Ausgabe: Januar-Februar 2025
SchwerpunktFreiwillige Feuerwehren: Gebraucht, aber auch geschätzt?

Warum Wertschätzung des Ehrenamtes alle angeht - und wie sie gelingen kann
Etwa 318 000 Aktive in etwa 7 500 Freiwilligen Feuerwehren stellen den Brandschutz in Bayern sicher. Nur die sieben größten Städte verfügen über eine Berufsfeuerwehr. 2023 wurden mehr als 27 Millionen Einsatzstunden im Ehrenamt geleistet. Der Stundenlohn: 0,00 €, eine finanzielle Aufwandentschädigung gibt es für den Dienst normalerweise nicht. Mit dem Feuerwehrdienst erfüllen die Ehrenamtlichen eine kommunale Pflichtaufgabe, eine Besonderheit dieses Ehrenamtes.
Einen Nebenverdienst bietet das Ehrenamt nicht, dafür viele persönliche Vorteile, zum Beispiel persönliche Weiterentwicklung, das Gefühl der Zugehörigkeit oder die Gewissheit einen sinnstiftenden Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Was sich die Ehrenamtlichen dringend wünschen, ist Anerkennung. Einer Umfrage der TH Nürnberg zufolge sehen die Feuerwehrleute in neuen Formen der Anerkennung den dringendsten Handlungsbedarf.
Die Wertschätzung der Ehrenamtlichen in den Freiwilligen Feuerwehren ist es also, die für das Fortbestehen dieses einzigartigen, sicherheitsrelevanten Ehrenamtes zentral sein wird. Wertschätzung umfasst unter anderem Anerkennung, Respekt, ehrliches Interesse und Würdigung der Menschen, die dieses Ehrenamt ausüben.
Wertschätzung des Ehrenamtes als gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Die Ehrenamtlichen in den Freiwilligen Feuerwehren leisten einen unschätzbaren Beitrag zu unserer Gesellschaft. Neben der Hilfeleistung für Bürgerinnen und Bürger in Not darf die gesellschaftliche Rolle der Feuerwehren nicht unterschätzt werden. Gerade im ländlichen Raum prägen die Feuerwehren das gesellschaftliche Leben mit Maibaumaufstellen, Aktionen für Kinder und Jugendliche und ihren vielfältigen Festen.
Die gesamte Gesellschaft profitiert vom Engagement der Ehrenamtlichen in den Feuerwehren. Ihr Engagement wertzuschätzen sollte folgerichtig auch als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe betrachtet werden.
Wertschätzung durch die Mitbürgerschaft
Das Wichtigste vorab: Wertschätzung gegenüber den Ehrenamtlichen auszudrücken kann ganz einfach sein. Dank von Menschen, denen geholfen wurde, ist für die Ehrenamtlichen die wichtigste Form der Anerkennung. Ein kurzer Dankesbrief in den Wochen nach dem Einsatz, eine kleine Spende für die Jugendfeuerwehr oder ein paar Süßigkeiten zur Stärkung zwischen den Einsätzen – ein kleines Zeichen des Dankes von Menschen, denen geholfen wurde, ist ein unschätzbares Zeichen der Anerkennung für die Ehrenamtlichen und eine wichtige Motivation für das Ehrenamt.
Auch Bürgerinnen und Bürger, die nicht vom Notfallgeschehen betroffen sind, können ihre Wertschätzung ganz einfach zeigen: durch Respekt. Zu einem respektvollen Umgang gegenüber Einsatzkräften gehört, die Weisungen zu befolgen (zum Beispiel Straßensperrungen zu beachten) und die Arbeit an der Einsatzstelle nicht zu behindern (zum Beispiel Rettungsgasse bilden, nicht gaffen). Auch der Verzicht auf private Foto- und Videoaufnahmen vom Einsatzgeschehen zeugt von Respekt, schließlich möchte sich nicht jede/r Ehrenamtliche ungefragt im Netz wiederfinden. Dass sich verbale oder gar körperliche Attacken verbieten, versteht sich von selbst.
Wertschätzung durch Arbeitgeber, Kollegen und Kolleginnen
Einsätze sind nicht planbar. Ehrenamtliche Feuerwehrleute sind daher in besonderem Maße einem Spannungsfeld zwischen Ehrenamt, Beruf und Familie ausgesetzt. Im beruflichen Umfeld können Vorgesetzte Wertschätzung dadurch ausdrücken, dass sie die Ehrenamtlichen wann immer möglich und nötig nicht nur für den Einsatzdienst, sondern auch für Weiterbildungen im Rahmen der gesetzlichen Regelungen freistellen. Begegnen Kollegen und Kolleginnen den Feuerwehrleuten mit Verständnis für ausgefallene Arbeitszeit aufgrund der Einsatztätigkeit, reduziert das zudem das genannte Spannungsfeld. Auch das bedeutet Wertschätzung des Ehrenamtes.
