Über das Miteinander von Jung und Alt im Pfarrgemeinderat
Wer tut sich als junger Mensch in Bayern denn so ein Gremium wie den Pfarrgemeinderat an? Themen, die weit weg von der Lebensrealität Jugendlicher sind, ein oftmals ermüdender Sitzungsstil und vor allem zumeist mit Abstand der oder die Jüngste im Raum: Es gibt attraktivere Möglichkeiten, seine Freizeit zu gestalten.
Dennoch gibt es sie: Junge Menschen in ganz Bayern, die vor kurzem landauf, landab in die Pfarrgemeinderäte gewählt wurden und in den nächsten vier Jahren in diesen Gremien mitwirken. Gefragt nach ihrer Motivation geben viele an, die guten Erfahrungen, die sie in der katholischen Jugend(verbands)arbeit gemacht haben, auch im Pfarrgemeinderat einbringen zu wollen: ein demokratisches Miteinander, das Gefühl, etwas bewirken zu können und die Pfarrgemeinde zu einem Ort zu machen, an dem sich auch junge Menschen wohlfühlen. Sie wollen frischen Wind und ihre Begeisterung für Kirche und Gemeindeleben einbringen. Und auch der Dialog mit den anderen Gruppen in der Gemeinde und der älteren Generation wird durchaus als positives Moment genannt.
Damit dies gelingt und junge Menschen sich auch über längere Zeit mit Freude und Engagement in den Gremien engagieren, braucht es ein Ernstnehmen der Meinungen und Erfahrungen junger Menschen und eine ehrliche Beteiligung junger Menschen an der Weiterentwicklung der pastoralen Räume. Dass junge Menschen andere Bedürfnisse haben als ältere, liegt auf der Hand. Aber auch ihre Vorstellungen von Kirche und Gemeinde sehen manchmal ganz anders aus als die Kirchenträume, für die sich altgediente Pfarrgemeinderatsmitglieder in ihrer Jugend eingesetzt haben. Daher ist es sicherlich nicht immer leicht, junge Menschen in ihren Anliegen ernst zu nehmen. Damit der Dialog der Generationen klappt, braucht es daher ein aufeinander Hören und eine Sensibilität für die Bedürfnisse der jeweiligen anderen Generation.
Wenn dies gelingt, werden junge Menschen auch Diskussionen und Beschlüsse mittragen, die fernab ihrer Lebenswelt sind. Im Pfarrgemeinderat finden sie ein großes Lernfeld, über ihren eigenen Horizont hinauszuschauen und Verantwortung auch für andere zu übernehmen. Von diesem Miteinander lernt Kirche schließlich als Ganze: Indem sie immer wieder neu und immer mehr erkennt, was ihr Auftrag ganz konkret vor Ort ist: Lass mich dich lernen, dein Denken und Sprechen, dein Fragen und Dasein, damit ich daran die Botschaft neu lernen kann, die ich dir zu überliefern habe. (Bischof Klaus Hemmerle)
Foto: BDKJ Bayern