Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Juli-August 2024

Kommentar

Ungleichzeitigkeiten

Foto: Klaus Brantl

Ja, es gab und gibt Menschen, denen das Neue Geistliche Lied (NGL) ein Dorn im Auge ist. Solche, die es totreden oder gerne „am Ende der Laufbahn“ sehen möchten. Es hat sich einfach ganz viel seit den frühen 1960ern bis heute verändert. Es ist auch schwer zu sagen, wie sich das alles in echten, verlässlichen Zahlen ausdrückt. Man kann es aber einordnen und damit auch klar machen: Ohne Unterstützung aus der Amtskirche sieht die Zukunft des NGL nicht rosig aus.

Ungleichzeitigkeit ist das Schlagwort. Nicht nur zwischen den (Erz-)Bistümern im deutschsprachigen Raum, sondern auch ganz besonders innerhalb der Diözesen gibt es gravierende Unterschiede. Wir sprechen von hauptamtlichen Strukturen wie in Osnabrück, Münster oder Passau, und wir sprechen von viel ehrenamtlichem Engagement wie durch den ConTakt e.V. in den Ost-Bistümern, dem AK Singles in Köln oder meiner Heimat: Musica e Vita e.V. in Regensburg. Die Arbeitsweisen in diesen Strukturen sind auch komplett unterschiedlich und nicht direkt vergleichbar.

Dann kommt noch dazu, dass jede Pfarrei, Pfarreiengemeinschaft, Seelsorgeeinheit und so weiter Gruppierungen und engagierte Weltchristen als tragende Säulen hat, die gar nicht unbedingt über ihre Grenzen hinaus in Erscheinung treten. Allein in meinem Umfeld, dem südlichen Landkreis Regensburg, kenne ich vier Gruppen, die keinen eigenen Namen haben und projektbezogen aktiv sind. Sie halten keine regelmäßigen Proben ab, sondern arbeiten an Liedgut, wenn es dafür „an der Zeit ist“.

Die Bandbreite des Liedguts reicht bis in die frühen 1960er zurück und ob neuere Songs zum Einsatz kommen (jünger als zehn Jahre), hängt ganz individuell vom Anspruch und Ansporn dieser Gruppen ab. Tot würde ich das nicht bezeichnen – eher regional öffentlichkeitswirksam und mit sehr starkem Bezug auf die eigene Gemeinde. Dass sich generell immer weniger Menschen finden, hier aktiv zu werden, ist keine genrespezifische Thematik, wenn wir uns die Kirchenbesuchszahlen anschauen oder einen Blick auf die aktuelle Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung werfen.

Eingangs schrieb ich von der Unterstützung und wie der Titel schon verrät: Der Gattungsbegriff NGL ist schon länger schwierig. Es gibt viele Strömungen wie Worship oder die Rückkehr von Jazzmessen (früher auch gerne Beatmesse genannt). Die Songs werden aus naheliegenden Gründen auch wieder politischer. Auch wenn vor allem unsere Schwestern und Brüder der evangelischen Kirchen den Begriff „Christliche Popularmusik“ (CP) zuerst geprägt haben, so ist das nun auch eine Sprachform, die wir für die katholische Seite beginnen zu übernehmen beziehungsweise gerade in den nördlichen Diözesen schon übernommen haben. In diesem Geist gibt es seit gut zwei Jahren auch den Verband für Christliche Popularmusik der Diözesen Deutschlands (VCPD).

Was sollten sie tun um in ihrer Pfarrei oder Pfarreiengemeinschaft das NGL oder die CP zu unterstützen? Als erstes die Aktiven ernst nehmen und ihnen Platz geben, sich zu erproben. Und aus Sicht der Kirchenverwaltung bei Beschaffung von Noten und Instrumenten wohlwollend handeln. Oftmals geht es nicht um große Beträge, sondern um die strukturelle Anerkennung und einen Modus, der Aktive nicht allein lässt.


Verfasst von:

Klaus Brantl

Gründungsmitglied und derzeit 1. Vorsitzender von Musica e.V.