Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Juli-August 2023

Kommentar

Eine starke Partnerschaft

Foto: Diana Stachowitz, MdL

Im christlichen Glauben wurzeln die Werte, mit denen wir auch heute noch unsere Gesellschaft in Europa formen. Über Jahrhunderte bildete sich eine Kultur des Miteinanders – wie begegnen wir einander? Sorgen wir füreinander? Suchen wir einen Konsens? Die christlichen Gebote der Nächstenliebe, der Hoffnung und des Friedens bestimmen auch außerhalb des kirchlichen Kontextes unsere Gesellschaft und mit ihr die Politik für die Bürgerinnen und Bürger.

Für mich persönlich ist die christliche Soziallehre der Wegweiser in meinem politischen Handeln. Sowohl im Christentum als auch in der Sozialdemokratie steht die Gleichheit aller Menschen und eine gleichberechtigte Fürsorge im Zentrum. Die Feste um Weihnachten und Ostern bestimmen bis heute unseren Jahresrhythmus und bringen uns als Gesellschaft zusammen. Jedes Kind in Deutschland wächst mit den Geschichten vom Heiligen Martin und Heiligen Nikolaus auf – Teilen und den Schwächsten helfen. Auf diesen Prinzipien baut unser Sozialstaat auf. Damit das in Zukunft in unserem Land so bleibt, brauchen wir den kulturellen Kompass des christlichen Glaubens. Und wir brauchen Menschen, die dies kommunizieren und danach handeln – für die Vision einer gerechten Welt, die auf die Schwächsten schaut.

Insbesondere in ethischen Fragen wie aktuell der Gesetzesfindung zum Assistierten Suizid können die Stellungnahmen der Kirchen neben denen des Ethikrates die Politikerinnen und Politiker bei ihrer Meinungsfindung leiten. Diese Stellungnahmen sind nicht nur aufgrund der ethischen Fragestellungen aus Sicht des Glaubens wichtig, darüber hinaus bringen die Kirchen durch ihre vielfältige Tätigkeit im sozialen Bereich, der Wohlfahrt und der Entwicklungszusammenarbeit eine breitgefächerte Expertise ein.

Gerade in der sozialen Versorgung liegt ein Großteil der Einrichtungen in kirchlicher, karitativer oder diakonischer Trägerschaft. Sie sind daher ein starker zivilgesellschaftlicher Partner, der das Wohl der Menschen in den Kommunen sichert – ob in Pflegediensten und Kindertagesstätten, Kinder- und Jugendhilfe und Flüchtlingsheimen. Dabei sind die Kirchen nicht nur Arbeitgeber. In den Einrichtungen engagieren sich viele Menschen ehrenamtlich und widmen ihre Zeit anderen Menschen, die ihre Unterstützung und Zuwendung brauchen.

Auch die Seelsorge der Kirchen strahlt über die einzelnen Gemeinden hinaus: Seelsorgerinnen und Seelsorger bieten Menschen unter anderem in Krankenhäusern, Betrieben oder dem Militär ein Gehör unabhängig von der Konfession. Als Politikerin suche ich daher immer gerne das Gespräch mit ihnen, denn sie bieten mir eine einzigartige Perspektive auf die Bedürfnisse und Anliegen der verschiedenen Personengruppen in unserem Land.

Unsere Gesellschaft verändert sich und mit ihr auch die Kirchen und die Beziehung zwischen den Kirchen und der Politik. Daher sind die innerkirchlichen Bewegungen wie der Synodale Weg wichtig und richtig. Und es ist auch richtig, dass viele kirchenpolitische Bereiche nun auf Bundesebene, aber auch in einigen Bundesländern angegangen werden – die Ablösung der Staatsleistungen, das kirchliche Arbeitsrecht oder der Religionsunterricht. All dies muss Seite an Seite partnerschaftlich angegangen werden. Damit wir gemeinsam mit den Kirchen die Aufgaben der Zukunft für unsere Gesellschaft erfüllen können.


Verfasst von:

Diana Stachowitz, MdL

Kirchenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion