Ausgabe: Mai-Juni 2025
InformationenWas bedeutet uns Gott?

Miteinander vernünftig im Dialog bleiben
Von Stephan Mokry, Referent für Theologische Erwachsenenbildung der Domberg-Akademie, Freising
Im kirchlichen Ehrenamt, in Räten und Gremien – Aktive erleben mitunter kritische Anfragen, die nicht mehr nur auf den Missbrauchsskandal oder Reformdebatten zielen, sondern auf die tragende Mitte ihres Engagements: Wie kann man heute an Gott glauben?
„GOTT.neu.denken“ der Domberg-Akademie des Erzbistums München und Freising gibt Raum, über Gott nachzudenken und so eine gute Gesprächsgrundlage zu erhalten, auch um über das eigene Engagement begründet auskunftsfähig zu sein – eine Herausforderung übrigens, die so ähnlich schon am Anfang des Christentums bestand.
Denn was die Christen glauben, ist schon seltsam: ein Gott, der Mensch wird und stirbt. Für die antike Mainstream-Weltanschauung gebildeter Kreise waren zentrale christliche Überzeugungen völlig unvernünftig, sie widersprachen der gängigen Vorstellung von einem Gott, der ewig, unteilbar und unveränderlich ist. Daher suchten ab ca. 100 n. Chr. christliche Denker nach einer Verständigung, um ihren Glauben als vernünftig darzulegen und anknüpfungsfähig an die damalige Umwelt zu machen. In der Folge entwickelten sich theologisches Denken und in etwa 300 Jahren eine komplexe Gotteslehre, wie sie in den frühen Ökumenischen Konzilien formuliert wurde. Aus der Philosophie der Zeit stammen die Begriffe, die einen Gott in drei Personen bei gleichbleibender Wesenheit „denkbar“ machen, der sich in seinem Sohn offenbart, der zwei Naturen hat (wahrer Mensch und wahrer Gott zugleich). Das Bemühen um Verständigung war ein wichtiger Baustein, damit sich das Christentum ausbreiten konnte. Natürlich gab es in der weiteren Entwicklung Höhen und Tiefen, aber die Frage nach einem Gott als Ursprung der Welt stand über Jahrhunderte nie wirklich zur Debatte, obwohl die Gottesfrage das Weiterdenken stimuliert: Wer oder was ist dieser Gott? Wie ist das Leid auf der Welt und die Endlichkeit zu verstehen? Wer ist dieser Gott für mich?
Doch mit dem technischen Fortschritt und der denkerischen Emanzipation des Menschen im 18. und 19. Jahrhundert wurden die Fragen bohrender – und die Konsequenzen härter: Insofern etwas nicht messbar ist, gibt es das nicht. Für die Gottesfrage ist das eine große Herausforderung, da die dominierende zeitgenössische Mainstream-Weltanschauung seither stark naturwissenschaftlich geprägt ist. Der Gottesglaube ist erneut unter speziellem Begründungsdruck, an Gott zu glauben, ist durchaus mit Rechtfertigungsdruck verbunden: und das heißt oft auch Rechtfertigung fürs eigene kirchliche Engagement. Die überall auf der Welt stattfindenden Säkularisierungsprozesse spielen auch vor Ort eine Rolle.
Der Pastoraltheologe Jan Loffeld hat mit seinem Buch Wenn nichts fehlt, wo Gott fehlt jüngst ein weiteres Ausrufezeichen gesetzt. Behauptete man aus christlicher Sicht bisher gerne, dass Menschen, die nicht an Gott glauben, etwas fehlt, so zeigen Studien: diesen Menschen fehlt laut ihrer Aussage nichts, sie versuchen ein gelingendes Leben im Rahmen allgemeingültiger humaner Werte zu realisieren. Hat der Gottesglaube als Sinnhorizont und Motivationsgrund ausgedient? Zugespitzt: Warum investiert man Zeit und Kraft in ein kirchliches Ehrenamt? Inwiefern ist der Glaube persönlicher Antrieb? Wie kann das anderen verständlich gemacht werden?
