Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: März-April 2023

Katholisch in Bayern und der Welt

Opus Musici: „Die Tür zur nächsten Generation der Orgelmusik“

Foto: ISO-68 / Adobe stock

Kirchenmusiker sind rar – deswegen schweigt in vielen Gemeinden inzwischen bei Gottesdiensten die Orgel. Josef Aschbacher, Organist mit Leib und Seele, wollte das nicht so einfach hinnehmen. So hat er zusammen mit Gleichgesinnten Opus Musici entwickelt: eine Art Musikbox, die die Orgelklänge zurück in den Sonntagsgottesdienst bringt.

Für den siebenjährigen Josef war es der bewegendste Moment der Woche: Der sonntägliche Gottesdienst war zu Ende, der Pfarrer hatte den abschließenden Segen gesprochen und obwohl die Bänke über den letzten Platz hinaus gefüllt waren, hörte man kein einziges Wort. Keiner ging nach Hause. Bis endlich der gewaltige Orgelklang wie eine Bugwelle aus Musik durch die Stille fuhr und auch den Unbeweglichsten mit sich riss.

Dann sang das kleine Dorf aus voller Kehle gemeinsam „Großer Gott wir loben Dich.“ Für Josef steckte in diesem Augenblick die ganze Wärme einer Kindheit: Es ist Sonntag und die Orgel spielt. Die Menschen um ihn herum würden die nächsten sieben Tage alle ihrer Wege gehen, würden sich lieben und streiten. Gewiss war nur eins: Am Sonntag werden sie wieder gemeinsam hier stehen, um gemeinsam zu singen. Das erfüllte den kleinen Josef mit solcher Ehrfurcht, dass er schon mit sieben Jahren den Wunsch hatte, dieses Instrument zu lernen, das in seiner Vorstellung die Hoffnungen und Wünsche der Menschen zum lieben Gott hinaufträgt.

Stille in den Kirchen

Bis zu jenem Sonnabend 2011, vierzig Jahre später, als beim Kirchenmusiker Josef Aschbacher zum wiederholten Mal das Telefon klingelte. Den Gemeinden Halfing und Prien hatte er schon abgesagt. Hat selbst herumtelefoniert und Kollegen gebeten, den Weg ins Chiemgau auf sich zu nehmen, um im Sonntagsgottesdienst für ihn einzuspringen. „Selbst, wenn ich die hundert Kilometer zu Euch rausfahre, Sepp“, sagte ein Kollege bedauernd, „ich müsste auch hier zwei anderen Gemeinden dafür absagen.“

Foto: Lagom / Adobe stock

Zu diesem Zeitpunkt war es schon lange kein Geheimnis mehr: Den Gemeinden gehen die Organisten aus. Was sich in den Metropolen noch kaschieren lässt, ist nur wenige Kilometer weiter draußen bedrückend offensichtlich: Wie sie hören – hören sie nichts.

Und dieses Mal ist es der Pfarrer von Söchtenau, dem Josef erzählen muss, dass es für seine Gemeinde am Sonntag keine Orgelmusik geben wird. Dem Pater, der schon über das ganze Jahr hinweg immer wieder mal vorsichtig nachgefragt hat, wie es denn eigentlich sein wird, wenn Josef mal krank ist oder im Urlaub?

An diesem Tag war in Josef eine Idee geboren, die ihn nicht mehr loslassen sollte: Er wollte den Klang der Orgel zurück in die Kirchen bringen. In alle Kirchen. Zu allen Menschen. Denn nur wer erleben durfte, zu was der Klang einer Orgel fähig ist, wird den Wunsch haben, dieses Instrument zu lernen. Wenn man sie aber nirgends mehr hören kann, wird auch der Beruf des Organisten aussterben. Auf den ungelösten Engpass folgt das Ende der Nachfrage.

Schlussendlich muss man also der Ehrlichkeit halber sagen, dass „Opus Musici“ nicht nur aus der Sorge entstand, dass die Orgelmusik ausstirbt, sondern auch daraus, dass sich ein ganzer Berufsstand auflöst. „Ich möchte, dass die Menschen wieder erleben, warum wir in der Kirche Musik machen. Dann werden sie nicht mehr in Frage stellen, ob Orgeln renoviert werden oder junge Menschen Kirchenmusik studieren sollen. Das Radio hat schließlich auch nicht den Popstar ersetzt – es hat ihn in Lohn und Brot gebracht“, betont Josef Aschbacher.

Die Geburt von „Opus Musici“

Und diesen entwaffnend wachen Gedankengang teilt der 50-Jährige mit einer Gruppe hochkarätiger Mitstreiter von Kirchenmusikern und Toningenieuren, die gemeinsam ein System auf die Beine gestellt haben, das die Orgelmusik nun Gemeinde für Gemeinde zurück zu den Menschen bringt: Opus Musici.

Es ist so simpel wie effektiv: Eine Musikbox verbindet sich vollautomatisch mit einem Tablet, auf dem der Pfarrer unkompliziert und übersichtlich seine Messen vorbereiten kann. Dann reicht ein Knopfdruck und Opus Musici flutet das Kirchenschiff zuverlässig mit dem perfekt ausgewogenen Klang einer live gespielten Orgel. Allein zwei Jahre hat es gedauert, um alle Orgelstücke des Gotteslobes von professionellen Organisten unter Originalbedingungen von Hand einzuspielen.

„Es ist wirklich unglaublich“, so Pater Paul, der sich als erste Testperson von dem System überzeugen durfte. Denn es war sein Ohr, auf das Aschbacher vom ersten Moment an hinarbeitete: Das Ohr seines Dorfpfarrers, der seit 25 Jahren am Altar steht und genau weiß, wie die Orgel in „seiner“ Kirche klingt. Ein paar Tage später folgte die Feuerprobe im Sonntagsgottesdienst und von dort aus der Siegeszug durch alle Gemeinden, die bereit sind, neue Wege zu gehen und das Feuer der Tradition weiterzugeben.

Das kabellose System öffnet dafür zahlreiche neue Möglichkeiten: Es funktioniert nicht nur im Kirchenschiff, sondern auch in Kindergärten, Seniorenheimen, Krankenhäusern, ja sogar unter freiem Himmel.

Josef Aschbacher und sein Team haben damit technisch die Tür zur nächsten Generation geöffnet: „Wir haben die Möglichkeit geschaffen, die Tradition der Orgelmusik jederzeit im Gottesdienst fortzusetzen“, so Aschbacher. „Und zwar eine, die zuverlässig funktionieren wird, bis wieder genug Buben und Mädchen aus der Freude an der Orgelmusik einen Beruf machen wollen. Und es lohnt sich, einmal hinzuhören.“

Alle Informationen zum Projekt, zur Technik und den Machern von Opus Musici finden Sie unter www.opusmusici.de. Opus Musici kann jederzeit kostenlos in der eigenen Gemeinde getestet werden.


Verfasst von:

Marinus Brückmann

Produzent und Entwickler von "Opus Musici"