommen. Im November 2019 referierte die Neutestamentlerin Helga Melzer-Keller über den wegweisenden Umgang von Jesus mit den Frauen. Im Oktober 2021 sprach die Theologin Jutta Mader zum Thema „Diakonat der Frau“. Im Anschluss an das erste Treffen der Synodalen im Januar 2020 luden wir zu einem „Kirchenpolitischen Frühschoppen“ nach der Sonntagsmesse ein. Karl Kautzsch, Mitglied im Diözesanrat Eichstätt und im Zentralkomitee der Katholiken (ZdK), stellte kenntnisreich und humorvoll den Synodalen Weg vor, und die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer diskutierten mit Leidenschaft, ob Änderungen in der Kirche möglich sind und noch rechtzeitig kommen.

Die Aufbruchsstimmung wurde von der Pandemie ausgebremst, doch fanden wir Wege weiterzumachen. Die Pfarrversammlung verlegten wir in die geräumige Pfarrkirche. Unter dem Motto „Gemeinsam den Aufbruch wagen“ formulierten Menschen aus der Gemeinde kurze Statements über „Lebendige Kirche aus meiner Sicht“. Diese Zeugnisse von Frauen und Männern aus der Mitte der Kirche sprachen eindrücklich von Leidenschaft für die Nachfolge Jesu und dem Leiden an der Wirklichkeit der Kirche. Bewusst verbanden wir uns an diesem Abend im September 2020 mit den Synodalen, brachten die Äußerung der jüngsten Synodalen Johanna Müller zu Gehör und schlossen mit dem Gebet für den Synodalen Weg.

Die andere Ebene, als Gemeinde zu agieren, liegt im Weg durch die Gremien. Wir brachten im Pfarrgemeinderat unsere Unterstützung für den Synodalen Weg zu Papier und formulierten unsere Erwartung, dass die Reformanliegen im Bistum mitgetragen werden. Mit dem kurzen Schreiben „In Erwartung – als Volk Gottes auf dem (synodalen) Weg“ rannten wir offene Türen ein: Es fand breite Zustimmung im Pfarrverband, dann im Dekanatsrat und wurde schließlich auch vom Diözesanrat verabschiedet. So konnten wir in einem Bistum, dessen Leitung sich eher skeptisch zu den Reformanliegen äußert, die Erwartungen der Basis stark machen.

Global denken, lokal handeln

Inzwischen waren einige Enttäuschungen zu verarbeiten. Auf einer Online-Podiumsveranstaltung zum Synodalen Weg, zu der wir aus dem Pfarrgemeinderat Fragen eingereicht hatten, zeigte sich Eichstätts Diözesanbischof Gregor Maria Hanke zurückhaltend gegenüber strukturellen Reformen. Das jüngste Schreiben aus Rom sorgte für weitere Ernüchterung, derjenigen, die auf Veränderungen hoffen. Umgekehrt hat die Initiative #outinchurch Tabus durchbrochen und viele Menschen in der Kirche ermutigt.

Was können wir an der Basis tun? Einerseits sind wir durch private Kontakte global vernetzt.  Die Gemeinde unterstützt unter anderem die Arbeit von Birgit Weiler in Lima, die als Ordensfrau an der Amazonassynode und im synodalen Prozess der Kirche Lateinamerikas engagiert ist. So sehen wir, dass die Reformanliegen kein deutsches Problem sind, sondern in der katholischen Kirche weltweit anstehen.

Zum anderen gilt es, vor Ort einfach das zu tun, was möglich ist. Kreative Gottesdienstformen, in denen auch Laien zu Wort kommen, sind ein Beispiel. Vor allem ist es eine Frage der Haltung, synodal unterwegs zu sein. Ob Priester oder „Laie“, es geht darum, gemeinsam auf den Spuren Jesu zu gehen: So stehen über diesen Gedanken zwei Namen…


Titelfoto: „Als Christ/in auftreten, nicht austreten. Eintreten für Gott und die Welt“ steht auf einem Banner, mit dem die Pfarreien des Pfarrverbandes brücken-schlag für Aufsehen gesorgt haben.


Verfasst von:

Annegret Langenhorst und Pfarrer Michael Kneißl

Vorsitzende des PGR St. Nikolaus bzw. leitender Pfarrer des Pfarrverbands brücken-schlag