Daher regt die Domberg-Akademie des Erzbistums München und Freising seit 2016 mit der von Direktorin Dr. Claudia Pfrang entwickelten Reihe „GOTT.neu.denken“ an, die Gottesfrage im Licht der gedanklichen Reflexionen und Konzepte der Gegenwart neu zu durchdenken und für sich zu erschließen und neben der Theologie mit der Philosophie, Soziologie, Psychologie und den Naturwissenschaften in Berührung und ins Gespräch zu bringen. Es lohnt sich, in den gegenwärtigen Transformationsprozessen (auch im Glauben) vorurteilsfrei neue Ansätze mit interessierten Menschen, egal ob aus der Kirche oder anderen Zusammenhängen, zu diskutieren. Viele Teilnehmende kommen aus pfarrlichem oder verbandlichem Background, weil sie erleben, wie Menschen nicht nur mit der Institution Kirche hadern, sondern ihren Gottesglauben verlieren (und man selbst eventuell auch hin und wieder mal Zweifel verspürt). Oft erfahren sie nicht, dass diese Situation als „Zeichen der Zeit“ angesichts der vielen sonstigen Herausforderungen im pastoralen Kontext vor Ort ausreichend ernstgenommen wird. Doch dürfte die Zukunft von Kirche, Christentum und Glaube daran hängen, was Gott für einen selbst und vor allem auch die anderen, suchenden und zweifelnden Menschen bedeutet – und wie man denkerisch verantwortet darüber miteinander im Dialog bleibt. Wenn nicht jetzt, wann dann sollte es heißen: GOTT.neu.denken?
Mehr Informationen gibt es auf der GOTT.neu.denken-Seite der Domberg-Akademie. Hier kann man ausgewählte Inhalte der letzten Jahre, Hinweise auf kommende Veranstaltungen und Infos, wie etwa Videos der Vorträge unserer Online-Kongresse 2021 und 2024 erhältlich sind, finden.
Alles beginnt mit einer Ahnung…
_EOM.webp?m=1747142386)
Taufkurse für Erwachsene
Von Thomas Hürten, Fachreferent für Glaubensorientierung der Erzdiözese München und Freising
Irgendwann und irgendwo beginnt in einem erwachsenen Menschen der Gedanke aufzugehen, dass es einen Gott geben könnte und dass es der Gott Jesu Christi sein könnte. Diese ersten Anstöße haben sehr viel mit persönlichen Fragen und Wegen zu tun. Dann möchte man mehr wissen.
Hilfreich sind glaubwürdige Christinnen und Christen auch da schon, ohne dass sie argumentieren, einfach weil man weiß, dass sie Christen sind und man sie für vernünftig und sympathisch hält. Sie halten die Möglichkeit offen, dass es Gott geben könnte. Die Stille offener Kirchen ist hilfreich, die Majestät heiliger Räume und der Musik ganz besonders, die Zeugnisse des Glaubens auch in Form von Flurprozessionen und -kreuzen, gute Literatur, die die Frage des Todes und einer möglichen Hoffnung darüber hinaus nicht ausklammert, und immer wieder gelebte Caritas, historisch auch in den Werken von heiligen Frauen und Männern greifbar. Gott gründet, lange bevor Menschen uns erreichen. In all diesen Kontexten wird der Glaube eher gegründet oder findet sich gegründet als begründet. Taufkurse ernten, wo Gott durch andere gesät hat.
…. dann beginnt die Suche.
Wer über Gott mehr wissen möchte, muss sich über Literatur, (Autorenempfehlung: Pfarrer Ulrich Lüke), Internetquellen oder Gespräche mit Seelsorgerinnen und Seelsorgern annähern, auch über die offenen Gottesdienste und Bibelgespräche, und wer es nicht ausschließt, die Taufe zu empfangen, der sucht in seiner Pfarrei oder an der Glaubensorientierung der Erzdiözese München und Freising in der Münchner Innenstadt in St. Michael nach einer Taufvorbereitung.
In der zentral gelegenen Stelle, sozusagen auf der Schnittstelle zwischen dem Ordinariat des Erzbistums und den Jesuiten in St. Michael, gibt es die Möglichkeit, sich in einem von November bis zum Pfingstfest erstreckenden Taufkurs vorzubereiten. Tauftermin ist die Osternacht und der Samstag vor dem Weißen Sonntag. Bis Pfingsten 2025 besuchen 30 Menschen diesen Taufkurs.
