Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Januar-Februar 2023

Kolumne

Reicher irdischer Schlucker oder himmlischer Bettler?

Bild: Rick / Adobe stock

Vom irdischen Schein und himmlischen Wurzeln

Kurz vor Luthers Tod fand man offenbar den Satz von ihm, dass wir alle Bettler seien. Und ja, das stimmt, vor Gott sind wir alle Bedürftige. Wir sind auf seine Gnade angewiesen. Wir kommen mit nichts in diese Welt. Alles, was uns zuteil werden darf, wird uns durch ihn zuteil. Wir können aus dieser Welt auch nichts mitnehmen – selbst wenn wir uns Reichtümer aufgebaut haben. Letzteres allerdings, das wissen wir aus der Bibel, sollen wir nicht tun. Während unseres Christenlebens ist es angesagt, Schätze im Himmel anzusammeln, so zu leben und wirken, dass wir damit Gottes Reich genügen. In Gottes Reich ist das Wort „reich“ enthalten, ebenso wie im Himmelreich, allein das gibt zu denken auf.

Die Bedeutung rund um Vermögen ist in der Welt außer Rand und Band geraten. Alles dreht sich scheinbar darum, selbst die Sprichwörter: „Haste was, dann biste was …“ Natürlich müssen wir alle leben, überleben können, keine Frage. Aber bei uns Christen sollte eine Sache anders sein: Wir sollten unser Herz nicht an Dinge, ans Geld hängen, sonst wird es uns zum Götzen und wir dienen Mammon. Zugleich haben wir Christen unseren Wert von Gott her – allein von Gott. Und wenn wir uns in widrigen Zeiten noch so zerknittert fühlen mögen, unser Wert ist uns gegeben, an dem kann kein irdischer Kontostand oder weltlicher Status etwas rütteln. In Jesaja lesen wir, dass wir in Gottes Augen teuer und herrlich sind. Was lässt uns im Leben, in der Seele, im Glauben so oft verarmen? 

Schauen wir uns das an: Die Vorgärten werden gehegt und gepflegt, Karrieren werden befeuert. Häuser und Wohnungen, Social-Media-Schaufenster und die Menschen dahinter werden durchgestylt, vorzeigbar gemacht. Der schöne Schein. Nach allem wird geschaut. Wirklich nach allem? Wo sich Christen Ansehen und Reichtum in der Welt verschaffen, geht das nicht selten mit einer Verarmung im Glaubensleben einher. Das ist die Gefahr – die Welt lenkt uns ab. Deshalb müssen wir im Glauben am Ball bleiben. Dazu gehört das Gebet. Das Lesen in der Bibel. Die Gemeinschaft mit anderen Christen. Dass wir unseren christlichen Charakter formen, dass wir immer mehr über unsere christliche Identität Bescheid wissen. Dass wir in dieser Welt einen Unterschied machen – in unserem Denken, Sein, Tun, Unterlassen. Was hätte Jesus getan? Was für Werte hat er vertreten? Sind wir Aushängeschilder für ihn? Es ist wichtig, dass wir im Glauben keine armen Schlucker werden, sondern wachsen, dass wir heranreifen zu einem mündigen Christen. Darin liegt Reichtum und Fülle für uns bereit – zu verstehen, dass wir eines brauchen – die Anbindung an die Quelle, zu unserem Schöpfer, zu Gott hin, um immer wieder neu die Kraft zum Leben und Überleben zu bekommen. Im Römerbrief lesen wir im ersten Kapitel „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht“ – das ist und darin liegt die Kraft – in der frohen Botschaft. Wenn wir die nicht haben, sind wir wirklich arm dran.


Verfasst von:

Diana Schmid

Freie Autorin