Das können Kommunen tun
Das Ehrenamt bei der Freiwilligen Feuerwehr weist eine Besonderheit auf: die Ehrenamtlichen erfüllen eine kommunale Pflichtaufgabe. Dies gilt für kein anderes Ehrenamt. Entsprechend sind es die Kommunen, die in einer besonderen Verantwortung stehen, Wertschätzung auszudrücken. Viele vorbildliche Gemeinden geben Inspiration dazu, wie Wertschätzung des Ehrenamtes ausgedrückt werden kann. Einige Formen der Anerkennung seien hier beispielhaft genannt.
Die Kommunen sind vom Gesetzgeber dazu verpflichtet, ihre Feuerwehren auszustatten und zu unterhalten; eine angemessene Ausstattung kann aber auch Ausdruck der Wertschätzung sein. Feuerwehrleute wollen helfen, die dazu nötigen Fahrzeuge, Geräte und Schutzausrüstung zur Verfügung gestellt zu bekommen, zeigt, dass die Kommune die Arbeit der Ehrenamtlichen ernst nimmt.

Die Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit und der Mitgliedergewinnung sowie die Nutzung bereits vorhandener Anerkennungsinstrumente (zum Beispiel Ehrenamtskarte, freiwillige Leistungen der Gemeinde wie die „Feuerwehrrente“) sind ebenfalls Möglichkeiten, die die Kommunen nutzen können. Laut Ergebnissen der TH Nürnberg würden sich viele Feuerwehrleute zudem über weitere kommunale Vergünstigungen freuen (zum Beispiel bei Müllgebühren, Hundesteuer, Vergabe von Bauplätzen, Kita-Plätzen).
Wertschätzung innerhalb der Feuerwehr
Wertschätzung im alltäglichen Feuerwehrdienst ist für die Ehrenamtlichen essenziell. Führungskräfte und Vereinsvorstände sollten daher grundsätzlich auf eine wertschätzende Kommunikation und einen respektvollen Umgang miteinander achten. Lob von Führungskräften, zum Beispiel nach guten Leistungen im Einsatz, die Möglichkeit von Lehrgangsbesuchen, sowie kleine anlassbezogene Aufmerksamkeiten (zum Beispiel Glückwünsche zum Geburtstag), die Ehrung verdienter Kameradinnen und Kameraden oder die Schaffung eines Zugangs zu Vergünstigungen (zum Beispiel Ehrenamtskarte, Ausstellung des Feuerwehrdienstausweises mit RedCard) können Zeichen von Wertschätzung der Führungskräfte gegenüber allen Feuerwehrdienstleistenden sein. Führungskräfte sollten sich der Bedeutung von Wertschätzung für die Motivation der Ehrenamtlichen bewusst machen und dieser gezielt Ausdruck verleihen.
Anerkennungsinstrumente nutzen und weiterentwickeln
Eine angemessene Wertschätzungs- und Anerkennungskultur für das Ehrenamt in den Freiwilligen Feuerwehren wird entscheidend dafür sein, auch in Zukunft genügend Menschen für dieses besondere Ehrenamt zu gewinnen. Wertschätzung des Ehrenamtes ist dabei als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu sehen: alle können einen Beitrag dazu leisten, sei es ein „Dankeschön“ von Mitbürgerinnen und Mitbürgern, Unterstützung durch die Kommunen als Träger der Feuerwehren oder die Kultivierung eines bewusst wertschätzenden Umgangs innerhalb der Feuerwehren durch die Feuerwehrführungskräfte vor Ort. Bereits bestehende Anerkennungsinstrumente sollten daher großzügig genutzt werden. Gleichzeitig wird es aber auch der Etablierung neuer Anerkennungsinstrumente bedürfen, um auch die Wünsche jüngerer, aber auch immer vielfältigeren Ehrenamtlichen in den Feuerwehren gerecht zu werden.
Zum Weiterlesen:
- Einsatz- und Stärkemeldung 2023, Bayerisches Staatsministerium des Innern für Sport und Integration
- Rosenkranz, E. Görtler & E. Buchner (2024): Wer löscht morgen? Engagement und Freiwillige Feuerwehr, Beltz Juventa
Verfasst von:
Johann Eitzenberger sowie Marina I. Wieluch
Vorsitzender Landesfeuerwehrverband Bayern (LFV Bayern) sowie Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, LFV Bayern