Ausgabe: November-Dezember 2024
Aus dem LandeskomiteeDemokratie braucht Bildung
Gemeinsames Forum mit der Katholischen Akademie in Bayern
Es ist Aufgabe des Landeskomitees, gesellschaftliche Entwicklungen zu beobachten und Anliegen der Katholikinnen und Katholiken in der Öffentlichkeit zu vertreten. Es soll dabei die Tätigkeit der in ihm zusammengeschlossenen Kräfte aufeinander abstimmen und auch gemeinsame Veranstaltungen durchführen. So lautet der klare Auftrag im Statut des Landeskomitees. Und genau dies geschah am 13. September 2024 zusammen mit der Katholischen Akademie.
Die ganze Vielfalt kirchlichen Engagements und das öffentliche Leben Bayerns wurde an diesem Tag in den Örtlichkeiten der Katholischen Akademie sichtbar. Viele bedeutende Persönlichkeiten, die in Staat und Politik, Wirtschaft, Bildung oder Kultur Verantwortung tragen, kamen miteinander ins Gespräch und tauschten sich über Anregungen und Einschätzungen aus. Der unterhaltsame und festliche Abend diente ebenfalls dazu, allen Beteiligten ausdrücklich Dankeschön zu sagen.
Die Botschaft dieses Abends lautete: Demokratie braucht Bildung. Wir als Kirche gestalten Bildung – in allen Lebenslagen: Kita, Schule, Uni, offene Jugend- und Erwachsenenbildung. Haupt- und Ehrenamtliche leisten dadurch einen unbezahlbaren Beitrag zur Stärkung unserer Demokratie. Wie können wir dieser Verantwortung künftig gerecht werden? Ein Austausch mit Kultur und Politik zu diesem Thema stand im Mittelpunkt unseres „Gemeinsamen Forums“. Es diente auch der bayernweiten Koordination auf der Arbeitsebene: Verbände, Diözesanräte, Sachausschüsse und Akademiegremien nutzten den Tag für ihre Sacharbeit und um inhaltliche und strategische Fragen zu diskutieren. Die Verantwortlichen, Vorstände und Leitungen der Verbände, Mitgliedseinrichtungen und Gremien sowie Vertreterinnen und Vertreter von Politik, Kultur und Gesellschaft standen bei einer „Poster-Session“ im Park der Akademie für Fragen und zum Austausch bereit.
Der Vorsitzende des Landeskomitees, Joachim Unterländer, leitete den festlichen Abend mit einer Begrüßung ein. Darin betonte er neben dem Wert der Vernetzung und des Austausches auch das Ansinnen, kirchlich Engagierte mit Personen aus Politik und Gesellschaft, Wissenschaft, Kultur und Kirche ins Gespräch zu bringen, das nachweislich gelungen ist. Er unterstrich die Tatsache, dass sich bundesweit mehrere hunderttausend Menschen in kirchlichen Organisationen und Gruppierungen ehrenamtlich engagieren, von der Caritas mit ihren sozialen Betätigungsfeldern, über die Pfarrgemeinden, Dekanate und Diözesanräte, die Verbände mit ihren lokalen und landesweiten Strukturen, bis hin zu Bildungseinrichtungen. „Die jüngste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung hat den Stellenwert des Ehrenamts in den Kirchen nochmals unterstrichen: Allein 49 Prozent der katholischen Befragten und 46 Prozent der evangelischen Befragten gaben demnach an, sich in den zurückliegenden zwölf Monaten ehrenamtlich engagiert zu haben“, sagte Unterländer.
Thesen des Abends
In Form kurzer Filmeinspieler wurden von Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, Anna Stolz, bayerische Staatsministerin für Unterricht und Kultus, sowie weitere Expertinnen und Experten aus dem Bildungsbereich Thesen und Impulse zum Thema „Demokratie braucht Bildung“ vorgebracht.
