Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Januar-Februar 2023

Informationen

Wege zum Frieden

Foto: Pronoia / Adobe stock

Von Alexandra Hofstätter, Redaktionsleiterin

Der 24. Februar 2022 markiert einen Wendepunkt in der jüngsten Geschichte. Mit dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine begann etwas, von dem viele glaubten, dass es sich nie wieder ereignen würde: Krieg in Europa. Viele Christinnen und Christen sind seitdem hin und her gerissen zwischen ihrer pazifistischen Grundeinstellung und ihrer Solidarität den Menschen in der Ukraine gegenüber. Genau darum ging es bei einem digitalen Werkstattgespräch des Landeskomitees unter dem Titel „Wege zum Frieden“ Ende vergangenen Jahres.

 

Der Titel der Veranstaltung war bewusst gewählt. Er sollte deutlich machen, dass – auch im katholischen Bereich – unterschiedliche Haltungen existieren, welche Wege zum Frieden führen können. Die internationale Friedensbewegung pax christi und die Gemeinschaft katholischer Soldaten (GKS) etwa verfolgen hier ganz verschiedene Ansätze. Die einen stehen für den Weg des gewaltfreien Widerstands, lehnen Waffenlieferungen ab und halten die Ausbildung ukrainischer Soldaten in Deutschland für falsch. Die anderen sehen militärische Unterstützung in diesem Fall als legitim an, um der Ukraine die Möglichkeit der Selbstverteidigung zu geben. Und wie verhält sich die christliche Friedensethik dazu? Das Werkstattgespräch im November 2022 bot die Gelegenheit, diese Fragen ausführlich zu diskutieren – und Haltungen am Ende gleichberechtigt nebeneinander stehen zu lassen.

Krieg ist stets ein Versagen der Menschheit, so formuliert es Papst Franziskus. Und dieser drastischen Aussage stimmten alle eingeladenen Expertinnen und Experten sowie die Teilnehmenden zu. Das Werkstattgespräch befasste sich mit ethisch komplexen und rechtlich diffizilen Fragen, wobei schnell deutlich wurde, dass ethische Antworten nicht so eindeutig zu finden sind, wie es die Rechtslage erlauben würde. So wurde beispielsweise intensiv über das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine diskutiert, darüber ob – und in welchem Umfang – Waffenlieferungen an die Ukraine richtig sind und auch, welche Konsequenzen es hätte, die militärische Unterstützung für die Ukraine einzustellen. Angesichts der nachgewiesenen Kriegsverbrechen in der Ukraine und dem sichtbaren Willen der russischen Machthaber zur Vernichtung des ukrainischen Volkes angesichts von Deportationen, der Freigabe ukrainischer Kinder zur Adoption sowie einer Russifizierung in besetzten Gebieten sei die Forderung nach Gewaltverzicht der Ukraine zynisch, konstatierte Heinz-Gerhard Justenhoven, Direktor des Instituts für Theologie und Frieden in Hamburg. Der Bundesvorsitzende der Gemeinschaft katholischer Soldaten (GKS), Ulrich Schäffer, machte deutlich, dass der Einsatz von Waffen zwar nie zum Frieden führen werde, „aber er kann ein Zeitfenster für diplomatische Verhandlungen öffnen“. Dieses „window of opportunity“ gelte es im Ukraine-Konflikt nun abzuwarten und zu nutzen, damit Politik und Diplomatie wieder die Oberhand gewinnen und der Weltfrieden sichergestellt werden können.

Es sei wichtig, alle verfügbaren Gesprächskanäle offen zu halten und weiterhin auf eine diplomatische Lösung hinzuwirken, so Odilo Metzler, Mitglied im Bundesvorstand von pax christi. Dies sei auch die Verantwortlichkeit der Medien, solchen Themen Raum zu geben. Personen, die sich für Verhandlungen einsetzen, dürften nicht brüskiert werden. Thomas Nauerth vom Ökumenischen Institut für Friedenstheologie stellte die Forderung nach einem kirchlichen Fonds für Kriegsdienstverweigerer auf.

Christliche Verantwortung

Von einigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde die Verantwortung der westlichen Länder sowie jedes Einzelnen betont. Gerade auch Christinnen und Christen sowie die Kirchen als Institutionen müssten sich in die öffentliche Debatte einbringen und weiterhin nach gangbaren Wegen zum Frieden in der Ukraine suchen. Bis dahin sei es unabdingbar, dafür Sorge zu tragen, dass die Willkommenskultur für Geflüchtete aus der Ukraine – aber auch aus anderen Ländern – aufrecht erhalten bleibe. Nachdem die Geflüchteten zu Beginn des Kriegs mit viel Solidarität und Willen zur Unterstützung empfangen worden seien, verändere sich hier die Stimmung innerhalb der Gesellschaft inzwischen.

Am 9. Februar 2023 wird ein zweites Werkstattgespräch stattfinden. Unter dem Titel „Das Geschäft mit dem Krieg – Profiteure des Unfriedens“ wird sich das Landeskomitee mit den nationalen und globalen Folgen des Ukraine-Kriegs befassen. Die Einladung finden Sie hier.

 


Bildung für alle

Das Münchner Bildungswerk feierte seinen 50. Geburtstag

Foto: Archiv Münchner Bildungswerk

Von Annette Bieber, Freie Journalistin

Das Münchner Bildungswerk ist Deutschlands größte Einrichtung der Katholischen Erwachsenenbildung: Seit 50 Jahren lernen die Münchnerinnen und Münchner hier fürs Leben. Aber nicht nur sie.

 

 

Vom Sofa aus ganz bequem in die Antike abtauchen oder mit der kompletten Studiengruppe mal eben ins Weltall fliegen – als das Münchner Bildungswerk vor einem halben Jahrhundert seine Pforten öffnete, dachte noch niemand daran, dass solche digitalen Bildungsreisen einmal selbstverständlich sein würden. „Man lernt nie aus“, sagt Geschäftsführer Mark Achilles, „da geht es uns als Bildungsstätte wie unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern.“ Auf die pandemiebedingten Einschränkungen reagierte das Münchner Bildungswerk schnell mit Online-Angeboten quer durch alle Bildungsbereiche. Jenseits von Raum und Inzidenzen gelang der Einrichtung das, was ihr seit fünf Jahrzehnten wichtig ist: nah am Menschen zu bleiben. Ganz egal, ob die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Würzburg oder Passau vor dem Bildschirm sitzen und auf den Spuren Tutanchamuns wandeln oder vor Ort in München mit anderen „Latin-Lovers“ Vokabeln pauken. Vieles ist heute möglich. 

 

Am Puls der Zeit

So ging Bildungsreise früher: In den 1980er Jahren wandelten Teilnehmende aus den Fachbereichen Familien, Senioren und Kultur auch auf den Spuren der Etrusker – vor Ort in der Toskana. Foto: Archiv Münchner Bildungswerk

Bei den Themen und Formaten ging und geht das Bildungswerk immer mit der Zeit. In der Malakademie, die vor 40 Jahren startete, genauso wie in der Seniorenakademie und in all den anderen Fachbereichen. Dazu zählen Theologie und Ethik, Familien und Eltern, Senioren, Kunst und Kultur, Gesundheit, Freiwilligenarbeit ebenso wie das Engagement für Bildung und Integration von Geflüchteten.

Wir sind stolz auf unser Bildungswerk“, so die erste Vorsitzende Jutta Ellmauer, die seit einem guten Jahr die erste Frau an der Spitze des Münchner Bildungswerks ist. Die Einrichtung stehe nicht umsonst für einen offenen Dialog und Austausch, für die Förderung von Begegnung und Beziehungen, aber auch für die Persönlichkeits- und (ganz wichtig!) die Herzensbildung. Sie steht aber auch, das betonte der Münchner Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg beim Festgottesdienst zum Jubiläum, für „Bildung aus dem christlichen Auftrag heraus.“ Die „Zeichen der Zeit“ im Licht des Evangeliums zu betrachten, könne helfen, die immer komplizierter werdende Welt besser zu verstehen.

Seit seiner Gründung 1972 hat das Münchner Bildungswerk in 170.000 Veranstaltungen mehr als 4,3 Millionen Teilnehmerinnen und Teilnehmer erreicht. Unter seinem Dach sind heute mehr als 200 katholische Pfarrgemeinden, Verbände und Einrichtungen in der Stadt und im Landkreis München vereint. 255 ehrenamtliche Bildungsbeauftrage und 1745 freiberufliche Referentinnen und Referenten realisieren Bildung für München. Das Bildungswerk selbst hat 30 haupt- und zwölf nebenberufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Alle Infos sowie das aktuelle Programm des Münchner Bildungswerks finden Sie hier

Titelfoto:  Kleine Schätze aus dem Archiv: Programme des Münchner Bildungswerks und der Familienbildung von gestern und vorgestern.


