Landeskomitee-Vollversammlung im Zeichen der Neuwahlen
Mit der Frühjahrsvollversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern ging im März in Eichstätt auch eine Ära zu Ende. Albert Schmid, der acht Jahre lang an der Spitze des höchsten katholischen Laiengremiums im Freistaat gestanden hatte, stellte sich nicht mehr zur Wahl. In seiner Abschiedsrede ließ er die vergangenen beiden Wahlperioden Revue passieren und zog Bilanz. Schmid lobte die fachliche Kompetenz, die er in den verschiedenen Gremien des Landeskomitees erlebt habe. Er sei dankbar, dass die „Rückkopplung an das Evangelium“ in den Gremien stets spürbar gewesen sei. Nur mit der Unterstützung der Fachleute aus unterschiedlichsten Bereichen, die sich ehrenamtlich engagieren, sei es möglich gewesen, derart komplexe Themen wie das „Weltgemeinwohl“, die Frage nach dem Pro und Contra von Kampfdrohnen, das Für und Wider der Freihandelsabkommen oder auch gesundheits-, sozial- und wirtschaftspolitische Fragestellungen zu bearbeiten. Allen Mitarbeitenden sprach er seinen persönlichen Dank aus.
Bei aller Freude, die ihm sein Amt acht Jahre lang bereitet habe, habe es auch dunkle Momente gegeben, so Schmid. Der Missbrauchsskandal habe ihn erschüttert: „Als ich 2009 gewählt wurde, habe ich mir nicht im Entferntesten vorstellen können, was hier weltweit auf uns zukommt.“ Das Landeskomitee habe sich dafür eingesetzt, weg zu gehen von der Täterperspektive und den Fokus auf das Opferleid zu richten. Es sei nicht zielführend, einzelne Exempel zu statuieren, so Schmid. Dieser Paradigmenwechsel sei inzwischen gelungen.
Der Begriff des „Dialogs“ sei in der Kirche in den vergangenen Jahren überstrapaziert worden, so Schmid. Als Voraussetzung für einen echten Dialog brauche es ein neues Verständnis von Hierarchie. Schmid sagte, Hierarchie müsse dem eigentlichen Wortsinn nach, wieder mehr als eine „Verpflichtung zum Heiligen Anfang“ verstanden werden.
Studienteil zum Thema „Religiöse Bildung“
Im Studienteil beschäftigten sich die etwa 90 Delegierten und Gäste mit der Bedeutung von religiöser Bildung für die Demokratie. Bereits bei der Versammlung im Herbst hatten sich die Mitglieder des Landeskomitees hierzu schon thematisch auf den Weg gemacht (vgl. Seite 35). Nun ging es darum, Aspekte „Religiöser Bildung“ aus verschiedenen Perspektiven und in unterschiedlichen Arbeitsgruppen zu diskutieren. Im Mittelpunkt stand dabei stets der „Ich-Bezug“. Konkrete Praxisbezüge leiteten die Teilnehmer in den Diskussionsgruppen: Was kann jeder von uns schon ab Morgen in diesem Bereich tun? Die Ergebnisse wurden anschließend im Plenum zusammengetragen. So war es der „Denkinsel“ zum Thema „Jugend“ wichtig, hervorzuheben, dass die katholische Kirche junge Menschen bereits ab 14 Jahren an demokratischen Prozessen teilhaben lässt. Bei den Pfarrgemeinderatswahlen dürfen Jugendliche schon ihre Stimme abgeben, während der Staat ihnen dieses Recht erst mit der Volljährigkeit zugesteht. Wichtig sei es dennoch, die Sprachfähigkeit über den Glauben zu verbessern. Auch in der Arbeitswelt können Christen ihren Platz finden und sich und ihre Werte einbringen. Auch Hochschulen können Erlebnisräume anbieten, die mit einer religiösen Hermeneutik erschlossen werden können, so die Kernaussage dieser „Denkinsel“. Zudem sei jeder aufgerufen, als „gutes Beispiel“ voranzugehen und christliche Werte im Alltag vorzuleben. Dies betreffe insbesondere auch die Familien, wie in der entsprechenden Arbeitsgruppe festgehalten wurde. Familien vermitteln Haltungen, die für das demokratische Gemeinwesen wichtig sind und leben diese vor. Der zuständige Sachausschuss im Landeskomitee wird die Ergebnisse des Studienteils nun sondieren und aufbereiten.
