Ausgabe: September-Oktober 2024
ÖkumeneBubbles – Demokratie abgeblasen?
Das Stadtensemble Nürnberg zeigt Spielfreude
Das Stadtensemble, seit 2022 als Gruppe spielfreudiger engagierter Nürnberger Laien ein bunter Bestandteil der Stadtkultur, möchte mit seiner neuen Produktion "Bubbles – Demokratie abgeblasen?“ die Auseinandersetzung mit aktuellen sozialen Themen fortsetzen.
Bereits die erfolgreiche tanz-theatrale Umsetzung des Themas „Einsamkeit“ im „1. Bayerischen Popup Ministerium“, das unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Marcus König temporär im Neuen Museum Nürnberg im März 2024 eingerichtet wurde, traf den Nerv der Zeit und löste ein großes Medienecho aus. Zwei ausverkaufte Vorstellungen konnten die Nachfrage nach Eintrittskarten bei weitem nicht befriedigen, eine Wiederaufnahme ist angedacht.
Als zeitgenössisches Tanz- und Sprechtheater wird die neue Performance ihre Aufmerksamkeit diesmal auf gesellschaftliche Werte wie Demokratie und den Umgang mit politischen und sozialen Fragen richten. Dabei sollen eigene Erfahrungen der Ensemblemitglieder, die sowohl in humoristische wie auch ernste Szenen einfließen, nicht zu kurz kommen.
Über alles, was Menschen bewegt
„Bubbles“ (Blasen) sind ein soziales Phänomen, das in den letzten Jahren immer mehr Eigendynamik entwickelt hat.
Es handelt sich dabei in erster Linie um digitale Gemeinschaften, die sich über Social–Media, Nachrichtenwebsites oder in speziellen Foren treffen. Soziale Medien haben sich zur Kommunikations- und Interaktionsplattform Nr. 1 entwickelt. Menschen unterhalten sich dort über alles, was sie bewegt. Ziel einer Social-Media-Strategie ist es, im positiven Sinne Teil des Gesprächs zu werden, um Meinungen und Überzeugungen auszutauschen, diese zu teilen und zu verbreiten. Doch auch das Gegenteil, also negativ konnotierte Beweggründe, erhalten auf diese Weise eine Plattform. Hass, Falschinformation und Denunziation können rasant an Boden gewinnen und Anhänger finden, die andere Menschen verunsichern und verletzen, unaufhaltsam Lawinen an Shitstorm lostreten mit unabsehbaren Folgen für die Betroffenen. Das Gefühl von Gruppenzugehörigkeit in anonymen Chats erleichtert das „zu Wort Kommen“ und lädt so Manchen dazu ein, ohne Regeln und Anstand zu kommunizieren.
So entstehen „Bubbles“, die für den Einzelnen Orientierung, Verständnis, Sicherheit und ein starkes Wir-Gefühl bedeuten können und ein positives Lebensgefühl unterstützen. Doch wenn Kommunikation nur einseitig, also wenig divers, stattfindet, stellen sich begrenzte Sichtweisen, festgefahrene Meinungen und fehlende Offenheit für Neues ein. Es verstellt den Blick, lässt wenig Spielraum für Toleranz und grenzt Menschen mit anderen Ansichten aus. Man isoliert sich, dreht sich im Kreis und fühlt sich nur noch in der gleichgesinnten „Blase“ wohl. Demokratisches Handeln hat so einen schweren Stand, schlimmstenfalls entwickeln sich Extreme in beide Richtungen.
Künstlerische Antworten
Welchen Einfluss kann ein Einzelner oder eine Interessengruppe auf eine Zielperson oder -gruppe ausüben? Wie und durch was oder wen werden wir beeinflusst und geformt? Wie wichtig ist für uns die Suche nach Identität? Wann stärken uns „Bubbles“ und wann schwächen sie uns als Gemeinschaft? Auf diese und andere Fragen wollen wir eine künstlerische Antwort finden.
In Zusammenarbeit mit der Choreografin Beate Höhn (co>labs tanz/performance) und der Regisseurin Stefanie Anna Miller wird sich aus diesen Fragestellungen bis Frühjahr 2025 eine neue Tanz-Performance entwickeln hin zu einem Stück, das bewegt, unter die Haut geht und dabei die zunehmende Polarisierung in unserer Gesellschaft durch ein Brennglas betrachtet.