Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: September-Oktober 2023

Ökumene

Leichte Sprache?!

Am Layout und an Prüfsiegeln lassen sich Informationen in Leichter Sprache schnell erkennen. Foto: Bettina Titze-Nöth

Die Diskussion über eine verständlichere Sprache lohnt sich für Gemeinden

Wer mit seiner Botschaft alle Menschen in seiner Gemeinde erreichen will, hat ein großes Ziel. Über die Zielgruppen und den eigenen Sprachgebrauch nachzudenken, lohnt sich jedoch. Erst recht, wenn es darum geht, verständlicher zu kommunizieren, um mehr Menschen zu erreichen. Darum geht es bei der Einfachen und der Leichten Sprache. Ansatzpunkte gibt es viele – ein paar Anregungen für die Praxis.

Bettina Titze-Nöth setzte als Marketingleiterin der Rummelsberger Diakonie die Leichte Sprache auf Webseiten, in Magazinen, Flyern und anderen Werbemitteln für Menschen mit Behinderung, für Senioren mit Demenz und bei Menschen mit geringen Deutschkenntnissen ein. Zudem ließ sie eine barrierearme Beschilderung entwickeln – immer in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Zielgruppen. Foto: Angela Kleinmaier

An welche Zielgruppe denken Sie, wenn Sie einen Flyer für ein Gemeindeangebot gestalten? Wen soll die Webseite Ihrer Gemeinde ansprechen? Denken Sie dabei auch an die knapp 17 Millionen Menschen in Deutschland, die laut der LEO-Studie Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben? Das sind fast ein Drittel der Erwachsenen. Hinzu kommen Menschen mit Beeinträchtigungen oder Personen mit geringen Deutschkenntnissen. Sie alle können unter bestimmten Umständen mit Einfacher oder Leichter Sprache erreicht werden.

Für Leichte Sprache gibt es feste Regeln – auch für die visuelle und mediale Gestaltung. Verständlichkeit ist wichtiger als korrektes Deutsch. Für Einfache Sprache gibt es lediglich einige Richtlinien. Ob Leichte und Einfache Sprache kindlich wirkt – so eine häufige Kritik – hängt von der Textqualität ab. Auch in der Werbung lautet ein Grundsatz, dass Werbebotschaften klar, also eindeutig sein müssen und somit auch leicht verständlich.

Auf der Webseite lässt sich eine verständlichere Sprache vielleicht am einfachsten einsetzen. Richtet sich ein Angebot zum Beispiel ausschließlich an Menschen mit geringen Deutschkenntnissen, kann der gesamte Text gleich in Einfacher Sprache verfasst werden. Will man auch Menschen mit einer geistigen Behinderung erreichen, entscheidet man sich wahrscheinlich eher für eine zusätzliche Seite, auf der der ursprüngliche Text in Leichte Sprache übertragen wird. 

Bei Flyern, Broschüren oder Magazinen gilt es ebenfalls zu überlegen, ob das gesamte Produkt für bestimmte Zielgruppen besser komplett in Einfacher Sprache oder einzelne Inhalte zusätzlich in Leichte Sprache übertragen werden sollten. Bei längeren Veröffentlichungen, wie in Jahresberichten, bieten sich am Beginn oder Ende jedes Kapitels Zusammenfassungen in Einfacher oder Leichter Sprache an. Aussagekräftige Bilder und klare Illustrationen erleichtern ebenfalls das Verständnis.

Für die Beschilderung sollte man verständliche und bekannte Bezeichnungen verwenden. Wichtig ist eine übersichtliche und kontrastreiche Gestaltung. Piktogramme und Übersichtskarten erleichtern die Orientierung. Die Schilder sollten so angebracht sein, dass alle, auch Kinder oder Rollstuhlfahrer, diese gut lesen können. Auch bei gesprochener Sprache, etwa bei einer Predigt oder Fürbitten, gilt: Wenn es für die Zielgruppe hilfreich ist, sollte einfach und verständlich formuliert und langsam und deutlich gesprochen werden. Bei längeren Wortbeiträgen wie auch bei Vorträgen bieten sich kurze Zusammenfassungen an.

Leichte Sprache – schwere Sprache. Das wird sagen, wer noch wenig Erfahrung im Texten und Gestalten in Leichter Sprache hat. Und auch Einfache Sprache klingt erstmal einfacher, als sie zu verfassen ist. Das Ringen um eine zielgruppengerechte und verständlichere Sprache zahlt sich jedoch für Gemeinden aus: Schließlich wird die Botschaft von allen besser verstanden.

Leichte Sprache

  • Einfache Sprache und Leichte Sprache sind keine geschützten Begriffe. Unter der Bezeichnung fallen Konzepte, Labels und Bestrebungen zusammen, Texte verständlicher zu gestalten.
  • Ziel der Leichten Sprache ist Barrierefreiheit und somit die Inklusion und die Partizipation aller Menschen.
  • Zielgruppen sind Personen mit Lernschwierigkeiten, Personen mit geistiger Behinderung, von Demenz oder prälingualer Gehörlosigkeit Betroffene, Personen mit Aphasie (Sprachstörungen), funktionale Analphabeten und Personen mit geringen Deutschkenntnissen.
  • Für die Leichte Sprache gibt es klare Regeln. Die gängigsten Regelwerke können kostenlos im Internet heruntergeladen werden (s. Literaturhinweise). Die Regeln beziehen sich sowohl auf die Wort-, Satz- und Textebene als auch auf die visuelle und mediale Gestaltung. Man sollte z.B. kurze, leicht verständliche Wörter verwenden und kurze, einfache Sätze; auf Fremdwörter und Fachwörter verzichten oder diese erklären; aktiv statt passiv formulieren; kontrastreich und übersichtlich gestalten, etwa durch Aufzählungen oder Zwischenüberschriften; eine Prüfgruppe aus Mitgliedern der Zielgruppe prüft den Text.
  • Es gibt verschiedene Prüfsiegel für Informationen in Leichter Sprache.
  • Für Behörden in bestimmten Bereichen ist Leichte Sprache gesetzlich vorgeschrieben.

Einfache Sprache

  • Einfache Sprache ist nicht so stark vereinfacht wie Leichte Sprache. Einfache Sprache ist korrektes Deutsch.
  • Für Einfache Sprache gibt es kein Regelwerk, jedoch einige Richtlinien. Diese sehen unter anderem eine klare Textgliederung und kurze Sätze vor.

Verfasst von:

Bettina Titze-Nöth

Lehrerin, Redakteurin, ehemalige Marketingleiterin der Rummelsberger Diakonie mit Schwerpunkt Leichte Sprache