ZdK trifft Landeskomitee
Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), war zur Landeskomitee-Versammlung nach Eichstätt gereist. Er sprach eine Fülle von Themen an, die im Moment Kirche und Gesellschaft bewegen, so zum Beispiel den Priestermangel, die Flüchtlingsfrage und wie der Weg in die Zukunft für katholische Laien aussehen könnte. Er sei skeptisch, was den immer größer werdenden Verwaltungsaufwand der Kirche betreffe, so Sternberg. Er zweifle, ob sich Seelsorge einfach so „verwalten“ lasse. Personalität ist für ihn das wichtigste Kriterium vor Ort. Jede Gemeinde brauche feste Ansprechpartner. Das müssten aber nicht zwingend Priester sein, so Sternberg. Deswegen sprach sich Sternberg auch für neue Modelle von Laienverantwortung in den Pfarreien aus. Diese müssten in der Konsequenz auch im Kirchenrecht verankert werden. Wer Ehrenamtliche nicht verlieren möchte, der müsse sie ernst nehmen, so Sternberg. Dazu gehöre es auch, ihnen Kompetenzen zuzusprechen. Das Leitbild der Kirche von heute dürfe nicht die „kleine Herde“ sein, sondern vielmehr eine Kirche, die offen ist für alle Menschen.
Fotos: Alexandra Hofstätter
Das neue Präsidium
Mit 32 Stimmen wählten die Delegierten den CSU-Landtagsabgeordneten Joachim Unterländer (vgl. Interview Seite 12) zum neuen Vorsitzenden. Die Rechtsprofessorin Renate Oxenknecht-Witzsch aus Fürth erhielt 31 Stimmen. Als stellvertretende Vorsitzende wurden gewählt: Michael Eibl, Monika Meier-Pojda und Elfriede Schießleder (siehe Kasten).
Gute Laune bei den Delegierten, während die Stimmzettel eingesammelt werden. Das Ergebnis war am Ende denkbar knapp. Mit nur einer Stimme Vorsprung konnte Joachim Unterländer die Wahl zum Vorsitzenden für sich entscheiden.
Michael Eibl,
geboren 1961, ist Mitglied im Diözesankomitee der Katholiken in Regensburg. Beruflich ist er Direktor der Katholischen Jugendfürsorge in der Diözese Regensburg. Michael Eibl möchte sich für ein selbstbewusstes Auftreten der Laien in der katholischen Kirche einsetzen und die Positionierung der kirchlichen Gremien in Sozial-, Bildungs- und Arbeitsmarkpolitik vorantreiben.
Monika Meier-Pojda,
geboren 1954, war bisher Vorsitzende des Sachausschusses „Caritas und Gesellschaft“ im Landeskomitee. Die Geschäftsführerin des Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Bayern möchte sich vor allem für die sozialen und gesellschaftlichen Themen stark machen, dazu zählt sie insbesondere Frauen- und Familienthemen. Außerdem will sie die Wertediskussion voranbringen.
Dr. Elfriede Schießleder,
geboren 1957, wurde nun zum zweiten Mal ins Präsidium des Landeskomitees gewählt. Sie ist Religionslehrerin an der Berufsschule in Altötting. Elfriede Schießleder ist Landesvorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB) in Bayern und Mitglied im Diözesanrat Passau. Vernetzung und Integration sind zwei ihrer Kernthemen. Sie möchte zukunftsfähige Arbeitsstrukturen im ehrenamtlichen Bereich weiterentwickeln und die Gesellschaft im Sinn des Evangeliums mitgestalten.