Frau. Macht. Veränderung.

In der diesjährigen Misereor-Fastenaktion bringen Frauen aus Madagaskar, durch das Erzählen ihrer Geschichten, zum Ausdruck, wie wichtig ihre Teilhabe für gesellschaftlichen Wandel ist. Die Fastenaktion 2023 steht unter dem Titel „Frau. Macht. Veränderung.“

Die madagassische Gesellschaft ist geprägt von einer strukturellen Benachteiligung der Frauen. Misereor-Partner schaffen die Rahmenbedingungen und geben Unterstützung, um diesen Strukturen entgegenzuwirken. Sie begleiten Frauen dabei selbst Entscheidungen über ihr Land sowie Haushaltsaufgaben zu treffen, und engagieren sich dafür, mit dem Betrieb von informellen Vorschulen eine Brücke zu den formalen Grundschulen zu schlagen, und ermöglichen dadurch die Alphabetisierung von Kindern, sowie die Förderung von Lehrerinnen und Lehrern und Dorfgemeinschaften. So stärken sie die Rolle der Frau in einer überwiegend männlich dominierten Gesellschaft.

In diesem Jahr wird die Fastenaktion am Sonntag, 26. Februar 2023 in Augsburg offiziell eröffnet. Die Misereor-Kollekte am 5. Fastensonntag, 26. März 2023, kommt dann wie gewohnt den Kampagnenprojekten zugute. (pm)

Misereor hat wieder umfangreiche Materialien zur Fastenaktion erarbeitet: liturgische Bausteine, Hintergrundinfos zum Schwerpunktland, Projektporträts und vieles mehr. Alle Informationen zur Fastenaktion und zum neuen Hungertuch finden Sie unter hier.


„Was ist uns heilig?“

Das Hungertuch gehört fest zur Misereor-Fastenaktion. Für die beiden kommenden Jahre gibt es ein neues Motiv, gestaltet von dem nigerianischen Künstler Emeka Udemba.

Klima, Kriege, Pandemien: Die komplexen Multikrisen unserer Tage führen uns vor Augen, wo die Schwachstellen unserer politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen liegen. Auch wenn Krisen immer verzahnter werden und sich gegenseitig verstärken, ist und bleibt die Klimaveränderung die fundamentale Frage unseres Überlebens.

Dieses Szenario zielt mitten in das neue Hungertuch. Emeka Udembas farbenstarkes Bild ist als Collage aus vielen Schichten ausgerissener Zeitungsschnipsel, Kleber und Actyl aufgebaut: Nachrichten, Infos, Fakten, Fakes – Schicht um Schicht reißt und klebt der Künstler diese Fragmente und komponiert aus ihnen etwas Neues.

In einen freien rötlichen Raum ohne Horizont hineingesetzt, ragen zwei Unterarm- und Handpaare offen in die Fläche hinein: Form und Farbe nach gehören sie zu einem dunkelhäutigen Mann und einer weißen Frau, ihre Hände berühren gemeinsam sachte die Erdkugel, die sie gemeinsam halten, ihr aber auch Spielraum lassen. Die Kugel bleibt in der Schwebe von Halten und Loslassen, Schutz und Preisgabe. Rollt die Kugel im nächsten Moment nach links unten in den roten aufgeheizten Raum hinein? Wird sie kippen wie unser Klima? Die Erdkugel, gute Schöpfung und Heimatplanet oder Spielball verschiedener Interessen? (pm)


Das Home-Office auf dem Prüfstand

Foto. Girts / Adobe stock

Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern hat ein umfangreiches Papier zu den Chancen und Grenzen sowie den notwendigen Rahmenbedingungen für eine gelingende Arbeit im Home-Office veröffentlicht. In dem Text, der unter dem Titel Das Home-Office auf dem Prüfstand. Für eine Veränderung, die dem Menschen (und der Umwelt) dient erschienen ist, fordern die katholischen Laien mehr Entscheidungsfreiheit für Beschäftigte bei der Frage, ob sie im so genannten Home-Office oder an ihrem regulären Arbeitsort arbeiten möchten. Das Papier thematisiert umfassend Vor- und Nachteile, geht auf positive Aspekte im Bereich der Ökologie sowie die veränderte Mobilität durch das Arbeiten im Home-Office ein. Am Ende bleibt die Quintessenz: Home-Office ist weder schwarz noch weiß. Es braucht gute Rahmenbedingungen und eine Beteiligung der Beschäftigten an deren Festlegung, damit das Arbeiten im Home-Office langfristig und nachhaltig gelingt. (pm)

Das Positionspapier finden Sie hier.


