Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: September-Oktober 2024

Kommentar

Demokratie braucht Unterstützung

Foto: privat

Die freiheitlich demokratische Grundordnung ist die beste Staatsform und Grundlage eines funktionierenden Gemeinwesens. Die Bindung an Menschenrechte, Grundgesetz und bayerische Verfassung, um unseren Einzugsbereich zu betrachten, ist die Basis für ein Zusammenleben, das auch die Grundlagen unseres Glaubens am besten erfüllen kann. Zur Ausgestaltung dieser Basis sind aber sowohl auf staatlicher wie auf gesellschaftlicher und auch kirchlicher Seite Kriterien zu erfüllen, dass die Umsetzung auch tatsächlich gelingt.

Die Prnzipien der persönlichen und demokratischen Mitwirkung müssen in unserem gesamten Gemeinwesen gelebt werden. Deshalb ist auch die Mitgestaltung durch jeden und jede Einzelne wesentlich für ein gelingendes demokratisches Gemeinwesen. Dies muss gerade durch die Mitwirkung der Ehrenamtlichen geschehen. Hier können auch kirchliche Gremien, das Laienapostolat und die Verbände ganz wesentlich beitragen.

Die entwickelten Prinzipien der katholischen Soziallehre haben schon in der Nachkriegszeit mehr als erfolgreich zum Aufbau unserer sozialen Marktwirtschaft beigetragen. Deshalb muss immer versucht werden, auf die großen Herausforderungen der Zukunft mit den Grundsätzen der Personalität (Menschenwürde), Subsidiarität (Entscheidungen durch die jeweils niedrigeren Ebenen etwa durch Gemeinden oder Genossenschaften), Solidarität (Umsetzung der Zielsetzungen der sozialen Gerechtigkeit und Beachtung der Solidarität bei allen Entscheidungsformen) und der Nachhaltigkeit (gerade bei Fragen der ökologischen Zukunft) zu antworten.

Um einerseits Glauben und andererseits unsere Grundwerte praktizieren zu können, sind in unserem kirchlichen Handeln eindeutige Brandmauern gegen Demokratiefeindlichkeit und Antisemitismus aufzubauen. Die Erklärung der deutschen Bischofskonferenz gegen Rechtsradikalismus, entsprechende Beschlüsse bayerischer Diözesen und Erzdiözesen und der Laiengremien sowie der Evangelischen Landeskirche in Bayern und nicht zuletzt der Beschluss des Geschäftsführenden Ausschusses des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, von den vorzuschlagenden politischen Vertreterinnen und Vertretern der bayerischen Landespolitik in unsere Gremien keine AfD-Vertreter zu benennen, sind hierzu eine wesentliche Basis.

Der bekannte Soziologe Hartmut Rosa hat anlässlich des WürzburgerDiözesanempfangs 2022 in einem Impulsvortrag „Demokratie brauchtReligion“ darauf hingewiesen, dass „Demokratie das zentraleGlaubensbekenntnis unserer Gesellschaft ist, aber sie Stimmen, Ohrenund hörende Herzen erfordert“, die Religion bieten kann. Dies unterstreichtauch der Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz und Erzbischof vonMünchen und Freising Kardinal Reinhard Marx in seinem Wirken.„Demokratie bedarf eines hörenden Herzens, die in einer Aggressionsgesellschaft schwer einzunehmen sind, andererseits die Kirchen überentsprechende Riten und Räume dazu verfügen“, so Hartmut Rosa. Wirmüssen sie also mitgestalten.

Dies setzt auch unsererseits glaubwürdiges Handeln voraus. Der Synodale Weg, die vielfältigen Bemühungen zur gleichzeitigen Umsetzung unter anderem in den bayerischen (Erz-)Diözesen und die praktische Realisierung der Entscheidungen und Vorschläge unter anderem der Würzburger Synode müssen hierzu ein Weg sein.


Verfasst von:

Joachim Unterländer

Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern