Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Mai-Juni 2023

Kolumne

Volle Strahlkraft voraus!

Foto: Rasica / Adobe stock

Alles nur Abziehbilder oder was?

Das schöne Bild. An der Wand, im Album, im Herzen. Ein Bild fängt einen Augenblick, einen Menschen, eine Sache ein. Das zumindest ist sein Ansinnen. Doch ein Bild vermag nicht alles wiederzugeben. Nicht in Gänze. Dazu gehört viel mehr. Oft wird mehr abgebildet, als der Augenblick, der Mensch, die Sache hergibt. Dann sind Bildmacher am Werk. Findige Filter sollen weichzeichnen, was die harte Wirklichkeit an der Oberfläche sichtbar gemacht hat. Das schöne Bild.

Aber was für ein Bildnis sollten wir dem Ursprung nach sein – jenseits von Selfie-Serien, Bilder-Sharing, Bildersuchmaschinen und Bewegtbild? Irgendwo dazwischen ist uns das womöglich verschüttgegangen. Was lässt die Realität durchblicken? Wer sind wir, wenn uns keiner sieht? Einer sieht uns immer – und das ist Gott. In seinen Augen sind wir kostbar und wertgeachtet. Dieser Zuspruch steht im Buch des Propheten Jesaja in Kapitel 43. Im ersten Buch Samuel in Kapitel 16 steht unumstößlich, dass Gott in unser Herz sieht. Das verändert alles. Gott sieht durch jeden Filter, durch jede Schminke hindurch. Er durchblickt alles. Das macht Mut, dass wir die Reinheit und Schönheit unserer Herzenshaltung etablieren und kultivieren. Wir dürfen uns von Bildern lösen. Sie wollen ein Abbild sein – jetzt aufgenommen – schon ist der Moment vorbei, wurde gar ein anderer. Die Kamera kann nur einen Blickwinkel einfangen – alle übrigen fehlen dem Bild. Ebenso fehlt der Draufblick, der Durchblick, ganz durchdringend. Und ins Herz des Motives kann keine Kamera der Welt blicken. So bleibt ein Bild eine Annäherung, eine subjektiv getätigte Aufnahme des Urhebers. Gewollt. Gemacht. Im nächsten Moment mag das Motiv anders aussehen, zerstört, abgeschminkt sein – und wir sollen dem bloßen Bild nachsinnen? Es ist höchste Zeit, dass wir ins reale Leben zurückkehren. Uns vom Bilderkult lösen. Was bringt es, uns von Bildern leiten zu lassen, wenn es darauf nur Geschöntes, Gewolltes, Gemachtes zu sehen gibt? Wozu all diese Abziehbildchen? Wie zigfache Fotokopien eines irrsinnigen Ideals flattern sie in die ganze Welt hinaus. Es ist an der Zeit, dass wir unser Herz prägen. Dass wir uns unserer Identität in Gott bewusst werden. Hier geht es nicht um ein vermeintliches Ideal und Abziehbild. Es geht um den Weinstock und die Reben. Um Jesus Christus als Vorbild und uns Christen als seine Nachfolger. Man kann das ins Bild bringen mit dem Baum und der Frucht, wie es im Matthäusevangelium in Kapitel 12 geschrieben steht: Wie der Baum, so die Frucht. Das ist ein lohnendes Bild, dem es nachzueifern gilt. Gerade für uns Christen. Unbedingt für uns Christen! Weil wenn das Herz entsprechend geprägt ist, wenn wir Feuer und Flamme für Jesus sind, erfüllt sich das, was hier im Evangelium geschrieben steht: „wes das Herz voll ist, des geht der Mund über“. Und das strahlen wir als ganzer Mensch aus. Hierin erfüllen wir den Auftrag Jesu, dass wir Licht und Salz sein sollen, um der Welt Licht und ihren Geschmack zu geben. Dieses Bild müssen wir uns ins Herz schreiben. Das schöne Bild.


Verfasst von:

Diana Schmid

Freie Autorin