Ausgabe: Juli-August 2024
Gesichter des LandeskomiteesBegeistert sein
Kirchliches Engagement hat viele Gesichter
Christine Singer ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Als Bäuerin und ausgebildete Hauswirtschaftsmeisterin hat sie viele Jahre gemeinsam mit ihrem Mann einen Milchviehbetrieb mit Nachzucht im Landkreis Garmisch-Patenkirchen bewirtschaftet. Inzwischen ist ihre Tochter in den Betrieb mit eingestiegen. Seit mehr als 25 Jahren engagiert sich Christine Singer im Bayerischen Bauernverband, zunächst auf Orts-, Kreis- und Bezirksebene, seit 2012 auf Landesebene. Nachdem sie zehn Jahre lang als stellvertretende Landesbäuerin aktiv war, steht sie seit 2022 als Landesbäuerin an der Spitze der Landfrauengruppe des Bayerischen Bauernverbandes. Im Juni 2024 wurde sie als Abgeordnete in das EU-Parlament gewählt. Sie ist im Mai 2023 als Einzelpersönlichkeit in das Landeskomitee der Katholiken berufen worden. Gute Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft in Bayern und ein gutes Miteinander auf dem Land liegen ihr besonders am Herzen.
Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich im kirchlichen Bereich?
Kirche hatte über viele Jahrhunderte eine prägende Rolle in unserer Heimat und hat wichtige Spuren hinterlassen. Allerdings stelle ich fest, dass die Kirche heute in unseren Dörfern nicht mehr so im Mittelpunkt steht wie früher. Ich fühle mich als Teil der Kirche und möchte diese mitgestalten. Mit meinem Einsatz möchte ich dazu beitragen, dass Kirche für die Menschen auf dem Land relevant ist. Deshalb habe ich mich bis Ende letzten Jahres im Arbeitskreis Kirche und Landwirtschaft auf Landesebene eingebracht.
Wie sind Sie zu Ihrem freiwilligen Engagement gekommen?
In meinem Elternhaus war kirchliches Engagement über mehrere Generationen hinweg eine Selbstverständlichkeit. Mein Vater, mein Bruder und auch mein Mann sind in der Kirchenverwaltung aktiv, meine Mutter betreute lange eine kleine Marienkapelle. Hierbei habe ich sie oft unterstützt. Bereits als Kind habe ich den Kirchenanzeiger ausgetragen, als Jugendliche war ich als Lektorin aktiv, später dann im Liturgiekreis, bei Kinderbibelkreisen und als Kommunionmutter engagiert. In unserer Familie stand Kirche immer im Mittelpunkt.
Was beschäftigt Sie im Moment?
Wir alle brauchen einen Halt im Leben. Früher haben die Menschen diesen in der Kirche gefunden. Leider erreicht Kirche viele Menschen nicht mehr. Worin finden Menschen in diesen Zeiten Halt und welche Angebote kann Kirche den Menschen von heute machen? Kirche hat viele Kulturgüter. Derzeit erleben wir einen Rückzug der Kirche. Klöster und Kirchen werden aufgelöst. Was passiert mit diesen kulturellen Stätten, die unsere Heimat geprägt haben und welche Auswirkungen hat dies auf unser Leben?
Was wollen Sie bewegen?
Mit meinem Engagement möchte ich an zwei Punkten ansetzen: Kirche soll lebendiger werden, dass Menschen sich wieder von Kirche angesprochen fühlen und sie ihnen besonders in schwierigen Zeiten ein Anker für ihr Leben ist. Als Bäuerin fällt mir auf, dass die Verbindung von Kirche und Landwirtschaft verloren gegangen ist. Früher hatten die Pfarrer selbst eine kleine Landwirtschaft oder hatten als Bauernsöhne einen Bezug zur Landwirtschaft. Das hat sich verändert. Für das gegenseitige Verständnis braucht es deshalb einen intensiven Austausch.
Kirchliches Engagement hat Zukunft, weil…
Kirche Menschen Halt gibt und Werte vermittelt, die für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft sehr wichtig sind wie Versöhnung und Nächstenliebe.