Gott Suchende
_EOM_web_0.webp?m=1747227362)
Einige wenige darunter sind Flüchtlinge, die nach ihren Heimatländern auch den Islam verlassen wollen, und für die das katholische Christentum eine neue Heimat werden soll, freier als die alte Heimat (gerade für Frauen), international und immer noch so verbindlich in der persönlichen Religionsausübung, dass es Gottesdienst, Gebet, Gebote und Riten und Hingabe als Kern der Botschaft kennt. Mehr Menschen kommen allerdings aus dem Fernen Osten, aus China, Korea und Japan, meist Studierende, die im Christentum auch den Kern abendländischer Kultur sehen. Viele andere sind aus dem Westen wie dem Osten unseres Landes. Die aus dem Osten kommen oft, weil sie ihre religiöse Heimatlosigkeit überwinden wollen, und mit dem Gedanken, man hätte ihnen etwas vorenthalten. Sie haben sich im sogenannten Westen einen Sitz im Leben geschaffen und die Leiter selbst gesetzter Ziele erklommen wie Familie, Haus, Arbeitsposition. Da stellt sich die Frage, wer denn diese Leiter hält, und was geschieht, wenn man von ihr fällt. Sinnfragen brechen auf – wie überhaupt bei vielen, die Studium, Ausbildung oder erste Berufsjahre hinter sich haben und aus dieser Atemlosigkeit erwachen. Aus dem Westen erreichen uns jetzt immer öfter Menschen, die aus christlichen Familien stammen, aber zum Beispiel wegen Konfessionsverschiedenheit der Eltern als Kleinkinder nicht getauft wurden. Sie sind nun erwachsen und wählen jetzt bewusst Konfession und Religion. Eine andere größere Gruppe ist ihr ähnlich, hat aber die Taufe schon empfangen und wird nur noch gefirmt. Sie fanden aber nie oder verloren ihre Glaubenspraxis, sind meist Mitt- oder Endzwanziger, nach Ausbildung und Studium, und sagen: Ich möchte Christin oder Christ sein, und ich will es katholisch sein. Das sind etwa 70 Personen im Jahr, die hier vorbereitet werden. Die Zahlen steigen derzeit im Taufkurs um 100 Prozent an, in den Firmkursen um 40 Prozent. Aber ob das schon ein Trend ist oder nur ein Phänomen, muss sich erst zeigen.
Glauben, dass Gott wirklich ist
Wir Christen denken unsere Religion oft defensiv, als müsse sie sich begründen und beweisen können. Und schon ist in diesem Gedanken die Überforderung angelegt. Wir trauen uns das nicht zu und betrachten den Glauben wie ein privates Hobby. Aber wenn Gott ist, ist er kein Hobby. Und auch der Atheismus ist gewissermaßen nur ein Glaube und hat darum am Zweifel Anteil. Gibt es Gott wirklich nicht? Was, wenn doch? Wir denken in Lagern und sehen bedrückt auf das immer kleiner werdende eigene Lager. Und irren uns. Denn beide Lager sind nicht stabil. Das eigene hat deutliche Schwächen, was die Fähigkeit angeht, begründen zu können, warum und was es glaubt. Das andere darf aber auch als die Gruppe der vielleicht noch nicht Glaubenden angesehen werden. Denn es hat in Teilen Zweifel an seinem Zweifel. Tatsächlich sind alle in Bewegung auf Gott zu und wissen es lange nicht, oder von Gott weg, und wissen es lange nicht. Damit, dass Gott sich auch auf uns zubewegt, rechnen wir noch viel zu wenig.
Das jedenfalls ist so etwas wie die Lehre aus der Arbeit vor Ort. Für Gott ist nichts unmöglich.
Informationen zu denTaufkursen des Erzbistums München und Freising finden Sie hier .
Friedens(t)räume – Engagement über das Friedensjahr hinaus

Das ökumenische Friedensjahr Friedens(t)räume endete im November 2024, doch das Engagement für Frieden geht weiter. Die Evangelische Jugend in Bayern (EJB) und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Bayern laden dazu ein, weiterhin Räume für Dialog, Gebet und Aktionen zu schaffen.
Verschiedene Materialien stehen zur Verfügung, darunter die Toolbox Friedens(t)räume mit Impulsen, Andachten und Methoden für die Jugendarbeit. Zudem können physische Friedens(t)räumeboxen mit weiterem Material bestellt werden. Die Initiatoren betonen, dass Friede aktive Gestaltung erfordert – im gesellschaftlichen Zusammenleben und angesichts globaler Herausforderungen.
Das Friedensjahr war ein Impuls, der weiterwirkt – durch bewusste Reflexion und konkrete Aktionen. (pm)
Weitere Informationen und Materialien finden Sie hier:
„Hab Mut, steh auf!“ – Kampagne zum Katholikentag 2026 gestartet

Mit einer eindrucksvollen Aktion auf der Alten Mainbrücke in Würzburg wurde am 17. März 2025 die Werbekampagne für den 104. Deutschen Katholikentag 2026 vorgestellt. Im Mittelpunkt steht das Leitwort „Hab Mut, steh auf!“, das nun in einer dynamischen Gestaltung in der Öffentlichkeit sichtbar wird.
