Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: November-Dezember 2022

Meditation

Zusammenhalten

Foto: Fotofabrik / Adobe stock

Zusammenhalten – mehr denn je scheint mir dieses Wort von Bedeutung zu sein für die Gesellschaft und die Kirche(n). Ein Blick auf die vielen Baustellen von Energiekrise bis Synodaler Weg zeigt, dass es um den Zusammenhalt und das Zusammenhalten – gelinde gesagt – besser bestellt sein könnte. Umso mehr braucht es eine Wiederentdeckung dieses Wertes. Mit seinen unterschiedlichen Bedeutungen kann uns das Wort einige Anregungen zum Nachdenken geben.

<etwas hält zusammen>

Ein alter Schrank mag noch zusammenhalten. Wie aber steht es um eine Freundschaft, Partnerschaft oder Ehe, wie um Gesellschaft und Kirche(n)? Und noch weiter gedacht: Hält die Menschheitsfamilie zusammen, die sich durch ihr Mensch-Sein definiert und auszeichnet?

<etwas hält etwas zusammen>

Menschen verbinden sich durch Beziehungen, Überzeugungen und Werte, Arbeit, Interessen und Leidenschaften, Glaube, Religionen und Kirchen sowie vieles andere mehr. Dieses Zusammenhalten ist gefährdet durch Raffgier, Nationalismus und ungerechte Strukturen, durch Egoismus, Machtstreben und Neid. Erinnern wir uns immer wieder (neu) wie Goethes Faust daran, »was die Welt im Innersten zusammenhält«.

<eine Gruppe, etwas (geordnet) beisammenhalten>

Immer öfter ist von »oben und unten«, von »denen in Berlin/München/Rom ... und uns« die Rede. Die Querdenker-Proteste der vergangenen Jahre waren ein deutliches Warnzeichen für unsere Gesellschaft. Und jenseits der Pandemie können wir in der Kirche/den Kirchen spüren, wie der Zusammenhalt bröckelt. Wie können wir jedoch im Johannes-Evangelium lesen: »Ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.« (Joh 17, 20f.) Wer und was hält uns als Kirche/n (noch) zusammen?

<etwas vergleichend nebeneinander halten>

Diese Wortbedeutung spielt eine größere Rolle, als wir uns eingestehen wollen. Wir halten Farbmuster zusammen, um den richtigen Farbton zu finden. Und wir vergleichen uns mit anderen, halten unsere Handlungen nebeneinander bzw. zusammen. Was hat die, was ich nicht habe? Warum kommt der »besser rüber«, hat mehr Einfluss und ist erfolgreicher als ich? Was mit der Neid-Brille betrachtet wird, könnte aber allerdings auch mit der Gemeinschafts-Brille angeschaut werden, wenn wir das Gemeinsame erkennen, das uns verbindet – uns eben zusammenhält. Welche Brille setzten wir auf?

<einander beistehen, eng miteinander verbunden sein>

Vor uns liegen (wieder einmal) schwierige Zeiten. Den Krieg in der Ukraine, die explodierenden Energiepreise und die immer noch anhaltende Pandemie können wir nur gemeinsam überstehen. Und auch als Kirchen(n) werden wir eine Zukunft haben, wenn wir zusammenhalten. Lassen wir niemand zurück.

In einem Lied des Singersongwriters Max Prosa heißt es:

»Es kommen wieder Zeiten,

da werden wir tanzen, da werden wir fliegen.

Es kommen wieder Zeiten,

da werden wir uns für nichts auf der Welt verbiegen.

Doch für diese Zeiten,

in denen wir uns, so wie wir sind, entfalten

müssen wir jetzt zusammenhalten,

müssen wir jetzt einmal zusammenhalten.«


Verfasst von:

Hagen Horoba

Leiter des Informations- und Besucherzentrums DOMPLATZ 5 in Regenburg