Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Juli-August 2023

Schwerpunkt

Kindertagesbetreuung – Spannungsfeld zwischen Kirche und Staat?

Foto: Christian Huber

Immer wieder hört man die Forderung, dass sich die Kirche vor dem Hintergrund einer rückläufigen kirchlichen Bindung und knapper werdender Finanzmittel auf ihre „Kernaufgaben“ konzentrieren und die Zusammenarbeit mit dem Staat beziehungsweise auf dem Gebiet von staatlichen Aufgaben reduziert werden sollte. Dabei stellt die Zusammenarbeit zwischen Kirche und Politik in Bezug auf die Kindertagesbetreuung ein wichtiges Thema dar, das vor Ort eine große Rolle spielt.

 

Kitas sind oft eng mit der Kirche verbunden und bieten neben der pädagogischen Betreuung auch Bildung und Orientierung. Gleichzeitig ist die Kommunalpolitik dafür verantwortlich, dass eine bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung zur Verfügung steht.

In vielen Fällen arbeiten Kirche und Kommunalpolitik eng zusammen, um diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Die Kirche stellt dabei ihre Erfahrung und ihr Know-How in der pädagogischen Arbeit zur Verfügung und beteiligt sich aktiv an der Entwicklung von Konzepten und der Umsetzung von Projekten. Die Politik hingegen trägt Sorge dafür, dass die finanziellen und organisatorischen Rahmenbedingungen stimmen und die Bedarfe der Eltern und Kinder berücksichtigt werden.
Die Zusammenarbeit zwischen Kirche und Politik kann jedoch auch über die reinen Rahmenbedingungen hinausgehen. So können kirchliche Träger durch ihre Arbeit in den Kitas auch Impulse für die politische Arbeit setzen. Hierbei geht es beispielsweise um die Förderung von Familien und die Schaffung von Chancengleichheit und Teilhabe für alle Kinder.

Respekt gegenüber religiösen Angeboten

Passt das heutzutage noch zusammen? Kirche und Staat in einer Kooperation im Hinblick auf die frühkindliche Bildung? Sowohl als Leiter des Kindergartens St. Bernhard in Fürstenfeldbruck als auch als Kommunalpolitiker und Kandidat für die anstehende Bezirkstagswahl kann ich sagen: in meinen Augen absolut.
Für uns als katholische Einrichtung ist es selbstverständlich, dass unser Arbeiten und mehr noch unser Leben mit den Kindern vom christlichen Miteinander geprägt ist. Dies beinhaltet ein rücksichtsvolles und respektvolles Verhalten gegenüber den Mitmenschen, anderen Lebewesen und der Natur. Durch religionspädagogische Einheiten ermöglichen wir den Kindern Begegnungen mit dem christlichen Glauben. Dies bedeutet nicht, dass den Kindern etwas „übergestülpt“ wird, vielmehr regt dies die Kinder an, über ein eigenes Gottesbild und ihren eigenen Gottesbegriff nachzudenken, wie es auch der Bayrische Bildungs- und Erziehungsplan als Ziel formuliert. Dabei begegnen wir andersdenkenden und andersgläubigen Menschen offen, erwarten aber von diesen ebenso, dass sie das religiöse Angebot unserer Einrichtung respektieren.

Angebote für Familien gemeinsam fördern

Ein weiteres Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Kirche und Politik im Bereich der Kindertagesbetreuung ist das Modell der "Familienzentren". Hierbei handelt es sich um Einrichtungen, die verschiedene Angebote zur Unterstützung von Familien bündeln und an einem Ort zugänglich machen. Die Familienzentren werden oft von Kirchen betrieben und von der Kommunalpolitik gefördert und unterstützt. Dadurch entstehen Synergien und die Angebote können bedarfsgerecht und effizient gestaltet werden.

Insgesamt ist die Zusammenarbeit zwischen Kirche und Politik im Bereich der Kindertagesbetreuung ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche und bedarfsgerechte Betreuung und der damit einhergehenden Entwicklung von Kindern. Durch die Kombination von pädagogischer Kompetenz und politischer Verantwortung können innovative und bedarfsgerechte Lösungen entstehen, die den Bedürfnissen von Eltern und Kindern in der Praxis gerecht werden. Letztendlich erfüllt eine Kirche damit auch ihren Sendungsauftrag vor Ort.


Verfasst von:

Christian Huber

Einrichtungsleitung und Mitglied im Fachverband Kitafachkräfte Bayern e. V., Bezirkstagskandidat