Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Januar-Februar 2023

Aus dem Landeskomitee

"Chefsache"

Foto: High_resolution / Adobe stock

Vollversammlung des Landeskomitees zum Thema „Klimagerechtigkeit“

Zur gleichen Zeit, als sich in Scharm El-Scheich die führenden Wirtschaftsnationen der Erde mit Fragen des Klimawandels beschäftigten, diskutierten auch die Mitglieder des Landeskomitees über ganz ähnliche Punkte. Zwei Tagungen mit unterschiedlichem Ausgang: denn, am Ende der Herbstvollversammlung des Landeskomitees stand ein einstimmiger Beschluss mit klaren Forderungen und Handlungsfeldern.

„Mittlerweile kann jede bayerische Diözese angesichts der Frage nach ihrem Engagement für eine enkeltaugliche Zukunft auf eine ganze Reihe beeindruckender Leuchtturmprojekte verweisen – doch um dem Anspruch gerecht zu werden, entschlossen, transparent und solidarisch zu handeln, muss das Zukunftsversprechen dieser Einzelbeispiele nun flächendeckend Realität werden“, so steht es in einer Stellungnahme, die einstimmig von den Mitgliedern des Landeskomitees bei der Herbstvollversammlung in Leitershofen (Bistum Augsburg) verabschiedet worden ist. Das Landeskomitee dringt im Kampf gegen den Klimawandel auf eine verstärkte Zusammenarbeit. Wolle die katholische Kirche in Bayern aktiv Gestaltende sein, müsse sie „in ihrem gesamten Verantwortungsbereich die Querschnittsaufgabe Klimaneutralität zur gemeinsam verantworteten, klug koordinierten Chefsache machen“, heißt es in dem „Eckpunktepapier zur Klimaneutralität der bayerischen Diözesen“. Chefsache – damit ist der Adressat klar benannt. Das Papier richtet sich an die bayerischen Bischöfe und Generalvikare. Von ihnen fordert das Landeskomitee eine Selbstverpflichtung sowie die Erarbeitung von umsetzbaren Konzepten zum Klimaschutz. So soll für jedes Bistum ein Konzept entstehen, „in dem ein klares Zieljahr für Treibhausgasneutralität formuliert wird.“ Konkrete und überprüfbare Schritte dorthin sollen ebenfalls benannt werden.

Umweltarbeit stärken

Dazu sei es nötig, sich möglichst bald auf ein gemeinsames Ziel aller bayerischen Diözesen, orientiert an den internationalen Klimaschutzabkommen, und auf eindeutige und ressortübergreifende Verantwortlichkeiten zu verständigen. Um die Klimaziele zu erreichen, brauche es in jeder Diözese mindestens eine Vollzeitstelle eines/einer Umweltbeauftragten – mit verpflichtender Einbindung in die Leitungs- und Entscheidungsgremien. Diese Stellen sollen durch Bildungs-, Verwaltungs- und Sachbearbeitungskräfte ausreichend unterstützt werden.

Zwei Tage lang diskutierten die Mitglieder des Landeskomitees mit Umwelt- und Klimaexperten, Wissenschaftlern und Verantwortlichen aus den Bistümern über Klimagerechtigkeit und Handlungsfelder auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität. Foto: Landeskomitee

„Eine intensivere, institutionalisierte Zusammenarbeit zwischen den Bistümern, unter Federführung der Umweltbeauftragten, mit zum Teil schon weit in der Thematik fortgeschrittenen kirchlichen Orden, Werken und Verbänden ist mitzudenken und entsprechende Ressourcen vorrangig bereitzustellen sowie deren Projekte und Stellen weiterhin ausreichend zu fördern, damit voneinander und miteinander lernen und handeln möglich ist“, heißt es in dem Beschluss weiter. Um das Erreichte sichtbar zu machen und weitere Handlungsmöglichkeiten zu erschließen, sei ein regelmäßiger und öffentlich zugänglicher Bericht der Bistümer erforderlich.

Auch die ökumenische, interreligiöse und internationale Zusammenarbeit im Bereich des Klimaschutzes müsse verstärkt und weiter professionalisiert werden. Schließlich verfüge die katholische Kirche als Weltkirche über ein „enormes, aber vielerorts noch kaum genutztes Potenzial“, Klimaschutz und Solidarität zu verbinden.

„Eine Sünde gegen die Natur ist eine Sünde gegen Gott“, konstatieren die Laien, „ebenso wie wir auch den fernen Nächsten schuldig sind, dass sie ein Leben in Würde führen können, was gerechte Löhne, gesunde Lebensräume und faire Arbeitsbedingungen einschließt.“ Für Christinnen und Christen „muss es selbstverständlich werden, sich als Teil einer Schöpfung, eines Hauses, der Erde zu verstehen, die aktuell große Wunden, Artensterben und Zerstörung eines sensiblen Ökosystems erleiden muss.“

Zum Auftakt der Tagung hatte der Präsident der Hochschule für Philosophie, Johannes Wallacher, die Ergebnisse der Studie „Wie öko-soziale Transformation gelingen kann?“ vorgestellt. In diesen Debatten wolle er nicht ständig vom „Verzicht“ sprechen, so Wallacher. „Es geht vielmehr um eine Umverteilung von Zumutungen und Chancen“, um ein besseres Leben für alle Menschen zu ermöglichen. Kirchen und Religionsgemeinschaften können aus seiner Sicht einen großen Beitrag dazu leisten, dass diese Prozesse in der Gesellschaft positiv aufgenommen und begleitet werden.

Synodaler Weg

Ein weiteres Schwerpunktthema bei der Herbstvollversammlung 2022 war der Synodale Weg. Der Vorsitzende des Landeskomitees, Joachim Unterländer, forderte, die Ergebnisse und Beschlüsse des Synodalen Weges auch umzusetzen. Gerade die Partizipation der Laien bei Entscheidungsprozessen, die gleichberechtigte Rolle der Frauen im kirchlichen Leben und eine das Leben berücksichtigende Sexualethik sind Unterländer zufolge „besonders wichtige Fragen“. Der Vorsitzende des Landeskomitees unterstrich: „Wir setzen uns dafür ein, dass in den (Erz-)Diözesen synodal diskutiert und entsprechend entschieden wird, soweit dies möglich ist. Dieser Weg ist die zentrale Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit von Glauben und Kirche.“ An dem Wochenende, an dem beim Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe in Rom über ein Moratorium für den Synodalen Weg diskutiert wurde, gab das Landeskomitee ein klares und deutliches Bekenntnis zum Reformprozess ab. Das Landeskomitee begleite und unterstütze diesen Weg „ausdrücklich“.

Der stellvertretende Vorsitzende Christian Gärtner mahnte auch in Finanzdingen zur Synodalität. „Synodalität, wenn’s ums Geld geht, setzt voraus, dass bei den anstehenden schwierigen Entscheidungen, wo und wie konkret gespart werden soll, die engagierten Gläubigen noch viel mehr und umfassender beteiligt werden müssen, als das bisher der Fall ist.“ Kürzungen an Stellen, die ehrenamtlich engagierte Gläubige unmittelbar und sehr direkt träfen, beispielsweise bei der Finanzierung und Bezuschussung der kirchlichen Verbände, seien „jedenfalls kontraproduktiv“: „Sie verunsichern, verärgern und vergraulen diejenigen, die (noch) bereit sind, sich mit viel Engagement ehrenamtlich für ihre Kirche einzusetzen.“

Mehr unter www.landeskomitee.de.


Verfasst von:

Alexandra Hofstätter

Geschäftsführerin des Landeskomitee der Katholiken in Bayern.