Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: März-April 2025

Gesichter des Landeskomitees

Begeistert sein

Kirchliches Engagement hat viele Gesichter

Foto: privat

Georg Steiner (66 Jahre) gehört dem Landeskomitee in seiner Eigenschaft als Landesvorsitzender des „KKV — Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung“ seit Juli 2024 an. Er ist seit mehr als 50 Jahre in der Kirchenmusik aktiv. Ihm liegt besonders die Relevanz und Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche für unsere Gesellschaft am Herzen.

 

 

Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich im kirchlichen Bereich?

Ich bin katholisch sozialisiert. Aufgrund des dramatischen Bedeutungsverlustes der Kirche in Deutschland stelle ich immer mehr fest, dass es um mehr geht als eine starke Kirche. Weniger Glauben, weniger Kirche lässt unsere Gesellschaft erodieren. Sie beginnt auseinanderzubrechen. Fehlendes Gottvertrauen hat auch mehr Misstrauen zwischen den Menschen und auch zum Staat, zur Politik zur Folge.

Wie sind Sie zu Ihrem freiwilligen Engagement gekommen?

Durch meine Eltern. Mit meiner Mutter (91) führe ich heute noch viele Diskussionen. Sie verzweifelt daran, wenn sie verfolgen muss, wie die Glaubensausübung in den Gemeinden verfällt. Ich war immer auch ein politischer Mensch. Sehe aber mit großem Unbehagen, wie die Qualität der Politik abnimmt. Das treibt mich an.

Was beschäftigt Sie im Moment?

Die Kirche dreht sich zu sehr um die eigene Achse – Stichwort: Synodaler Weg, Missbrauchs- und Finanzskandale. Aber wir müssen als Christen auf unsere Gesellschaft einwirken. Als KKV ist uns dies aus dem Geist der Katholischen Soziallehre sehr wichtig. Solidarität, Personalität, Subsidiarität sind in Vergessenheit geraten. Paternalismus hat sich — auch unter starker Mitwirkung der Unionsparteien — breit gemacht. Die Erwartungen an den Staat wurden enorm nach oben geschraubt und können nicht mehr erfüllt werden. Die Folge sind Enttäuschung und Abwanderung vieler Menschen in extreme Richtungen.

Was wollen Sie bewegen?

Es geht darum, diesen Abwärtstrend zu stoppen und wieder nach vorne zu blicken. Kirche muss erst mal wieder ernst genommen werden. Wir beschäftigen uns mit Dingen — Stichworte: Frauenordination, Mitwirkung der Laien etc. — bei denen viele Menschen den Kopf schütteln, das sollte längst selbstverständlich sein. Die Menschen habe bei der Sexualmoral auch nicht darauf gewartet, bis der Katechismus geändert worden ist. Sie tun es einfach, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. So wird es in anderen Bereich auch kommen.

Umso wichtiger ist es, uns auf die den Kern zu konzentrieren. Was macht Christentum heute aus? „Gott zu lieben“ ist mir da zu abstrakt. Warum ist die Kirche im Bereich der Migration nicht stärker vor Ort, indem jedem Flüchtling ein Pate zur Verfügung gestellt wird? Wir brauchen hier neue Dimensionen des Engagements und der gesellschaftlichen Mitwirkung, wo wir auch wieder Vorbilder aus christlichem Verständnis heraus sein sollten.

Kirchliches Engagement hat Zukunft, weil…

unser Menschenbild glaubwürdig und human ist. Nicht die Fokussierung auf „Reparatureinrichungen“ für die Gesellschaft durch Tafeln, Bahnhofsmissionen, Beratungen, Obdachlosenheime darf im Vordergrund stehen, sondern eine Wirtschafts-, Sozial- und Gesellschaftspolitik brauchen wir, die den meisten Menschen ein selbstbestimmtes Leben aufgrund ihres Einkommens, ihrer Rente ermöglicht. Und wir brauchen mehr Bildung und Kultur, um auch christliches Gedankengut, Philosophie, Theologie, die Grundlagen unseres Menschseins wieder neu zu beleuchten, um nicht Ersatzgöttern und der Esoterik Tür und Tor zu öffnen. Da ist der Religionsunterricht genauso gefragt wie Kirchen und Klöster, Kirchenmusik, wovon die Menschen begeistert sind. Hier müssen wir mehr Resonanz erzeugen, um Menschen zu den Geheimnissen und auch zur Faszination des Glaubens zu verhelfen. Aber Voraussetzung ist die eigene Begeisterung und Überzeugung — nicht verbissen und sektiererhaft, sondern aus bayerischer Lebensart heraus. Leben und leben lassen, Freude vermitteln.


Verfasst von:

Gemeinde Creativ

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