Ökumenische Kunstausstellung in Beratzhausen
Der Markt Beratzhausen in der Oberpfalz feierte im Jahr 2016 sein 1150-jähriges Jubiläum – die ersten schriftlichen Quellen stammen aus dem Jahr 866. Das ganze Jahr über begleiteten besondere Veranstaltungen den runden Geburtstag. Seit den 1990er Jahren gibt es in Beratzhausen das Kuratorium „Europäische Kulturarbeit“. Zum Ortsjubiläum hat man im vergangenen Jahr eine ganz spezielle Ausstellung organisiert: zusammen mit der Pfarrei St. Peter und Paul und der evangelischen Kirchengemeinde gab es eine Kunstausstellung zum Thema „Sehnsucht“. Ausstellungsorte waren der Zehentstadel sowie die beiden Kirchen. Zudem predigten die Pfarrer beider Konfessionen in Sonntagsgottesdiensten zu eben diesem Thema. Als Kuratorin der Ausstellung fungierte die Leiterin des Diözesanmuseums Regensburg, Maria Baumann.
Den Bezug des Ausstellungsthemas zum Ortsjubiläum begründeten die Verantwortlichen des Kuratoriums wie folgt: „Maler und Bildhauer setzen das Gefühl um, mit dem Menschen durch die Jahrhunderte Geschichte gestaltet zu haben. Installationen, Gemälde und Skulpturen laden ein, offen der Sehnsucht zu folgen.“ Kuratorin Baumann verdeutlichte in ihrer Einführung, dass Sehnsucht auch die Richtung für das Leben vorgibt: „Sehnsucht treibt uns an und um, jede Sehnsucht ist auch eine Suche.“ Daher müsse man eher von „Sehn-suche“ sprechen. Für die Einzigartigkeit dieses Wortes spreche auch, so Baumann, dass es in anderen Sprachen kein Pendant zu „Sehnsucht“ gebe.
Im Zehentstadel stand im Eingangsbereich die Installation „Schon in der Nacht sah ich das Licht“ von Alois Achatz aus Regenstauf: ein Haus aus Licht inmitten der Waldfinsternis aus dichten Eisendrahtstiften – Licht als Grundlage des Lebens. Zentral im Ausstellungsraum selbst befand sich das Triptychon „Lust“ von Maria Meier aus Köfering. Mit der Sehnsucht des Ikarus oder dem Menschheitstraum vom Fliegen steht das Bild „Tausendträumer“ von Tom Kristen aus Weil in Verbindung. In die Weiten des Himmels und zugleich die Tiefen des Erdinnern entführte in seinem Werk „Vulkangucker“ der in Rottweil lebende Künstler Tobias Kammerer. Und mit einem Augenzwinkern – mal traurig, mal humorvoll – hatte Barbara Stefan aus Regensburg das Thema „Sehnsucht“ in ihren Bildern bearbeitet.
Darüber hinaus war während der gesamten Ausstellungsdauer in der Pfarrkirche und in der Erlöserkirche je eine Himmelsleiter des Nürnberger Künstlers Hubertus Hess aufgestellt. Der katholische Pfarrer Georg Dunst machte deutlich, dass Sehnsüchte die Menschen und die Gesellschaft antreiben: „Leben und Sehnsucht gehören zusammen.“ Anhand der von Hess an die Leiter angebrachten Handwagendeichsel – auch als Kreuz interpretierbar – verwies der Geistliche auf die Grenzen der Zeit, die Vergänglichkeit und den Tod – andererseits aber auch auf den, der den Tod überwunden und das Kreuz zum Siegeszeichen gemacht hat: Jesus Christus. Insofern gehören die von Hess geschaffene Leiter und das Kreuz zusammen, ebenso die Sehnsucht und das Heil. Einen Sonntag später predigte auch Pfarrer Max Lehnert beim Gottesdienst in der Erlöserkirche zum Thema „Sehnsucht nach Heil“.
Fotos: Bauer