Ausgabe: September-Oktober 2023
Katholisch in Bayern und der WeltWeg von Drogen und zurück ins Leben
Vom Wert der Teilhabe und weshalb Sinn, Beziehung und Arbeit ein perfektes Trio sind

Wer Arbeitslosigkeit kennt, der weiß, dass in solch einer Phase schon einmal Sinn und Struktur abhandenkommen. Ebenso fehlen Zugehörigkeit und ein soziales Beziehungsgeflecht. Ganz zu schweigen vom nötigen Einkommen. Arbeit begünstigt nun mal Akzeptanz und den Broterwerb. Dass eine Arbeitsstelle für ehemalige Drogenabhängige hierdurch nicht nur umso bedeutender wird, sondern durch die gesellschaftliche Teilhabe gleichzeitig dem Gedanken der Inklusion entspricht, davon will dieser Beitrag berichten. Dies erfolgt anhand des Best-Practice-Beispiels vom christlichen Start-up weekview.
Wer Arbeit hat, denkt nicht großartig über den Wert von Arbeit nach. Man hat sie und ist durch sie Teil dieser Gesellschaft, erfährt hierdurch eine gewisse grundlegende Akzeptanz. Ganz anders ist das bei Drogenabhängigen: „Die haben zwar viel Zeit, aber niemand braucht sie, niemand will sie …“ – so Klaus Obersteiner. Er hat im Jahr 2010 das Start-up weekview in München gegründet. Wie er sagt, seien sie zwar Kalendermacher. Aber ginge es um sehr viel mehr als ums Business, nämlich um Gottes Zeitbegriff, dass eine Zeit läuft („kauft die Zeit aus“), um Wichtiges zu erkennen und im biblischen Sinne zu tun.
Selbstbestimmt leben durch Sinn, Beziehung und Arbeit
Seine Mission mit weekview besteht deshalb aus dem Dreiklang von Sinn, Beziehung und Arbeit. Klaus Obersteiner will diesen Menschen einen konkreten (Arbeits-)Platz geben, wo sie Struktur bekommen. Wo ihre Gaben gesehen und gefördert werden, wo sie wieder etwas Sinnvolles für den eigenen Broterwerb tun können. Er will ihnen helfen, sich zu entwickeln, um ein glückliches Leben führen zu können. Bei ihnen soll sich sichtbar etwas zum Guten hin verändern.
Mit seiner Vorgehensweise erfüllt er das, was das Bayerische Staatsministerium für
Familie, Arbeit und Soziales als Bedeutung der Inklusion aufspannt – dass diese mehr sei als Integration. Auf der Website des Ministeriums ist Folgendes zu lesen: „Die zentrale Idee der Inklusion ist, dass Menschen mit und ohne Behinderung von Anfang an gemeinsam in allen Lebensbereichen selbstbestimmt leben und zusammenleben. Ob beim Einkaufen, am Arbeitsplatz (…).“
Die weekview-Story
Klaus Obersteiner kommt von der Bibel her. Er wurde Christ, hat fortan die Wahrheit gesucht und wollte den tätigen Glauben praktizieren. Das lebt er mit weekview und seinem Team. Er weiß: Nicht alle haben die gleichen Startbedingungen im Leben. In seinem Umfeld hat Klaus Obersteiner als junger Christ viel Not mitbekommen, vor allem schlimme Drogenabhängigkeit. Gott habe ihm die Elenden aufs Herz gelegt, besonders die Drogenszene. Er habe die verzweifelte, existenzielle, psychische, aber auch physische Not gesehen. Für ihn gehe es um Teilhabe – darum, sich in den Dienst der Nächstenliebe zu stellen.
Als Christ leitet er das aus der Bibel ab: „Kommt her zu mir, ihr Mühseligen und Beladenen“, was für Klaus Obersteiner bei körperlichen Problemen, aber auch bei seelischen Defiziten und Problemen gilt. Ob Suchthintergrund, Verwahrlosung oder Gewalt – da werde schlimmer Schaden angerichtet. Gerade für diese Menschen sei es wichtig, in gesunde Beziehungen, aber auch in einen stabilen Arbeitskontext eingebettet zu sein, denn: „Konkrete Arbeit ist eine wesentliche Voraussetzung, um heilen, wachsen und sich entwickeln zu können, um später anderen selbst zur Hilfe zu werden. Deshalb lautet das Motto von weekview: ‚Schwache zu Helden machen!‘“
Zurück ins Leben: Struktur, Motivation und Sinn dank Arbeit
Im Grunde geht es darum, Gott zu erfahren, Beziehung zu erleben, Leben zu lernen. Mit und durch Gott werden Vergebung, Liebe und Annahme möglich. Das ist förderlich, damit Beziehung entstehen kann. Und Leben, das lerne man in praktischer Arbeit, in Arbeitsprozessen und Strukturen, gibt Klaus Obersteiner zu bedenken. Dem fügt er einen biblischen Gedanken hinzu: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen“.
Für die weekview-Mitarbeiter Claudia, Markus und Oliver hat sich durch Arbeit das ganze Leben verändert.

