Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: März-April 2025

Editorial

Individuell unterstützen

Foto: ADAM121 / Adobe stock

Liebe Leserin, lieber Leser,

junge Menschen sind engagiert, kritisch und auf der Suche nach Gemeinschaft. Doch klassische Angebote der Kirche erreichen sie oft nicht mehr. Wie kann Jugendarbeit in der Pfarrgemeinde zeitgemäß gestaltet werden?

Jugendliche stehen vor großen Herausforderungen. Zukunftsängste, wirtschaftlicher Druck und die Frage nach Zugehörigkeit beschäftigen sie. Viele fühlen sich nicht gehört und wünschen sich mehr Partizipation. Sie engagieren sich, aber oft lieber projektbezogen als langfristig. Es lohnt sich, direkt mit ihnen ins Gespräch zu kommen und zu fragen, was sie interessiert und was ihnen fehlt.

Sie brauchen geschützte Orte, um sich auszuprobieren, sich auszutauschen und Verantwortung zu übernehmen. Erfolgreiche Formate wie der „8er-Rat“ in Ebersberg zeigen, dass junge Menschen mitgestalten wollen, wenn sie ernst genommen werden. Dabei muss Jugendpastoral nicht nur für sie, sondern mit ihnen gestaltet werden. Wichtiger als vorgefertigte Gruppenstunden ist eine persönliche Begleitung, die zuhört und individuell unterstützt. Jugendliche sollten außerdem die Möglichkeit haben, eigene Projekte zu gestalten, und die Kirche muss dort präsent sein, wo sie kommunizieren – insbesondere auf digitalen Kanälen.

Ein weiterer entscheidender Punkt ist das Thema Vielfalt. Die Evangelische Jugend Bayern (EJB) zeigt mit ihrer queeren Jugendarbeit, wie Kirche als sicherer Raum für alle gestaltet werden kann. Auch katholische Gemeinden sollten sich bewusst mit dem Thema auseinandersetzen und Vielfalt sichtbar machen. Gesprächsangebote, der Austausch mit queeren Jugendgruppen sowie inklusive Sprache und Aktionen können dazu beitragen, dass sich alle willkommen fühlen.

Jugendarbeit ist keine Nebensache, sondern eine Investition in die Zukunft der Kirche. Dafür braucht es verlässliche Strukturen mit hauptamtlicher Begleitung und gesicherten finanziellen Mitteln. Gleichzeitig müssen junge Menschen aktiv in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, denn wer Verantwortung übernehmen darf, bleibt langfristig engagiert. Auch die Frage nach passenden Räumen ist zentral. Nicht alles muss in der Kirche stattfinden – oft gibt es Orte, an denen sie sich wohler fühlen.

Letztlich sind junge Menschen kein Publikum, das abgeholt werden muss – sie sind Teil der Kirche. Wer sie als Partnerinnen und Partner ernst nimmt, kann neue, inspirierende Formen von Gemeinschaft schaffen.

Diese Ausgabe möchte die aktive Jugendarbeit vor Ort unterstützen und Mut machen, Tipps geben und für Verständnis für „die“ Jugend werben, die es aufgrund ihrer Diversität so gar nicht gibt. Gerade das sollte Neugier wecken.

Viel Freude beim Lesen und gute Anregungen für Ihre kirchliche Arbeit wünscht Ihnen

 

 

 

Hannes Bräutigam
Redaktionsleiter


Verfasst von:

Hannes Bräutigam

Redaktionsleiter