Ausgabe: März-April 2025
Meditation„Bekenntnis zu Jesus Christus“ heute?

2025 stellen sich Christinnen und Christen aus vielen Konfessionen eine wichtige Frage neu: Was bedeutet das Bekenntnis zu Jesus Christus eigentlich? Und was heißt heute „Christus bekennen“? Vor 1700 Jahren beim Konzil von Nizäa wurden wichtige Weichen gestellt, als darüber gerungen wurde, wie die Erkenntnisse der Alten Kirche über Leben, Sterben und Auferstehen Jesus Christi und die Bedeutung dieses Geschehens für die Zukunft festgehalten werden könnte. Wer ist überhaupt dieser Christus? Wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich. Wenn Gott selbst Mensch wird und damit den Menschen in Glück und Leid radikal nah ist – welche Konsequenzen hat dies dann für die, die an ihn glauben? Für ihr Handeln in der Nachfolge Jesu?

Im vergangenen Herbst besuchte eine recht spezielle Reisegruppe, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern vieler Mitgliedskirchen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen gemeinsam die Stadt Rom. (Florian Schuppe hat für Gemeinde creativ 1/2025 beschrieben, wie er Rom durch die Augen dieser Gruppe neu gesehen hat.) Eine Station dieser Reise war die St. Bartholomäus-Basilika auf der Tiberinsel. Dort hat die Gemeinschaft Sant’Egidio einen Gedenkort für die neuen Märtyrer des 20. und 21. Jahrhunderts eingerichtet. Märtyrer heißt übersetzt: Zeuge, Glaubenszeuge. In der Kirche selbst lädt eine Ikone ein, sich die Schicksale von Menschen vor Augen zu halten, die ihrem Glauben in Verfolgung treu blieben und deren aus dem Glauben motiviertes Handeln, ihr friedfertiger Einsatz für Arme, Unterdrückte, Verfolgte, Verachtete – um der Gerechtigkeit und der Liebe Jesu Christi willen – dazu geführt hatte, dass sie selbst getötet wurden. In den Nischen der Seitenaltäre finden sich Gegenstände, die an Glaubenszeugen verschiedener Kontinente erinnern. In der unter der Basilika liegenden Krypta sind Reliquien und Zeugnisse von Menschen zu sehen, die ihr Leben hingegeben haben, weil sie das lebendige Bekenntnis ihres Glaubens vor ihr eigenes Wohlbefinden gestellt hatten. Bekenntnis des Glaubens erschöpft sich nicht im Sprechen des Glaubensbekenntnisses im sonntäglichen Gottesdienst, sondern zeigt sich ganz praktisch im Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden um des Glaubens an Christus willen, im Widerstehen gegen lieblose, menschenverachtende Ideologien, in der Parteinahme für die, die keinen Beistand haben. Das wird anschaulich in vielen kleinen biografischen Porträts der Glaubenszeugen aus verschiedenen Kirchen und aus aller Welt. Natürlich umfasst die Sammlung in der St. Bartholomäus-Basilika nur einen kleinen Ausschnitt aus der Vielzahl der Glaubenszeugnisse unserer Zeit. Und man kann ihrer auch an anderen Orten gewahr werden. Anfang April zum Beispiel in Flossenbürg/ Oberpfalz, wenn im April 2025 des 80. Todestages des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer gedacht wird. Er war kurz vor Kriegsende noch hingerichtet worden, weil er sich dem Nazi-Regime entgegen gestellt hatte.
In einer Nische der Krypta gibt es einen kleinen Ort des Gebets und der inneren Ausrichtung. Ich saß wenige Minuten dort auf einem Stuhl, blickte auf Kerze und Ikonen und wusste mich umgeben von den Glaubensmenschen, von der Schar derer, die mir bereits vorausgegangen sind. Sie fragten mich: Wie sieht dein Glaubenszeugnis aus? Wie bekennst du dich zu Christus – heute – 2025?

Dr. Maria Stettner ist evangelisch-lutherische Pfarrerin und arbeitet als Referentin für Ökumene und Interreligiösen Dialog im Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern in München.
Verfasst von:
Maria Stettner
Evangelisch-lutherische Pfarrerin und Referentin für Ökumene und Interreligiösen Dialog im Landeskirchenamt der ELKB