Claudia ist zuständig für die Buchhaltung und den Kundenservice. Durch die Arbeit hat sie wichtige Struktur bekommen. Sie spricht von der Wichtigkeit, dass Begabungen erst einmal gefunden und auch gefördert werden. „Ja, ich arbeite gern“, sagt Claudia, und sieht zugleich die Chance, dass sie damit ihren Lebensunterhalt bestreiten kann.

Oliver arbeitet bei weekview in der Produktion. Durch die Arbeit hat er Motivation und Ordnung gefunden: Morgens stehe er nicht auf, um Arbeit als ein lästiges Muss zu empfinden. Vielmehr fühle er sich als akzeptiertes Teammitglied, schätzt die Gemeinschaft. „Ich komme motiviert zur Arbeit“, sagt er, und hat dabei sogar gute Freunde gefunden.

Markus ist im Marketing tätig. Durch die Arbeit hat er sogar einen übergeordneten Sinn gefunden: „Arbeit ist für mich total wichtig, weil ich einfach einen Sinn im Leben brauche; eine erfüllende Arbeit, die einem höheren Zweck dient.“ Ihm gehe es also nicht nur darum, einfach die Zeit in der Arbeit zu fristen und zu hoffen, dass er am Ersten sein Geld erhält, sondern vielmehr beteuert er: „Es soll doch eine erfüllende Aufgabe sein, die mich auch fordert“.
Leute durch Arbeit aus dem Sumpf herausbekommen
Das ist ein praktischer Beleg dafür, was für einen wichtigen Stellenwert die Arbeit im Leben ehemals Drogenabhängiger einnimmt. Klaus Obersteiner spricht davon, dass sich ja etwas ändern und die Leute aus dem Sumpf herauskommen sollen – sodass sich ihr Leben verändert. Um den Ausstieg wirklich zu schaffen, bedarf es neben einem vertrauensvollen Kontakt und einer tragfähigen Beziehung unbedingt eines echten Kümmerers, der auch bei Rückschlägen zur Seite steht. Dann könne sich die Wichtigkeit der Arbeit entfalten. Indem sie etwa einen Rhythmus schenkt, Menschen morgens wieder aufstehen lässt, ihnen Verantwortung überträgt, sie ihr eigenes Brot verdienen lässt. Das ist die Intention von Klaus Obersteiner mit weekview. Er will Menschen durch Arbeit rausholen. Um Schwache zu Helden zu machen. Dazu brauche es Arbeit.
Das entspricht dem Gedanken der Inklusion durch die gesellschaftliche Teilhabe. Das lässt sich bei weekview erkennen – wer dort arbeitet, denkt über den Wert von Arbeit in besonderer Weise. Durch sie wird man wieder Teil der Gesellschaft, erfährt grundlegende Akzeptanz. Vormals Drogenabhängiger, jetzt gefragt, gebraucht und gewollt. Schwache wurden zu Helden gemacht durch einen Gründer, der seiner christlichen Intention gefolgt ist.
Website: https://www.weekview.de/