Wenn Sie in die Nähe von Straubing kommen, sollten Sie eines nicht verpassen: einen Gottesdienst in der Basilika St. Jakob. Dieser Besuch wird Ihnen nicht nur wegen der schönen Kirche in Erinnerung bleiben, sondern auch wegen des selbstverständlichen Miteinanders von Menschen mit und ohne Behinderung.
Eine Rampe ermöglicht es allen Besuchern, mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen in die Kirche zu gelangen. Die schweren Türen des Portals schwenken auf Knopfdruck zur Seite. Im Innenraum sind zwei Bankreihen mit einer Induktionsanlage für Menschen mit Hörbehinderung reserviert. Für Gläubige, die schon etwas schlechter sehen oder einfach ihre Lesebrille vergessen haben, gibt es eine ebenso einfache wie effektive Hilfe: das Gotteslob in großer Schrift. Und können Sie sich vorstellen, wie glücklich die Eltern eines schwerstbehinderten Kindes sind, die im breiten Mittelgang Platz für den Rollstuhl finden und direkt bei ihm sitzen können?
Barrierefreiheit schafft in dieser Kirche eine ganz besonders intensive Atmosphäre des Miteinanders. Deshalb haben wir St. Jakob als erste Kirche in Altbayern mit dem Signet „Bayern barrierefrei – Wir sind dabei!“ ausgezeichnet. Es steht für einen konkreten und beachtlichen Beitrag zur Barrierefreiheit und für unsere Hoffnung, viele weitere Menschen in Bayern für den Abbau von Barrieren begeistern zu können.
Und es rührt sich was im Freistaat: wir bauen staatliche Gebäude um, fördern die Anschaffung barrierefreier Busse, verbessern die Barrierefreiheit von Internetseiten – allein von 2015 bis Ende dieses Jahres stellt Bayern ein Investitionsvolumen in Höhe von 430 Millionen Euro für die Beseitigung von Barrieren zur Verfügung. Das Portal www.barrierefrei.bayern.de liefert Informationen und animiert zum Mitmachen. Und genau das ist das wichtigste Stichwort: Wir engagieren uns, aber wir brauchen Partner. Werden deshalb auch Sie Teil der Barrierefrei-Bewegung. Es muss nicht immer der Umbau für mehrere tausend Euro sein, manchmal können schon kleine Veränderungen in einer Kirche oder einem Pfarrsaal Barrieren abbauen.
Für mich gilt: Eine Gesellschaft, die ein selbstverständliches Miteinander möglich macht, ist die beste, in der wir leben können. Deshalb werden wir auch die nächsten Jahre mit vollem Elan am Abbau von Barrieren arbeiten – hoffentlich mit Ihnen an unserer Seite!
Den Domführer zum Regensburger Dom Sankt Peter gibt es nun in Leichter Sprache. Das Büro für Leichte Sprache der Katholischen Jugendfürsorge „sag’s einfach“ hat ihn in einem Kooperationsprojekt mit der Diözese Regensburg in Leichte Sprache übertragen. Hierbei handelt es sich nicht um eine abgespeckte Version, der Band enthält alle wichtigen Informationen zur Geschichte des Doms, zu seinen Kunstwerken und Besonderheiten. Die neue Broschüre beweist, dass vermeintlich komplexe und abstrakte Inhalte sich ebenfalls gut in Leichter Sprache aufbereiten lassen und so für alle Menschen verständlich sein können. Der neue Domführer präsentiert den Regensburger Dom in einem barrierefreien Rundgang und ermöglicht es so Menschen mit Lern- und Verständnisschwierigkeiten, den Dom zu erleben. Auf Grundlage dieses Textes sind auch Domführungen in Leichter Sprache möglich.
„Ein Rundgang durch den Dom Sankt Peter in Leichter Sprache“ ist gegen eine Schutzgebühr von 2 Euro je Stück (zuzüglich Versandkosten) im Infozentrum am Domplatz in Regensburg erhältlich.
Unter dem Titel „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“ gibt es vom Landeskomitee der Katholiken in Bayern eine Arbeitshilfe zum Thema „Barrierefreiheit in Pfarrgemeinden.“ Das Heft möchte einladen und ermutigen, diese zu diskutieren und nach Wegen zu suchen, wie Teilhabe für Menschen mit Einschränkungen verbessert werden kann. Es bietet viele Tipps und Anregungen für die konkrete Umsetzung vor Ort. Es macht aber auch eines klar: Für echte Barrierefreiheit braucht es mehr, als abgesenkte Bordsteinkanten und Induktionsschleifen. Der Wandel muss in den Köpfen beginnen.
„Mit meinem Gott überspringe ich Mauern. Arbeitshilfe auf dem Weg zur barrierefreien Pfarrgemeinde“, ProPraxis 10, ist gegen eine Schutzgebühr von 1 Euro je Stück (zuzüglich Versandkosten) in der Geschäftsstelle des Landeskomitees erhältlich.