Kirche und Bildung sind eng miteinander verbunden, was sich in der ersten These „Kirche braucht Bildung“ widerspiegelt. Das Christentum ist eine Bildungsreligion, die Werte wie Dialog, Gebet und Musik vermittelt. Diese Fähigkeiten sind grundlegend, um den Glauben in seiner vollen Tiefe zu erfahren. Die Kirche als Bildungsinstitution unterstützt damit nicht nur das individuelle, sondern auch das gemeinschaftliche Lernen innerhalb der Gesellschaft.
Die zweite These „Bildung braucht Gott“ zeigt, dass Bildung ohne ethische Orientierung unvollständig bleibt. Die bayerische Verfassung nennt die Ehrfurcht vor Gott als oberstes Bildungsziel. Dies weist darauf hin, dass Bildung nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch moralische Werte wie Respekt und Menschenwürde fördern muss. Gott wird hier als Quelle dieser Werte verstanden, unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion.
Die dritte These „Staat und Kirche brauchen einander“ hebt die enge Zusammenarbeit zwischen beiden Institutionen hervor. Kirchen betreiben Kindergärten, Schulen und Erwachsenenbildungsstätten, die vom Staat unterstützt werden, weil sie wesentliche Werte wie Menschenwürde und Demokratie fördern. Beide Seiten profitieren von dieser Kooperation, die das Gemeinwesen stärkt und Ressourcen effizient einsetzt.
„Bildung braucht Vielfalt“, so lautet die vierte These. Bildung ist ein lebenslanger Prozess, der nicht nur in Schulen stattfindet. Besonders in Zeiten des Wandels spielen zivilgesellschaftliche Akteure wie die kirchliche Erwachsenenbildung eine zentrale Rolle, indem sie lebenslanges Lernen fördern und Menschen in verschiedenen Lebenssituationen erreichen.
Die fünfte These „Demokraten brauchen Kompetenzen“ macht deutlich, dass Demokratie kompetente Bürger benötigt, die sich für Menschenrechte und Würde einsetzen. Diese Kompetenzen werden nicht nur in der Schule vermittelt, sondern durch eine tiefgehende Werteerziehung, die auch die Kirche unterstützt.
Die Jugend, betont in der sechsten These „Zukunft braucht Jugend“, ist der Schlüssel für die Zukunft unserer Gesellschaft. In kirchlichen Jugendverbänden lernen junge Menschen demokratische Prozesse kennen und gestalten diese aktiv mit. Sie tragen so wesentlich zur Zukunftsfähigkeit der Demokratie bei.
„Schule braucht Eltern“ ist die siebte These, die die wichtige Rolle der Eltern in der Bildung ihrer Kinder betont. Bildung ist eine gemeinsame Aufgabe von Schule und Elternhaus, bei der beide zusammenarbeiten müssen, um das Potenzial der Schülerinnen und Schüler zu entfalten.
Abschließend erinnert die achte These „Bildung braucht Nächstenliebe“ daran, dass Bildung nicht ohne Solidarität und Gerechtigkeit funktionieren kann. Bildungsgerechtigkeit erfordert den Einsatz von Kirche, Staat und Gesellschaft, um Chancengleichheit zu ermöglichen, besonders für diejenigen, die aufgrund von Armut oder schwierigen Lebensumständen benachteiligt sind.
Regisseur Marcus H. Rosenmüller und Theresa Schopper, baden-württembergische Ministerin für Kultus, Jugend und Sport, diskutierten im anschließenden „Podium: Reflexionen“ zusammen mit Moderator Achim Budde, Direktor der Katholischen Akademie in Bayern, diese Thesen. Mit einem Abendessen und Gelegenheit zur Begegnung im Park der Akademie sowie dem ökumenischen Stundengebet „Abendlob“ klang das erste gemeinsame Forum „Demokratie braucht Bildung“ aus.
Für die musikalische Rahmung des Tages sorgte die „HeiligGeistBand“ aus Hamm, die überregional bekannt ist.
Die Katholische Akademie in Bayern hat zur Veranstaltung ebenfalls einen Bericht verfasst, der hier eingesehen werden kann: https://kath-akademie-bayern.de/wp-content/uploads/KT_Gemeinsames-Forum_3-2024.pdf