Ausgabe: Januar-Februar 2025
KolumneFeuer löschen, Vereinsmeierei, Forschungshilfe – und alles ohne Flocken?

Eine Frage der Ehre
Nichts anbrennen lassen. Gemeinsam anpacken. Dingen auf den Grund gehen. Wer das tut und nichts dabei verdient, muss ein besonderes Motiv haben. Von der Wertschöpfung also zur Wertschätzung? Im Grunde geht es um beides, das ist das Besondere dabei! Die Ausdrucksformen? Mannigfaltig! Vorlesedienst für blinde Menschen. Besuchsdienst für Senioren. Tierhilfe. Bergwacht. Katastropheneinsätze. Notfallseelsorger. Rettungssanitäter. Trauerbegleiter. Das alles leisten Menschen mitunter freiwillig, sprich ehrenamtlich. Nicht zu vergessen die Freiwillige Feuerwehr. Das muss mehr sein als bloße Vereinsmeierei. Was ist hier das „Mehr“? Menschen wollen helfen, sich sinnvoll betätigen. Sie wollen einen Wert schöpfen für den Nächsten, weil sie ihn wertschätzen. Das ist nochmals eine andere Dimension als beim Bruttoinlandsprodukt. Womöglich haben wir es mit dem Bruttohelferprodukt zu tun – mit dem Bruttoherzensprodukt vielmehr? Stets zu Diensten, am Start sein für Menschen – ebenso für Tiere. Das Ganze aus freien Stücken, in der Freizeit. Da gehört nicht nur ein bisschen, sondern ganz schön viel Motivation dazu. Schauen wir uns das mal im regulären Sektor an: Wer dort eine Arbeit verrichtet, wird dafür bezahlt. Wer dort tätig ist, hat einen Boss, dem er Respekt entgegenbringt. Im ehrenamtlichen Bereich gibt es selbstredend auch gewisse Strukturen, damit der jeweilige „Laden“ funktioniert. Oftmals hat ein Betrieb reguläre Bedienstete und obendrein ehrenamtliche Helfer. Sind Letztere Christen, engagieren sie sich für das Reich Gottes. Dann haben sie eine besondere Motivation und – neben dem Boss aus dem „Laden“ noch einen besonderen Dienstherrn. Deshalb schwingt hier mehr mit als eine bloße Vereinsmeierei. Sie wollen ein Stück abgeben, etwas weitergeben, sich für andere einsetzen. Sei es, dass sie Blinden die aufgelaufene Korrespondenz vorlesen und wegsortieren. Oder dass sie Senioren aus ihrer Einsamkeit befreien, und sei es nur für wenige Stunden in der Woche. Viele Tiere in Tierheimen freuen sich über Auslauf, Ansprache, Kameradschaft. Dann gibt es Rettungseinsätze unterschiedlichen Kalibers, sei es hoch droben auf einem Berg oder drunten in der Schlucht. Außerdem Helfer und Seelsorger inmitten einer Massenkarambolage, ob für blutende Wunden oder die verwundete Seele. Und wenn – das irdische Leben betreffend – niemand mehr zu helfen vermag, halten Trauerbegleiter mit aus, trösten, sind da. Bei all diesen ehrenamtlichen Einsätzen geht es nicht um Knete, Kröten, Flocken – nicht auf den ersten Blick. Doch um die Ecke gedacht könnte es darum gehen, aber anders: Geht es nicht um Modelliermasse, um die Welt zum Besseren zu formen? Geht es nicht darum, allem Unken zum Trotz etwas Frohsinn in die Welt zu quaken? Und geht es nicht darum, dem Nächsten etwas Gutes zu tun, das ihn mit Wertschätzung ummantelt wie die Schneeflocke einen Tannenzweig? Das ist das Wertschöpfen in seiner schönsten Form aufgrund des Wertschätzens, beispielsweise und gerade im Ehrenamt.