Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: September-Oktober 2023

Schwerpunkt - Vor Ort

Sinnvolle Beschäftigung – für alle!

Bei der Einarbeitung braucht es etwas mehr Geduld, aber das lohnt sich. Foto: Martin Beck

Wenn möglichst viele Personen einbezogen sind und ihre Talente einbringen können, kommen wir einer inklusiven Gesellschaft näher. Die Down-Syndrom-Initiative „einsmehr“ aus Augsburg sammelt aktuell Erfahrungen an zwei Projekten, die eine Anregung sein können und wollen. Im Verein sind circa 200 Familien zusammengeschlossen, die sich mit dem Thema Down-Syndrom beschäftigen.

Ganz neu ist das „einsmehr“-Backmobil, einem Anhänger, auf dem ein Holzofen montiert ist. Dort bereiten Menschen mit und ohne Down-Syndrom Flammkuchen zu und verkaufen sie. Dabei geht es vor allem um das gemeinsame Tun. Die Belegung der Flammkuchen ist kleinteilig organisiert, so dass alle einen überschaubaren Beitrag leisten können: Einer bestreicht die Teiglinge mit der Creme, eine zweite belegt mit Zwiebeln und zum Abschluss bestückt noch jemand die fast fertigen Flammkuchen mit Speck oder Tofu.

So ist jeder produzierte Flammkuchen ein Gemeinschaftsprojekt, zu dem alle Beteiligten etwas beigetragen haben. Und es ist völlig egal, ob da Personen aus dem Verein, andere Ehrenamtliche oder ob es Menschen mit oder ohne Beeinträchtigung sind.

Nach den ersten Auftritten können wir sagen, dass das Konzept aufgeht: Es finden sich oft mehr Ehrenamtliche, als wir brauchen, und auch die Menschen mit Down-Syndrom sind top motiviert. Für sie ist es eine gute Erfahrung, einen Teil zu einem hervorragenden Produkt beitragen zu können.

Preisgekrönt: Hotel einsmehr

Ein deutlich größeres Projekt ist das Hotel einsmehr, das die vereinseigene gGmbH in Augsburg betreibt. Die 73 Zimmer und das Frühstück werden von 24 Beschäftigen organisiert, davon hat die Hälfte eine (kognitive) Beeinträchtigung. Auch hier geht es darum, in einem gleichberechtigten Miteinander zusammenzuarbeiten und gemeinsam ein gutes Angebot auf die Beine zu stellen, das von den Gästen angenommen wird.

Der Hauptunterschied besteht darin, dass es beim Hotel einsmehr darum geht, Arbeitsplätze für Menschen mit einer Beeinträchtigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt und damit eine Alternative zu einer Beschäftigung in einer Werkstatt zu schaffen. Das gelingt bisher sehr gut: Die Personen, die aktuell im Hotel einsmehr arbeiten, haben ihren Platz gefunden. Es herrscht ein gutes Miteinander im Team, das das Haus prägt: Auf den üblichen Plattformen wird die Freundlichkeit des Teams immer sehr gelobt. 

Berufliche Perspektive entwickeln

Die Menschen mit Beeinträchtigung sind im Service, in der Küche oder auf den Zimmern eingesetzt. Insgesamt sind die Erfahrungen nach fast dreijährigem Betrieb sehr positiv: Zwar hat die Einlernphase deutlich länger gedauert und viel Geduld erfordert, aber inzwischen sind die Abläufe eingespielt, die Kolleginnen und Kollegen machten tolle Fortschritte und sind geachtete Mitglieder des Teams. Damit konnten sie für sich eine berufliche Perspektive auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt entwickeln.

Dafür und für die gelungene Verbindung von ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit wurde das Hotel einsmehr mit dem Bayerischen Tourismuspreis ausgezeichnet und gewann den Wettbewerb „Gutes Beispiel“ von Bayern2 im Jahr 2021.

Weitere Informationen:

Zum Verein einsmehr: www.einsmehr.org

Zum Hotel einsmehr: www.hotel-einsmehr.de


Verfasst von:

Jochen Mack

Geschäftsführer einsmehr gGmbH