Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Mai-Juni 2024

Kolumne

Wer oder was trägt?

Foto: meinzahn / istock

Wenn Menschen schwer bepackt sind

Es gibt diese Momente, in denen wir richtig schwer bepackt sind. Beispielsweise, weil es beim Einkaufen doch wieder einmal mehr geworden ist. Oder wenn wir verreisen. Ruckzuck hat man zu viel eingepackt und viele extra Taschen bestückt. Dann muss man schauen, wie man das transportiert bekommt. Bisweilen kann es aber recht beschwerlich sein, wenn wir mit zu viel Ballast unterwegs sind.

Wenn auf einem Messegelände große Veranstaltungen stattfinden, etwa eine Automobil- oder Buchmesse, stechen einem immer wieder Laufbänder ins Auge. Also diese langen Transportierbänder auf den noch längeren Gängen, die Leute mitnehmen nebst deren Gepäckanhang. Ist der Messetag noch jung, nimmt man das nicht in Anspruch. Man klappert seine Wege zu Fuß ab. Manche wollen auch ihre Fitnessuhren mit den nötigen Kilometern versorgen. Außerdem gibt’s noch keinen nennenswerten Ballast. Wir gehen unbeschwert umher – ein herrlicher Zustand. Über den Tag hinweg kann sich allerdings einiges anhäufen. Ermüdungserscheinungen beispielsweise. Oder Fußschmerzen. Schwerer Ballast ganz ebenso. Erstaunlich, wie nur wenige Kataloge so viel wiegen können. In so einer beladenen Situation nehmen wir die Laufbänder ganz gern in Anspruch: Draufstellen, Ballast abstellen, mitnehmen lassen. Dafür mussten wir einfach nur besagtes Fließband ansteuern, anhalten, uns dem Fließband anvertrauen. Dann dürfen wir eine Zeitlang frei sein von unserem Ballast. Unterdessen nähern wir uns sogar noch unserer gewünschten Zielrichtung, beispielsweise einer weit entlegenen Messehalle, der Messegastronomie oder dem Parkplatz. Mal rekapitulieren: Zunächst sind wir ohne Ballast und beschwingten Fußes gewesen. Dann sind wir über das Messegelände gestiefelt und haben Ballast angehäuft. Gut, dass wir dieses Fließband entdecken durften, das uns samt Ballast in die von uns gewünschte Richtung getragen hat. Und zwischendrin, auf dem Weg, waren wir sogar gefühlt eine kleine Weile ballastfrei.

Blicken wir nun weg von der Messehalle, rein in unser Leben, in unsere Pfarreien und Gemeinden. Dort wird es keine Laufbänder geben. Aber wir können ähnliche Effekte erzeugen. Wenn beladene, beschwerte Menschen zu uns kommen, können wir ihnen eine Richtung aufzeigen. Wir können ihnen für einen Moment gefühlt ihren Ballast abnehmen. Sie zur Ruhe kommen lassen. Indem wir sie abholen und mitnehmen – im Gespräch, im Trösten, im Beraten, im gemeinsamen Gebet. Das kann Menschen aufrichten, ihnen wieder die nötige Kraft für den nächsten Schritt geben, ihnen eine Richtung verheißen. Vielleicht auch einen Tipp geben, wer ihnen als Nächstes beim Tragen helfen kann. Oder wie sie künftig für weniger Lasten sorgen. Wenn wir zu solchen Trägern werden, kann unser Gegenüber ein bisschen Leichtigkeit zurückerlangen – einen Moment lang oder womöglich darüber hinaus. Bei Christen ist das so, dass es jemanden für sie gibt, an den sie ihre Last abgeben dürfen, der beim Tragen und Ertragen hilft, und das ist Jesus Christus. Von dieser Begebenheit sollten die Christen allerorts weitersagen, besonders dort, wo Menschen schwer zu tragen haben, denn das ist eine Verheißung, die tragfähig ist!


Verfasst von:

Diana Schmid

Freie Autorin