Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Juli-August 2023

Schwerpunkt

Fledermausschutz in Kirchen im Landkreis Ebersberg

Das Große Mausohr aus der größten Mausohrkolonie im Landkreis Ebersberg in der Pfarrkirche Steinhöring. Foto: Hildenbrand

Abseits der beherrschenden Themen wie dem Krieg in der Ukraine mit allen seinen Folgen, dem Coronavirus oder der Klimaerwärmung findet nach wie vor ein stilleres Drama vor unser aller Augen statt: das globale Artensterben. Dieses betrifft auch die Fledermäuse, von denen in Bayern 23 Arten als heimisch gelten.

Da die Fledermäuse eine zentrale Rolle in unserem Ökosystem als Jäger von nachtaktiven Insekten einnehmen, wird der Rückgang der Artenvielfalt auch für uns Menschen spürbare Folgen mit sich bringen, wenn zum Beispiel Schädlinge in der Forst- und Landwirtschaft häufiger massenweise auftreten. Im Landkreis Ebersberg wurden zum Beispiel im Zuge eines Artenhilfsprojektes unter anderem alle Kirchen überprüft, an denen früher Fledermausquartiere gemeldet worden waren. Durch das Hilfsprojekt konnte gezeigt werden, wie wichtig es für den Fledermausschutz ist, möglichst viele Quartiere zu kennen. Denn die meisten Fledermausarten sind überaus quartiertreu und können über viele Jahrzehnte hinweg die gleichen Quartiere nutzen. Allerdings werden im Lauf der Zeit oft unwissentlich viele Fledermausquartiere verschlossen – zum Beispiel durch Maßnahmen wie die Vergitterung der Turmfenster zum Zweck der Taubenabwehr. Sind alte Fledermausvorkommen bekannt, können in aller Regel durch meist sehr einfache und kostengünstige Maßnahmen die Quartierbereiche erhalten werden. So kann schon ein Schlitz von drei Zentimetern an der richtigen Stelle angebracht den Fledermäusen ein neues Zuhause ermöglichen.

Im Zuge des Artenhilfsprojekts wurden für zahlreiche der kontrollierten Kirchen Maßnahmen wie die Entfernung von Verschlussgittern an Fenstern oder ein Einbau von Hangplatzmöglichkeiten entwickelt. Leider haben sich bisher nur drei Pfarrgemeinden bereit erklärt, zu handeln. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Kirche in Parsdorf bei München. Dort wurde ohne Kostenaufkommen an einem Fenster ein zehn bis dreizehn Zentimeter breiter Spalt an der Oberkante der Fensteröffnung geschaffen. Schon im nächsten Jahr konnten im Dachboden der Kirche zwei neue Fledermausarten nachgewiesen werden. Auch das Beispiel der Pfarrkirche Steinhöring mit der größten Mausohrkolonie des Landkreises im Dachboden des Kirchenschiffes zeigt, dass mit einfachen oder gut geplanten Beiträgen viel für die Fledermausfauna bewirkt und damit die Schöpfungsverantwortung in einem Pfarrverband aktiv gelebt werden kann.

Die Naturschutzbehörde Ebersberg plant die Auslobung eines Wettbewerbs, um die fledermausfreundlichste Kirche im Landkreis zu finden und zu ehren mit der Bitte um rege Teilnahme. Das Erzbischöfliche Ordinariat München und Freising hat zugesagt, dass alle im Rahmen der Umsetzungsmaßnahmen des Projekts anfallenden Kosten bis maximal 2000 Euro brutto je Kirchenstiftung von der Abteilung Umwelt übernommen werden.

Kontakt UNB Ebersberg (naturschutz@lra-ebe.de) und der Koordinationsstelle für Fledermausschutz (Ansprechpartnerin im Landkreis Ebersberg: Dr. Doris Gohle; d.gohle@gohle.org)


Verfasst von:

Roswitha Holzmann

Stellvertretende Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde, Landratsamt Ebersberg