Die Kampagne setzt auf starke Symbole: kursive Lettern für Bewegung, Pfeile für Aufbruch, ein auffliegender Vogel für Hoffnung. Entwickelt von der Agentur KD1, soll das Design zur aktiven Teilnahme ermutigen. Bischof Franz Jung betonte die Verbindung zur Würzburger Glaubenstradition – Mut und Zeugnis gehören zusammen.
Bis zum Katholikentag im Mai 2026 wird das Motto bundesweit präsent sein. Plakate, Social Media und Veranstaltungen machen es erlebbar. Ziel: Menschen motivieren, sich einzumischen und für eine offene Gesellschaft einzutreten. Jetzt heißt es: Mitmachen, aufstehen, Zeichen setzen! (pm)
Weitere Informationen finden Sie hier und unter Pressemitteilungen.
Mit MumM!: Durchstarten in Bayern

Gut ausgebildet, aber beruflich noch nicht angekommen? Das Projekt MumM! – „Mentorinnen unterstützen motivierte Migrantinnen“ – hilft qualifizierten Frauen mit Flucht- oder Migrationserfahrung in Ingolstadt beim Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt. Davon können Frauen und der Fachkräftemarkt in Bayern profitieren.
„Viele Migrantinnen arbeiten unterhalb ihrer Qualifikation“, betont Rita Schulz, geschäftsführende Vorständin vom katholischen Frauenfachverband IN VIA Bayern. Das Wertebündnisprojekt MumM! fördert deshalb die berufliche Integration zum einen über Workshops und Informationsveranstaltungen. Es vernetzt die Teilnehmerinnen aber auch mit erfahrenen Mentorinnen, die mit Know-how, Tipps und wertvollen Kontakten unterstützen. Ein Erfolgsbeispiel ist Ingrid von Schiller: Die studierte Politik- und Volkswissenschaftlerin fand über MumM! eine Anstellung bei der Stadt Ingolstadt. Außerdem setzt sie ihre Erfahrungen ein, um das Nachfolgeprojekt von MumM! mitzugestalten – und übernimmt, sobald die Finanzierung gesichert ist, dessen Leitung. (ab)
Kontakt:
IN VIA Bayern e.V. Kath. Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit
Maistraße 5, 80337 München.
www.invia-bayern.de
www.bahnhofsmission-bayern.de
instagram und facebook: @bahnhofsmission.bayern
Currywurst im Himmel
Morgens um 9:30 Uhr. Schnell die rote Nase aufgesetzt. Auf dem Weg in die Senioren- und Demenzeinrichtungen und in die Hospize folgen sie dem Auftrag ihres Herzens. Im Schlepptau des alten Koffers haben sie wundersame Begegnungen mit Menschen, die sie mitnehmen in die Welt der Gesundheitsclowns mit ihren großen und kleinen Wundern.
Dabei wissen sie nie, was auf sie zukommt: Freude, Leid, Überraschung und Staunen. Katrin Jantz und Hanna Münch staunen immer wieder selbst über das, was ihnen in ihrem Beruf widerfährt. In ihrem Buch berichten sie von ihren Entdeckungsreisen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern zu den aufregendsten Orten des Lebens, zu Abenteuern, aber auch zu den tiefen, ruhigen Momenten, in denen Äußerlichkeiten keine Rolle mehr spielen. Den Titel für ihr Buch schenkte ihnen eine 103-jährige Dame auf der Demenzstation, als sie im Sterben lag, nach oben blickte und plötzlich voller Inbrunst diesen Satz sagte: „Hoffentlich gibt’s da oben Currywurst und Kuchen“. Darin gibt es fast vergessene Lebensgeschichten, die wahre Schätze beinhalten. Erstaunliches, Tiefsinniges, aber auch schreiend Komisches kommt zum Vorschein, mit den ehrlichsten Geschichten, die so nur das Leben schreiben kann. (hm)
Jantz, Katrin, Münch, Hanna (2024), Hoffentlich gibt’s da oben Currywurst und Kuchen. 176 Seiten, Taschenbuch, Bonifatius, 18 EUR.
Weitere Informationen :
Hoffentlich gibt’s da oben Currywurst und Kuchen – Bonifatius Verlag