Ausgabe: Mai-Juni 2024
SchwerpunktWas, gäbe es die Kirche nicht?

Viele Dutzend Anlaufstellen und Einrichtungen in Würzburg sind katholisch getragen
Die Bahnhofsmission gibt es in Würzburg seit je. Nun, jedenfalls mindestens, solange die Erinnerung zurückreicht. Viele Menschen suchen sie auf. 65.000 Hilfekontakte zählte das Team 2023. Die Mitarbeiter der ökumenischen Einrichtung geben Menschen in Not wertvolle Tipps und stärken den Rücken. Viele katholische und ökumenisch getragene Einrichtungen helfen in Würzburg, materielle oder soziale Not zu lindern. Ohne sie sähe die Stadt völlig anders aus.
Wenngleich niemand die Einverleibung kirchlich getragener Anlaufstellen im Sinn hat, ist es interessant, sich einmal vor Augen zu führen, was alles übernommen werden müsste, wollte man die Kirche als Träger nicht mehr. Oder würde sich die Kirche plötzlich zurückziehen. Gerade die Bahnhofsmission zählt zu jenen Einrichtungen, die keinesfalls wegfallen dürften. Zu viele Bürgerinnen und Bürger würden darunter leiden. Ähnliches gilt für die katholischen Kindergärten. Jeden einzelnen braucht es, sind Kitaplätze doch Mangelware. Zu den sowohl für Familien als auch für Senioren unersetzlichen Einrichtungen in Würzburg gehört außerdem das Generationen-Zentrum Matthias-Ehrenfried.
Viel wird in Würzburg getan, um dem Megatrend Einsamkeit gegenzusteuern. Vor allem ältere Menschen haben oft niemanden mehr, der sie besucht, leben doch ihre Kinder meist weit weg. Zum Teil bekommen sie nicht einmal mehr nette Post. Davon kann die ökumenisch getragene Telefonseelsorge berichten.
Gesprächsladen für Ältere und Jüngere
Nimmt man die „Szene“ einmal genau unter die Lupe, stellt man erstaunt fest, welch überreiches Angebot an katholischen und ökumenischen Beratungsstellen, Einrichtungen und Institutionen es in Würzburg gibt. Und zwar für Menschen jeden Alters und für sämtliche Problemlagen. Unverzichtbar ist zum Beispiel die Suchtberatungsstelle der Caritas. Einen Boom erlebt im Augenblick der Würzburger „Caritasladen“. Es können sich viele Menschen keinen Boutique-Besuch mehr leisten.
Auch ist es immer weniger Bürgerinnen und Bürgern möglich, Geld auf die hohe Kante zu legen. Jedes kleine Extra übersteigt ihre finanziellen Möglichkeiten. Aus diesem Grund wächst die Nachfrage bei der Würzburger Schuldnerberatungsstelle. Diese wird von der ökumenischen Christophorus-Gesellschaft getragen.
Teenager, die Onlinespiele lieben, sind im Würzburger Jugendzentrum „Café Dom@in“ der Diözese richtig. Hier wird ihnen auch geholfen, schwierige Situationen zu meistern. Eltern von Kindern, die soziale und emotionale Probleme haben, finden beim Sozialdienst katholischer Frauen ein vielfältiges Angebot. Das reicht von der Erziehungsberatung über die ambulante Jugendhilfe bis hin zur Elisabeth-Weber-Förderschule.
Gegen Einsamkeit
Mehr oder weniger alle Pfarrgemeinden haben Angebote für Seniorinnen und Senioren. Ehrenamtliche organisieren zum Beispiel Seniorennachmittage, sagt Angelika Kunkel, Würzburger Diözesanreferentin für Seniorenpastoral. Tanz- und Gedächtnistrainer, die von der jeweiligen Kirche finanziert werden, helfen Seniorinnen und Senioren an verschiedenen Orten, geistig und körperlich fit zu bleiben und in Gemeinschaft Freude zu erleben.
Die Fachstelle Seniorenpastoral selbst organisiert Reisen – die für viele Seniorinnen und Senioren eine Quelle des Vergnügens sind. Ältere Menschen, die gern schmökern, finden in Würzburg mehrere öffentliche katholische Büchereien. Vervollständigt wird das Bild der kirchlich getragenen Angebote für Seniorinnen und Senioren durch etliche Pflegeheime, Tagesstätten, ambulante WGs und Sozialstationen. Der Gesprächsladen neben der Würzburger Augustinerkirche hilft sowohl Alten als auch Jungen, die unter Einsamkeit leiden. Ein schönes neues Angebot ist für Angelika Kunkel das „Café Mares“ der Erlöserschwestern.
Wie unersetzlich die Kirche im sozialen Bereich allein in Würzburg ist, lässt sich mit vielen Beispielen illustrieren. Neben Angeboten, bei denen den meisten gar nicht bewusst ist, dass Kirche „drinsteckt“, gibt es noch etliche Projekte von katholischen Verbänden wie KAB, Kolping, DJK oder BDKJ. Die KAB zum Beispiel bietet in Würzburg eine Arbeitnehmerberatung an. Kolping unterhält ein großes Bildungszentrum. Außerdem werden eine Berufsschule sowie ein schulisches Förderzentrum für Kinder und Jugendliche mit heilpädagogischer Tagesstätte getragen.