Ausgabe: Juli-August 2025
SchwerpunktWenn ein Tier geht – Wege des Abschieds
Einblick in die Welt der Tierbestattung
Tierbestattungen gewinnen an Bedeutung – nicht nur bei Haustieren, sondern zunehmend auch bei Pferden. Wie Tierhalterinnen und Tierhalter Abschied nehmen und was moderne Tierkrematorien leisten, zeigt ein Blick in die Arbeit von Lucia Flohrschütz von Pegasus Tierbestattung.
Tiere begleiten unser Leben auf ganz besondere Weise. Sie sind Familienmitglieder, Seelentröster, Weggefährtinnen und Weggefährten sowie Freunde. In ihrer Nähe erleben wir bedingungslose Liebe, Treue und oft auch das Gefühl, wirklich verstanden zu werden – ohne Worte. Wenn sie gehen, hinterlassen sie eine Lücke, die tief ins Herz reicht. Viele Tierhalterinnen und Tierhalter suchen in dieser schweren Zeit nach einem würdevollen, persönlichen Weg des Abschieds – und genau hier beginnt unsere Aufgabe als Tierkrematorium.
Wir sind ein Pferde- und Kleintierkrematorium, geführt von Menschen, die selbst Tiere besitzen. Einige von uns haben diesen Beruf gewählt, nachdem sie selbst den Verlust eines geliebten Tieres bei uns erlebt und begleitet hatten. Diese persönlichen Erfahrungen prägen unseren täglichen Umgang mit Tier und Mensch. Unsere Arbeit ist mehr als ein Beruf – sie ist eine Herzensangelegenheit.
Abschied mit Würde – früher und heute
Lange Zeit gab es kaum Möglichkeiten für eine individuelle Tierbestattung. Vor allem für Pferde war die Einäscherung in Deutschland rechtlich nicht möglich, da sie unter das Tierseuchenrecht fiel. Pferde gelten per Gesetz als Nutztiere – unabhängig davon, wie sehr sie als Familienmitglieder geliebt werden. Erst seit wenigen Jahren erlaubt der Gesetzgeber unter bestimmten Bedingungen die Kremierung von Pferden in Deutschland. Für viele Tierhalterinnen und Tierhalter ist das ein wichtiger Schritt, um sich auf liebevolle Weise verabschieden zu können – mit dem Gefühl, das Tier nicht einfach „abgeben“ zu müssen, sondern ihm auch im Tod Respekt und Zuwendung entgegenzubringen.
Pferdebestattung mit Herz und Verantwortung
Gerade beim Abschied von einem Pferd ist ein sensibles, respektvolles Vorgehen unerlässlich. Wir holen verstorbene Pferde innerhalb von 48 Stunden ab – ganz gleich, ob sie in der Klinik oder im eigenen Stall gestorben sind. Dabei kümmern wir uns um sämtliche Formalitäten, einschließlich der nötigen Sondergenehmigung, die wir in Zusammenarbeit mit den zuständigen Veterinärämtern ausstellen lassen. Für die Tierhalterinnen und Tierhalter entfällt dadurch ein großer bürokratischer Aufwand in einer ohnehin belastenden Zeit.
In unserem Krematorium bieten wir die Möglichkeit, sich persönlich von dem verstorbenen Pferd zu verabschieden – im sogenannten „Raum der Stille“. Dort können die Besitzerinnen und Besitzer in geschütztem Rahmen noch einmal Zeit mit ihrem Tier verbringen, es berühren oder streicheln. Hohe hygienische Standards gewährleisten dabei einen würdevollen, sauberen Ablauf. Auf Wunsch dürfen Angehörige sogar bei der Einäscherung über ein Fenster zusehen – dieser Moment kann ein bedeutungsvoller Schritt im Trauerprozess sein.
