… Gott kommt zu mir, während ich schlafe. Er weckt mich und sagt: Wach auf, komm mit, ich brauche Dich.
Ich hebe meinen Kopf leicht und murmle: Für was kannst Du mich schon gebrauchen? Ich will einfach weiterschlafen.
Gott schweigt. Dann rüttelt er mich und sagt wieder: Wach auf, komm mit. Ich brauche Dich!
Ich richte mich etwas weiter auf und frage voller Zweifel: Was kann ich für Dich tun? Ich bin ausgelaugt von der Arbeit, müde und will nur meine Ruhe haben!
Gott schaut mich eine lange Zeit so ruhig an, dass ich unruhig werde. An Schlaf ist nicht mehr zu denken. Irgendwann sagt Gott ein drittes Mal: Du, ich brauche Dich!
Ich blicke ihn an und antworte: Entschuldige Gott, ich kann Dir wirklich nicht helfen, bei mir bist Du an der falschen Adresse.
Gott blickt in mein Gesicht und ich spüre die Liebe in seinem Blick. Er beginnt zu erklären:
Ich brauche Dich, weil ich Menschen brauche, die allen Menschen deutlich machen, wie wertvoll sie sind, dass sie geliebt und geachtet sind.
Meine Diskussionslust ist jetzt geweckt und ich entgegne: Du hast gut reden. Siehst Du denn nicht, wie viele Menschen nur an sich denken, andere Menschen aber verachten und unterdrücken.
Schau Dir doch diese Welt an! Wer wird geliebt und geachtet? Und schau Dir auch die Menschen an, die sagen, dass sie an Dich glauben.
Gott sagt lediglich: Komm, steh jetzt ganz auf und geh mit mir. Du selbst hast gesehen, was in dieser Welt los ist und deshalb brauche ich Dich! Du musst bereit sein, mit mir zu Deinen Schwestern und Brüdern zu gehen.
Ich sage: Schöne Worte, aber sie passen nicht in unsere Zeit hinein…
Unserer Erde droht das Verderben, jeden Tag bringen die Nachrichten neue Schreckensmeldungen von überall in der Welt, der Raubbau an der Schöpfung geht weiter, der Klimawandel scheint unausweichlich, Kriege ohne Sinn, ganze Völker auf der Flucht, Hunger, Not und Elend, Mord und Folter…
Gott unterbricht mich: Du siehst genau, was los ist. Du spürst selbst, dass die Zukunft der Erde in Gefahr ist. Willst Du wirklich nichts dagegen tun?
Zögerlich sage ich: Du hast ja Recht. Aber was kann ich alleine dagegen tun? Ich kann diese Welt nicht verändern!
Gott lächelt und sagt: Glaubst Du wirklich, dass Du alleine bist? Denkst Du, ich fordere nur Dich auf, mit mir zu gehen und etwas zu tun? Ahnst Du, wie viele Menschen schon in meinem Namen unterwegs waren und sind? Jetzt stehst Du bereits. Komm‘, geh‘ mit mir und öffne Dich für mich und die Welt!
Ja, ich stehe, aber eigentlich will ich nur stehen bleiben. Ich habe Angst vor dem Gehen und vor dem, was Gott von mir will. Ich soll mich für Gott und die Menschen öffnen?
Gott spürt meine Zweifel, meine inneren Kämpfe und er sagt: Mein Freund, jeder Tag, der aus der Nacht erwacht, ist ein Zeichen für einen Neubeginn. Jedes Licht in der Welt, das das Dunkel erhellt, nimmt ein wenig von der Angst, an der die Menschheit leidet. Jeder Schritt, den Du mit mir zu allen Menschen gehst, bringt Frieden, Freiheit und Trost.
Jeder Stern, der erglüht, jede Blume, die blüht, jeder Grashalm auf der Wiese, jede Knospe im Frühjahr ist ein Stück Hoffnung in dieser Welt.
Komm und werde Du zum Stern, zur Blume, zum Grashalm und zur Knospe für Deine Mitmenschen.
Überleg‘ Dir, was ich Dir alles gesagt habe. Fang‘ im Kleinen an, in Deiner Familie, bei Deinen Freunden, am Arbeitsplatz, in Deiner Pfarrei, in Deiner Gemeinde.
Jetzt lass ich Dich allein.
Ich stehe aufrecht, streckte meine Arme aus zu Gott und spüre ein helles wärmendes Licht. Ich spüre, dass ich mit kleinen Schritten, Gott in meinen Mitmenschen näherkommen kann. Ich muss mich nur für die Welt öffnen.
Ich habe einen Traum, und ich möchte, dass aus diesem Traum in meinem Leben eine Veränderung beginnt.
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