Fastenbegleiter der KLB

Auch in diesem Jahr gibt es wieder den traditionellen Fastenbegleiter der Katholischen Landvolkbewegung (KLB). Heuer trägt er den Titel „Brecht auf ohne Landkarte – auf dem Weg mit Madeleine Delbrêl“. Madeleine Delbrêl (1904 – 1964) war eine französische Schriftstellerin und katholische Mystikerin. Ihre Lebenszeit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie auch die damalige Situation der Kirche in Frankreich weisen viele Parallelen zur Gegenwart auf: die Corona-Pandemie, der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, die Klimakatastrophe – zu all diesen Krisen stellen sich immer mehr Fragen, Antworten gibt es kaum. Der Fastenbegleiter lädt ein, in den kommenden Wochen ohne Landkarte aufzubrechen, den Themen nachzuspüren und Impulse für die Fastenzeit und darüber hinaus zu entdecken. Der Fastenbegleiter kann für 4,90 Euro (zzgl. Versandkosten) bei der KLB bestellt werden. (pm)


Kreuz, auf das ich schaue

Kreuzwegandachten und andere Gottesdienstformen, die das Leiden Jesu betrachten, haben vor allem in der Vorbereitungszeit auf das Osterfest einen festen Platz im Gemeindeleben. Doch auch während des Jahres gibt es immer wieder Anlässe, sich mit dem Weg Jesu nach Golgota auseinanderzusetzen. Neue Impulse dafür liefert ein Buch von Hanns Sauter aus der Reihe Konkrete Liturgie des Verlags Friedrich Pustet. Unter dem Titel Kreuz, auf das ich schaue versammelt der Autor eine ganze Reihe ausgearbeiteter Kreuzwegandachten und anderer passender Feierformen für die Fasten- und Passionszeit, wie Buß-, Passions- oder Ölbergandachten. Hanns Sauter bietet seinen Leserinnen und Lesern ausgearbeitete Liturgiemodelle, die sich aber auch gut untereinander kombinieren lassen und so in der Gemeinde- und Gruppenarbeit in unterschiedlichen Kontexten einsetzbar sind. Alle von ihm beschriebenen Feiern können von Laien geleitet werden. (pm)

Sauter, Hanns (2017), Kreuz, auf das ich schaue. Kreuzwegandachten, Gottesdienste und Betrachtungen zur Passion Jesu. 114 Seiten, kartoniert. Verlag Friedrich Pustet, 16,95 Euro.


Krieg und Frieden

Von Februar bis April findet die Online-Veranstaltungsreihe „KEB@home“ der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) im Erzbistum Bamberg statt. Angesichts des Krieges in der Ukraine beschäftigen sich die abendlichen Vorträge mit dem Thema „Krieg und Frieden“. Dabei wird sowohl ein theologischer und kirchlicher als auch gesellschaftspolitischer Blickwinkel eingenommen, heißt es dazu in einer Mitteilung der Organisatoren. Beginnend mit der Auseinandersetzung alttestamentlicher Kriegsmetaphorik folgt eine kirchenhistorische Perspektive. Anschließend soll das Ringen um Krieg und Frieden in der Orthodoxie beleuchtet und christliche Friedensethik dahingehend befragt werden, ob sie Auswege aus den Spiralen der Gewalt bieten und was der Beitrag der Kirchen zum Frieden sein kann. In der zweiten Hälfte der Reihe wird man den Begriff „Zeitenwende“ und die Auswirkungen des Ukrainekrieges auf das gesellschaftliche Miteinander diskutieren. An einem weiteren Abend erhalten die Teilnehmenden Einblicke in die gegenwärtige Situation in der russischen Gesellschaft. Ob „Aussöhnung“ reine Phantasie oder realistische Möglichkeit ist, beleuchtet ein Erfahrungsbericht aus dem palästinensisch-israelischen Konflikt. Zum Abschluss der Reihe berichtet der (Foto-)Journalist Till Mayer von seinen Aufenthalten in der Ukraine. (pm)

Den Flyer mit Einladung und Anmeldung finden Sie hier.


Verfasst von:

Gemeinde Creativ

Das Redaktionsteam