Erinnerungen, die bleiben
Immer mehr Menschen wünschen sich, über den Moment des Abschieds hinaus eine greifbare Erinnerung an ihr Tier zu behalten. Neben der klassischen Urne, die im eigenen Zuhause aufgestellt oder im Garten beigesetzt werden kann, gibt es eine Vielzahl liebevoll gestalteter Andenken. Besonders beliebt ist Erinnerungs- oder Andenkenschmuck, der aus einem Teil der Asche oder auch aus Haaren des Tieres gefertigt wird. In Kombination mit Materialien wie Epoxidharz entstehen einzigartige Schmuckstücke – Ringe, Anhänger oder kleine Medaillons – die das Andenken an das Tier ganz nah bei einem tragen lassen.
Auch die Herstellung eines Diamanten aus der Asche des verstorbenen Tieres ist möglich – ein Verfahren, das zunehmend an Bedeutung gewinnt. Hierbei wird aus dem Kohlenstoff der Asche unter Hochdruck und großer Hitze ein synthetischer Diamant erzeugt, der anschließend geschliffen und zu einem besonderen Schmuckstück verarbeitet wird. Diese Form der Erinnerung ist nicht nur außergewöhnlich, sondern auch tief symbolisch – etwas Kostbares bleibt, selbst wenn das Tier gegangen ist.
Rechtliche Freiheiten in der Tierbestattung
Ein besonderer Aspekt der Tierbestattung in Deutschland ist die rechtliche Freiheit im Umgang mit der Asche. Anders als bei menschlicher Asche, für die das Bestattungsrecht sehr streng geregelt ist, dürfen Tierhalterinnen und Tierhalter mit der Asche ihres verstorbenen Begleiters frei verfahren. Sie dürfen sie zu Hause aufbewahren, im Garten beisetzen oder in einem Tierfriedhof bestatten lassen. Manche verstreuen sie an einem Lieblingsplatz des Tieres – im Wald, auf einer Wiese oder am Wasser (unter Beachtung der jeweiligen kommunalen Vorschriften). Diese Freiheit eröffnet individuelle Wege des Abschieds und kann ein wichtiger Teil der Trauerarbeit sein.
Die Bestattung des Tieres ohne Einäscherung ist in Deutschland von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich geregelt. Je nach geltendem Naturschutzgesetz ist es in manchen Gemeinden erlaubt, das Haustier (Nutztiere wie Pferde ausgeschlossen) auf dem eigenen Grundstück zu bestatten. Auch Tierfriedhöfe bieten eine würdevolle Möglichkeit der Erdbestattung.
Mitgefühl und Nähe in schweren Zeiten
Jedes Tier, das zu uns kommt, wird mit Respekt behandelt. Jedes Gespräch mit einem trauernden Menschen führen wir mit Aufmerksamkeit und Anteilnahme. Wir wissen, wie schwer dieser Schritt ist – weil wir selbst schon an diesem Punkt standen. In der Arbeit mit Tierhalterinnen und Tierhaltern begegnen wir vielen Emotionen: Trauer, Dankbarkeit, Schuld, Liebe. All das darf da sein, darf Raum haben. Wir verstehen unsere Aufgabe nicht nur als Dienstleistung, sondern als Begleitung in einem der schmerzhaftesten, aber auch bedeutungsvollsten Momente im Leben eines Tierfreundes.
Die Liebe zu einem Tier, seine Bedeutung im Leben eines Menschen – all das verdient Anerkennung, auch im Tod. Der Abschied in Würde ist Ausdruck dieser Liebe, ein letzter Dienst an einem treuen Gefährten.
Auch wenn der Abschied von dem geliebten Tier schwerfällt, so überwiegt oft die Erleichterung. Vor allem nach langer, schwerer Krankheit sind viele Tierhalterinnen und Tierhalter nahezu froh, dass ihr Tier nun an einem besseren Ort ist. Bei dem Abschied von Tieren wird immer wieder die Metapher der Regenbogenbrücke verwendet – eine Brücke, die sinnbildlich den Weg in den Himmel öffnet.