Das Magazin für engagierte Katholiken

Ausgabe: Mai-Juni 2025

Editorial

Habt Mut!

Foto: SURACHAT / Adobe stock

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Warum glaubst du noch an Gott? Warum bist du noch in der Kirche?“ Diese Fragen hören viele Engagierte immer öfter – nicht nur aufgrund von Missbrauchsskandalen oder Reformdebatten, sondern grundsätzlich. Um auf diese Fragen angemessen antworten zu können, ist Rüstzeug gefragt. Dazu soll diese Ausgabe dienen. Wie lässt sich heute unser Glaube noch glaubwürdig vertreten?

In Projekten wie „nicht egal“ zeigt sich, wie wertvoll es ist, auf die Zweifel, Fragen und Hoffnungen der Menschen einzugehen und ihnen zuzuhören. Dieses offene Gespräch hilft dabei, die eigene Glaubensgrundlage besser zu verstehen und überzeugender darzustellen.

Dabei wird deutlich: Der Glaube lässt sich nicht einfach logisch beweisen. Vielmehr bewährt er sich im praktischen Handeln, in konkreter Nächstenliebe und gelebter Solidarität. Gerade heute, wo ethische Verantwortung höher bewertet wird als rein logische Argumente, eröffnet dies große Chancen, den Glauben glaubwürdig und nachvollziehbar zu machen.

Zugleich ist es notwendig, den Glauben nicht nur auf soziale Aktivitäten zu beschränken, sondern auch mutig von der Hoffnung auf Erlösung und vom ewigen Leben zu sprechen. Glaube braucht authentische Zeugnisse und persönliche Geschichten, die zeigen, dass er Halt und Orientierung bieten kann – auch und gerade in Zeiten der Unsicherheit.

Besonders wertvoll sind dabei ehrliche Gespräche. In solchen Begegnungen zeigt sich, dass Glaube weder perfekt noch unerschütterlich sein muss, um glaubwürdig zu sein. Viel wichtiger ist es, authentisch, offen und verletzlich zu bleiben. Und dafür braucht es Räume, Gesprächsräume, Debattenräume, Gespräche da, wo die Menschen sind. Vielleicht ist auch schon der Begriff "Glaube" schwierig im Gespräch und unzureichend für die Beschreibung christlich-religiöser Überzeugungen. Zu verlockend ist es, "Vernunft" oder "noch bei Verstand" als Alternative zu "Glaube" ins Spiel zu bringen. Dabei glaubt jeder Mensch an etwas. An deutschen Bahnhöfen scheint "Glaube" derzeit am meisten verbreitet zu sein, oder wann glauben Sie, dass Ihr Zug kommt? Unverfänglicher erscheint dagegen der Begriff "Spiritualität". Doch auch spirituelle Angebote werden schnell langweilig, wenn sie nicht stark personalisiert sind. Und sie haben eine Rede von Gott nicht nötig. Wie auch immer - es geht letztlich darum, den Mut zu haben, über den Glauben zu sprechen – und zwar nicht belehrend, sondern persönlich und aus Überzeugung. Nur so kann Glaube neu entdeckt, tiefer verstanden und glaubwürdig vermittelt werden. Der Weg dazu liegt im offenen Dialog und im ehrlichen Teilen dessen, was uns trägt und bewegt.

Viel Freude beim Lesen und gute Anregungen für Ihre kirchliche Arbeit wünscht Ihnen

 

 

Hannes Bräutigam
Redaktionsleiter


Verfasst von:

Hannes Bräutigam

Redaktionsleiter