Ausgabe: Januar-Februar 2025
KommentarAuf Augenhöhe

Ich heiße Christine Schmid, bin 58 Jahre alt und wohne seit 38 Jahren in Altmühldorf in der Pfarrei St. Laurentius.
Für mich spielte das Ehrenamt von Anfang an eine große Rolle. Als neu Hinzugezogene ist das eine gute Gelegenheit, Anschluss zu finden. Ich habe meine ehrenamtliche Tätigkeit schon als Elternbeiratsvorsitzende im Kindergarten begonnen, später in der Schule und dann auch im Pfarrgemeinderat. Zurzeit engagiere ich mich in der Pfarrei für die Frauen im Pfarreiverein Laurentiusfrauen und für die Seniorinnen und Senioren im Seniorenclub, unter anderem im Kurs „Fit im Alter“ mache ich für sie Gedächtnistraining. Gerade von ihnen erfahre ich eine große Wertschätzung für meine Arbeit und besonders für die investierte Zeit. In den vielen Jahren, in denen ich ehrenamtlich tätig bin, habe ich auch schon viele hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pfarreien erlebt und mit ihnen zusammengearbeitet. Wenn diese Zusammenarbeit immer auf Augenhöhe und im guten Miteinander stattfindet, macht es große Freude sich zu engagieren. Die Wertschätzung ist besonders wichtig, damit die Freude am Ehrenamt nicht verloren geht. Wenn sich jemand gegen die Hauptamtlichen durchsetzen muss, um etwas in der Pfarrei bewirken zu können, ist das sehr aufreibend. Das habe ich so nie erlebt, allerdings schon auch sehr viel Desinteresse an der Arbeit, die in der Pfarrei gemacht wird.
Die Zusammenarbeit mit Haupt- und Ehrenamtlichen wird angesichts des Personalmangels, des Personalplans, der Dekanatsstruktur usw. immer wichtiger werden. Auf die Ehrenamtlichen der Pfarreien kommen sicher immer mehr Aufgaben zu. Deshalb ist eine Kultur der Wertschätzung besonders wichtig, was aber gerade wegen des Personalmangels schwieriger wird.
Ich bin nicht nur in der Pfarrei ehrenamtlich tätig, sondern ich bin Dekanatsrats- und Kreiskatholikenratsvorsitzende im Dekanat Mühldorf. Hier suchen wir schon seit einigen Jahren Möglichkeiten, wie wir die Ehrenamtlichen der Pfarreien unterstützen können. Seit vielen Jahren haben wir mit unseren Dekanen ein gutes Miteinander auf Augenhöhe und wir konnten für die verschiedensten Tätigkeiten in den Pfarreien Unterstützung und Hilfen anbieten. Bei Work Shops zu verschiedenen Themen haben sich auch Hauptamtliche bereit erklärt, sich mit den Ehrenamtlichen zu treffen und sich auszutauschen. Wir haben im Landkreis Kurse für Gottesdienstbeauftragte, Lektorenkurse oder Kommunionhelferkurse. Das ist auch Wertschätzung, wenn es solche Angebote vor Ort gibt.
Seit 20 Jahren biete ich einmal im Jahr, mit dem Kreiskatholikenrat eine Ehrung für Ehrenamtliche an. Jede Pfarrei aus dem Landkreis darf eine Person melden, die besonders geehrt werden soll. Mit ihren Partnern sind sie zu einem Festabend mit einer Vesper, gutem Abendessen, Musik und der Ehrung, wo auch die hauptamtlichen Mitarbeiter der Pfarreien dabei sind und die Laudatio sprechen, eingeladen. Als Anerkennung gibt es eine Anstecknadel und eine Urkunde. Dieser Abend wird von allen sehr geschätzt und gut angenommen.
Die Dekanatsreform bedeutet auch eine Änderung für die Menschen in den Pfarreien. Als ehrenamtliches Mitglied im Dekanatsteam versuche ich die Bedürfnisse zu erkennen und die Neustrukturierung für die Ehrenamtlichen so gut wie möglich mit zu gestalten.